Warum Frau sich selten traut

Studie - Zu viele Kinder, zu wenig Knete und überkritisch. Eine neue Studie zeigt, warum so wenige Unternehmerinnen Handwerksbetriebe gründen. Doch es geht auch anders.

Warum Frau sich selten traut

Heike Krohz ist eine mutige Frau. Die Konditormeisterin hat sich im Oktober 2009 mit dem Torten- und Patisserieservice „süß und salzig“ im baden-württembergischen Süßen selbständig gemacht. Es ist ihre zweite Gründung. Ursprünglich hatte sie ihr Unternehmen 2005 im nordfriesischen Niebüll aufgebaut. Weil ihr Mann die Stelle wechselte, zog die Familie ins Schwäbische, wo die tatkräftige 37-Jährige zum zweiten Mal durchstartet. Doch wozu der Stress?
„Als Mutter von drei Kindern würde ich niemals eine qualifizierte Stelle finden und wäre in einer Festanstellung nie so flexibel“, bringt es Krohz auf den Punkt, weist aber auch auf ein Hauptproblem der Gründerinnen hin: „Wenn Frauen gründen, müssen sie um die Familie herum gründen.“
Es sei Wunschdenken, dass in der Kinderbetreuung Gleichberechtigung herrsche, auch wenn eine Frau wie sie einen Mann habe, der sie wunderbar unterstütze.

Beratungsangebote kaum bekannt

Wer Unternehmerin werden will, muss Familie und Beruf gleichzeitig stemmen, genügend finanzielle Mittel und den nötigen Mut aufbringen. All das ist für Frau nicht einfach, wie die Studie „Gründerinnen im Handwerk“ der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) kürzlich belegte. Nur jede vierte Neugründung geht auf dasKonto einer Frau. Bei einem Anteil von 30 Prozent der Beschäftigten im Handwerk sind die Damen damit deutlich unterrepräsentiert. Mit geeigneter Hilfe können Frauen die Hemmnisse überwinden. Umso bedauerlicher, dass nur zehn Prozent der von der FHM befragten Gründerinnen Beratungsangebote für Frauen kannten. Sie setzen bei spezifischen Schwächen an, trainieren zum Beispiel den überzeugenden Auftritt beim Bankberater oder vermitteln Mentorinnen. Heike Krohz fand Rat bei „Frau und Beruf“, wo sie sich ernstgenommen und „von Frau zu Frau“ verstanden fühlte.

Der ZDH sähe gerne mehr Gründerinnen, die Männerdomänen erobern, und will die Weichen dafür in der Ausbildung stellen. Das Kraftfahrzeughandwerk etwa versucht mit einem Wettbewerb der besten Kraftfahrzeugmechatronikerin Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Rechnung: Mehr weibliche Auszubildende in den gewerblich-technischen Gewerken sollen zu mehr Meisterinnen und mehr Gründerinnen führen. Aktuell präsentiert der ZDHweibliche Vorbilder in Männergewerken in der Broschüre zur Studie der Fachhochschule des Mittelstands.

Auch die Kammern sollen ihr Angebot stärker auf Frauen ausrichten. Oft gibt es nur sporadisch Maßnahmen für Unternehmerinnen. „Langsam bewegt sich etwas“, heißt es von Seiten des ZDH. Vorreiter mit einer dauerhaften Stelle für Frauenförderung ist die Kammer Lüneburg-Stade. Bundesweit und branchenübergreifend sind laut KfW-Gründungsmonitor bereits 41 Prozent der Gründungen fraueninitiiert – Tendenz steigend. Für Frauen, die gründen wollen, hat Heike Krohz zwei Tipps: „Sie sollten gut organisiert sein und auf Qualität und Individualität setzen statt auf Masse.“ So selbstbewusst braucht Frau die männliche Konkurrenz bestimmt nicht zu fürchten. +

- rebecca.eisert@handwerk-magazin.de