Vertikalbeförderung von Schüttgüter

Dipl. Ing. Thomas Krasenbrink von VHV Anlagebau und Professor Klaus Baalmann, FH Münster.

Dipl.-Ing. Thomas Krasenbrink (rechts), VHV Anlagenbau GmbH (Hörstel) und Prof. Dr. Ing. Klaus Baalmann von der Fachhochschule Münster (Steinfurt). - © Bettina Meckel

Innovative Fördertechnik ist das Geschäftsfeld der VHV Anlagenbau im münsterländischen Hörstel. Damit hat das Unternehmen in nur 15 Jahren den Aufstieg zu einem 85-Mann-Betrieb geschafft. Anfang 2008 bekam diese Entwicklung einen deutlichen Knick nach oben – ausgelöst durch den Markterfolg des Doppelgurtförderers der neuen Generation. Mit ihm können Schüttgüter vom feinsten Gießereisand bis hin zu Recyclingbaustoffen mit Brocken von 15 Zentimetern Durchmesser auf einem Förderband nun senkrecht nach oben transportiert werden – derzeit immerhin bis zu 30 Metern Höhe.

Das Band kann sogar entgegen der ursprünglichen Richtung „überkopf“ laufen. Die Innovation wurde von VHV zusammen mit Professor Klaus Baalmann vom Fachbereich Maschinenbau an der Fachhochschule Münster entwickelt. „Treibende Kraft“ bei VHV war Diplom-Ingenieur Thomas Krasenbrink. Er hatte in dem Unternehmen Schlosser gelernt, dann ein Studium bei Baalmann angehängt, das er – intensiv begleitet von seinem Professor – mit der Diplomarbeit zum Doppelgurtförderer abschloss. Seitdem ist er in der Konstruktionsabteilung von VHV beschäftigt.

An dem Thema Vertikalförderung war die Firma VHV schon länger dran. Das wusste auch der Technologietransferberater der Handwerkskammer Münster, Hans-Dieter Weniger, der schon damals Unterstützung geleistet hat. Die Funktionsweise des Doppelgurtförderers basiert darauf, dass das Schüttgut zwischen zwei Glattgurten liegt. Diese werden an den Randzonen durch starre Rollen aufeinandergepresst und damit zu den Seiten hin abgedichtet. Weitere Andrückrollen in der Mitte der Gurte halten dank einer pneumatischen Zentraleinstellung über Gewebeschläuche die Materialsäule genau so fest, dass sie auch beim steilsten Winkel nicht nach unten wegrutscht, aber auf der anderen Seite nicht unnötig in die Breite gequetscht oder bewegt wird. Diese Andrückrollen werden je nach der Rieselfähigkeit des Schüttgutes alle zwölf bis 50 Zentimeter angesetzt. Sie sind flexibel gelagert, können also beispielsweise  bei größeren Steinen ausweichen, damit der Gurt und die Rollen nicht beschädigt werden. Zusätzliche Komponenten der Innovation sind so genannte Flexitrommeln, die für ein material- und gurtschonendes Umlenken des Förderbandes in jeden anderen Winkel sorgen, sowie Rieselgutschächte, durch die doch austretendes Material kontrolliert wieder zum Beginn des Bandes geführt werden.

Der bisherige Stand der Technik auf diesem Gebiet wurde mit dem Doppelgurtförderer deutlich überschritten. Becherwerke, die bislang verwendet werden, benötigen erheblich mehr Platz und eine Grube für den Materialvorrat und sie haben einen ungleichmäßigen Ausstoß des Schüttgutes. Vor allem jedoch haftet häufig noch „altes“ Material in den Bechern, sodass bei einem Neueinsatz eine tatsächliche Sortenreinheit nicht zu garantieren ist. Die Glattgurte können dagegen optimal mit handelsüblichen Abstreifern gesäubert werden. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil ist die um etwa die Hälfte verringerte Antriebsleistung der Motoren für den Förderer. Sehr wichtig war dem Ingenieur Krasenbink daneben die Montage- und Wartungsfreundlichkeit. Sie hätten deswegen strikt auf großflächige Zugänge zu den Bauteilen geachtet und dass zum Beispiel der Austausch der Rollen leicht und ohne Verletzungsgefahr ablaufen könne.

Für eine maximale Flexibilität ist das System in der VHV-Modulbauweise konstruiert und kann auch in älteren Anlagen aus Hörstel nachträglich eingebaut werden. Geschäftsführer Verlage freut sich, dass dadurch nicht nur die Palette von VHV abgerundet worden wäre, sondern bekämen jetzt dank der Innovation Aufträge, an die sie ansonsten nicht herangekommen wären. Der Umsatz alleine mit dem Doppelgurtförderer als führendem Produkt belaufe sich auf gut zwei Millionen Euro, Tendenz stabil bis steigend.