- Interview „Unser Wettbewerbsvorteil wird bleiben”

Lothar Semper ist Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Handwerkstags, einer Region, die die Auswirkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit direkt spüren wird. Sorgen macht er sich aber nicht.

Hauptgeschäftsführer Lothar Semper: „Ein bundesweiter gesetzlicher Mindestlohn wäre falsch.“ - © Handwerkskammer München
- Interview

„Unser Wettbewerbsvorteil wird bleiben”

handwerk magazin: Droht den Handwerksbetrieben ab Mai Konkurrenz aus dem Osten?

Lothar Semper: Osteuropäische Einzelunternehmer mit ihrem Stammpersonal können hier seit 2004 ihre Dienstleistungen erbringen, genauso wie die Niederlassung seit damals unbeschränkt möglich ist. Die Konkurrenz ist damit für unsere Betriebe nichts Neues. Sie wird aber mit unterschiedlicher Betroffenheit für einzelne Regionen zunehmen.

Haben osteuropäische Betriebe genug Know-how?

Die Stärke unserer Betriebe ist ja das breite, tiefe und vernetzte fachliche und unternehmerische Wissen, das auf der Meisterfortbildung beruht und auf dem sie ihre individuellen, hochqualitativen und oft sehr komplexen Problemlösungen aufbauen. Und genau das ist der entscheidende Wettbewerbsvorteil für unsere Betriebe und dürfte es auch bleiben.

Sind Mindestlöhne denn ein wirkungsvoller Schutz gegen Lohndumping?
Ein bundesweiter gesetzlicher Mindestlohn ist sicherlich der falsche Weg. Dagegen sind tarifliche, branchenspezifische Mindestlöhne nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz ein geeignetes Instrument, um einem möglichen Lohn- und Sozialdumping vorzubeugen.

Sehen Sie für Handwerksbetriebe Chancen, Auszubildende aus Osteuropa zu gewinnen?

Wir müssen bei den Auszubildenden zuerst das Potential im eigenen Land besser ausschöpfen und mehr Mädchen, Migranten und Realschüler für eine Lehre im Handwerk begeistern. Eine verstärkte Anwerbung von Auszubildenden aus dem Ausland steht deshalb für das Handwerk noch nicht generell im Vordergrund.