Branchencheck Friseurhandwerk Unfaire Friseur-Konkurrenz durch Kleinstbetriebe

Zugehörige Themenseiten:
Branchencheck

Die Friseure profitieren davon, dass Kunden mehr Geld für Schönheit ausgeben. Einerseits. Andererseits sorgen mehr Kleinstbetriebe mit Dumpingpreisen für unfaire Konkurrenz.

Branchencheck Friseur
Im Friseurhandwerk sorgen Kleinstbetriebe mit Dumpingpreisen für Ärger. - © ©InterStilist - stock.adobe.com

Mit einem deutlichen Umsatzplus von 3,1 Prozent hat das deutsche Friseurhandwerk das Jahr 2016 abgeschlossen. Für 2017 liegen zwar noch keine endgültigen Zahlen vor, aber auch im letzten Jahr ging der positive Trend weiter.

Hauptursache für die positive konjunkturelle Entwicklung der Friseurbranche ist und bleibt die gestiegene Nachfrage der Verbraucher nach vielseitigen Friseurdienstleistungen. Für eine umfassende Beratung, individuelle Styles und einen professionellen Farbservice investieren die Kunden verstärkt ihr Geld. Die eigene Schönheit steht weiter hoch im Kurs, und vor allem beim Thema Haare und Aussehen vertrauen Konsumenten auf die Kompetenz der Friseure. Hinzu kommt, dass der Friseurbesuch mit speziellen Pflegemitteln und Beauty-Anwendungen für viele Kunden als eine wohltuende Auszeit vom Alltag gesehen wird.

Nicht alles ist schön

Doch die Wohlfühlatmosphäre in den Salons spiegelt nicht die ganze Wahrheit der Friseurbranche wider. Denn die Situation bleibt angespannt. Grund dafür ist die große Masse der sogenannten Kleinstselbstständigen. Die Kritik des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks ist hier eindeutig: Diese Kleinstbetriebe beschäftigen keine Mitarbeiter, bilden keinen Nachwuchs aus und können unterhalb eines Jahresumsatzes von 17.500 Euro mehrwertsteuerfrei arbeiten. Für den Verband ist das eine unfaire Konkurrenz.

Die Zahl der mehrwertsteuerbefreiten Mikrobetriebe wächst seit Jahren, wird aber nicht gesondert statistisch erfasst. Der Zentralverband schätzt ihren Umfang auf mittlerweile rund 25.000 Einheiten. Als Gegenstrategie rät der Verband seinen Mitgliedsbetrieben, sich deutlich von Kleinstselbstständigen abzugrenzen und den Kunden noch mehr Service zu bieten.

Große Herausforderungen

Nachwuchsgewinnung und Imagestärkung sind die größten Herausforderungen für die Branche. Dazu zählt auch das Ziel, flächendeckend ein Mindestentgelt über dem gesetzlichen Mindestlohn (8,84 Euro) zu erreichen. Auch mehr Fortbildungsangebote sollen den Beruf attraktiver machen. So wurde jetzt mit dem Bachelor „Beauty Management“ ein neuer Karriereweg mit Berufsperspektiven für junge Menschen geschaffen.

Branchentrends

  • Mode
    Friseurhandwerk ist Mode, deshalb hier die wichtigsten Trends für den Sommer: Es wird stufig, voluminös, locker und frei, aber immer mit einer zeitlosen Eleganz und einem Hauch Glamour. Ein Schnitt soll drei Looks schaffen.
  • Studium Beauty Management
    Friseurhandwerk ist nicht nur Haareschneiden. Deshalb startet in diesem Jahr der Studiengang Bachelor of Arts Business Administration (B.A.) mit dem Schwerpunkt Beauty Management. Das Aufbaustudium vermittelt betriebswirtschaftliche Handlungskompetenz und aktuelles branchenspezifisches Expertenwissen.
  • Vielseitige Dienstleistungen
    Kunden wollen eine umfassende Stil-Beratung und einen individuellen Farbservice und geben dafür auch mehr Geld aus. Der Friseurbesuch bekommt immer mehr Entspannungscharakter.
  • Digitaler Salon
    Der Kosmetikkonzern Henkel präsentierte auf der Technikmesse CES in Las Vegas sein „Salon Lab“. Dort werden Haare gescannt und analysiert, um dem Kunden genau abgestimmte und personalisierte Pflegeprodukte anzubieten.

Auszubildende im Friseurhandwerk

Der Rückgang von neuen Ausbildungsverträgen seit dem Jahr 2008 hat Spuren hinterlassen. Das Nachwuchsproblem bleibt die größte Herausforderung der Branche. Mit 22.010 Azubis 2017 zählt das Friseurhandwerk aber weiterhin zu einer der ausbildungsstärksten Branchen in Deutschland.(Quelle: ZDH )

Was Friseure verdienen

Je zwei Beispiele aus den Tarifbereichen der Landesinnungsverbände im Friseurhandwerk. Nicht jedes Bundesland hat einen Tarif, die Spannen sind zum Teil ziemlich groß. Es gibt aber auch Modelle mit Umsatzbeteiligung oder Prämiensystem. Dazu kommen noch Trinkgelder.

RegionEuro
Ausbildungsvergütung (1. Lehrjahr)
Sachsen200 Euro
Hessen450 Euro
Grundlohn
Bremen1.490 Euro
Schleswig-Holstein1.557 Euro

Stand: Oktober 2017; Quelle: Landesinnungsverbände

Betriebsvergleich: Leistungskennzahlen im Friseurhandwerk

Die Daten stammen aus dem Betriebsvergleich Friseurhandwerk 2016 der Landes-Gewerbeförderungsstelle des NRW-Handwerks (LGH) und beziehen sich auf Betriebe in NRW. Zur Größenklasse I zählen Betriebe mit einem Umsatz bis 120.000 Euro, zur Größenklasse II Betriebe über 120.000 Euro Umsatz.

GrößenklasseIIIGesamtwertung
Gesamtumsatz je produktiv Beschäftigtem44.100 €55.542 €51.822 €
Handwerksumsatz je produktiv Beschäftigtem42.358 €51.434 €48.427 €
Handwerksumsatz je Kunde31,49 €40,01 €37,52 €
Handwerksumsatz je Platz15.532 €24.689 €21.792 €
Verkaufsumsatz je Kunde1,30 €3,20 €2,63 €
Gesamtumsatz je qm1.396 €2.412 €2.022 €