Uhren: Schlossuhr von Grieb & Benzinger

Hermann Grieb erweckt alte Werke wieder zum Leben. Auch bei seinem Lieblingsstück.

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    © Wolfgang Bicheler
    Limitierte „Schlossuhr“ von Hermann Grieb mit fein dekoriertem Automatikwerk im Edelstahlgehäuse.
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    © Stefan Bau
    Uhrmacher und Restaurator Hermann Grieb in seiner Werkstatt auf Schloss Dätzingen.

Hermann Grieb mag sie alle: kleine Taschenuhren, riesengroße Turmuhren, mächtige Standuhren sowie auch charmante Tischuhren. Und weil er sie alle gleichermaßen liebt, versteht er es auch, sie wieder zum Leben zu erwecken – selbst wenn ihre Zeit längst abgelaufen ist: fehlende Zahnrädchen, eine verrostete Unruh oder gebrochene Zugfedern sind für ihn kein Problem. In seiner mit traditionellem Werkzeug und zum Teil alten Maschinen ausgestatteten Werkstatt im ehemaligen Waschhaus von Schloss Dätzingen im baden-württembergischen Grafenau restauriert Grieb Uhren aller Art.

Die Grundlage für dieses Können legte eine klassische Uhrmacherlehre – auf Empfehlung des Arbeitsamtes, „denn ich war recht klein und schmächtig“, schmunzelt Grieb. „Damals hatte ich gar keine Ahnung von Uhren, hatte mich noch nie damit beschäftigt“, erinnert er sich. „Doch dann habe ich die Werkstatt betreten, diese Atmosphäre wahrgenommen und es war um mich geschehen. Das war wie eine Initialzündung: Ich war fasziniert.“

Nach dreieinhalb Jahren Lehrzeit musste Grieb fünf Gesellenjahre leisten, um die Meisterprüfung ablegen zu dürfen. Ein wertvoller Weg, wie er findet: „Ich bedauere, dass man das abgeschafft hat. Ebenso falsch finde ich, dass man keinen Meistertitel mehr braucht, um sich selbständig zu machen“, kritisiert der Uhrmacher. Grieb selbst wartete bis zum erfolgreichen Erwerb des Meistertitels und machte sich 1982 mit 28 Jahren auf Schloss Dätzingen selbständig.

30 Jahre später, 2012, fertigte er aus Anlass des Jubiläums eine eigene Armbanduhr – die „Schlossuhr“, die heute die Lieblingsuhr des 60-Jährigen ist: Eine überaus klassische Uhr, deren Werkansicht pure Ästhetik verströmt: Hermann Grieb hat ein historisches Automatikwerk der Pforzheimer Uhrenrohwerke (PUW) aus den späten 1960er-Jahren überholt und es fein finissieren lassen. Zudem ist der Rotor mit einer ausgesägten Abbildung des Dätzinger Schlosses aus Silber dekoriert.

Nicht nur die eigene Geschichte macht das Modell zum Favoriten des Restaurators: „Ich mag diese Kombination aus Alt und Neu“, erklärt Grieb. Denn das historische Uhrwerk wurde mit Gehäuse, Zifferblatt und Band aus deutscher Produktion ergänzt. An der Vollendung beteiligt war Kollege Jochen Benzinger aus Pforzheim, der für seine Gravurarbeiten und Guillochierungen bekannt ist. Beide sind ein bewährtes Team, unter deren Namen Uhren der Marke Grieb & Benzinger entstehen.