Tankkarte statt Zettelwirtschaft

Fuhrpark | Bargeldlos tanken spart nicht nur das umständliche Sammeln von Rechnungen in der Buchhaltung, mit Tankkarten lassen sich auch Fuhrparkkosten senken.

Tankkarte statt Zettelwirtschaft

Sie passen in jede Brieftasche und berechtigen nicht nur zum bargeldlosen Tanken, sondern auch zu weiteren fahrzeugbezogenen Dienstleistungen. Für Handwerksunternehmen, die Wert auf ein professionelles Fuhrparkmanagement legen, sind Tankkarten mit PIN-Nummern längst ein „Muss“ geworden. Die Alternative wäre eine äußerst personalintensive Zettelwirtschaft, weil jeder Mitarbeiter, der einen Firmenwagen fährt, seine Tankrechnungen einreichen müsste. Und das können auch bei kleinen Flotten unter zehn Fahrzeugen ein paar Dutzend Belege im Monat sein, denn erfahrungsgemäß wird in diesem Zeitraum ein Firmen-Pkw zwei bis drei Mal aufgetankt.

Außerdem hat der Flottenbetreiber mehrere Kostenvorteile. Einmal profitiert er von Rabatten für den Treibstoff. Mehr als drei Prozent will allerdings keine Mineralölgesellschaft einräumen. Und auch dieses Volumen gibt es nur für Flotten mit deutlich über hundert Fahrzeugen. Macht unterm Strich höchstens zwei Cent pro Liter, vorausgesetzt die Fahrer tanken an Stationen, welche die Karten auch akzeptieren.

2,50 Euro im Monat

Pro Fahrzeug können so 40 bis 50 Euro im Jahr herausspringen, die natürlich mit den Gebühren verrechnet werden müssen. Mehr als 2,50 Euro im Monat fordert allerdings kein Betreiber pro Karte. Einige Anbieter (Esso, Jet, OMV, Westfalen) berechnen auch rechnungsbezogene Gebühren beziehungsweise umsatzabhängige Sätze zwischen 0,5 und einem Prozent. Für Flotten mit geringen Pkw-Zahlen oder Laufleistungen, die höchstens einmal im Monat eine Rechnung erhalten wollen, dürfte dies die kostengünstigere Alternative sein. Andere bieten auch firmenindividuelle Gebühren an (Aral, Avia), von denen in der Regel allerdings nur große Fuhrparks profitieren.

Hinzu kommen weitere Einsparungen durch rationalisierte Abrechnungsverfahren und zusätzliche Dienstleistungen wie Reporting. Jeder Card-Anbieter schickt in einem vereinbarten Abrechnungszeitraum – üblich sind 14 Tage oder einmal im Monat – die Abrechnung per Post oder per E-Mail zu, was die Buchhaltung vereinfacht. Außerdem werben fast alle Marktteilnehmer mit detaillierten Verbrauchsanalysen für jedes Fahrzeug. Fahrer mit überdurchschnittlich hohem Super- oder Dieselkonsum fallen sofort auf. Entweder stimmen Fahrzeugeinstellungen oder Fahrstil nicht, oder der Mitarbeiter tankt auch sein Privatfahrzeug mit der Karte auf. Ansonsten kann der Fuhrparkbetreiber mit Hilfe der Erfahrungswerte, die die Kartenanbieter aus Reportings für weitere Kunden gewonnen haben, eine Fahrzeugflotte mit optimalen Verbrauchswerten zusammenstellen. Wer die Reportings nutzt, kann erfahrungsgemäß häufig über zehn Prozent Treibstoffkosten einsparen. Flottenexperten empfehlen deshalb, diese Fuhrpark- und Verbrauchsanalysen auch dann in Anspruch zu nehmen, wenn hierfür Extragebühren berechnet werden.

Doch für welchen Anbieter soll sich der Firmenchef entscheiden? Zwar sind die Leistungen der Wettbewerber auf den ersten Blick ziemlich gleich, trotzdem gibt es Unterschiede. Also ist es durchaus sinnvoll, sich mehrere Tankkarten anzusehen, angefangen von den großen Anbietern der Mineralölwirtschaft bis hin zur Automobilindustrie, die inzwischen auch mitmischt im großen Tankkartenspiel. Bei den Auswahlkriterien ist neben den Kosten und eventuellen Rabatten natürlich auch zu beachten, ob das Tankstellennetz zur betrieblichen Routenplanung passt.

Wird die Karte nur zum Tanken genutzt, ist das Handling einfach. Wer will, kann aber mit der Karte auch Lebensmittel und andere Shop-Produkte, die in den Tankstellen ausliegen, vergünstigt einkaufen. Nahezu jeder Kartenanbieter wirbt mit entsprechenden Berechtigungsstufen oder sogenannten Produktkategorien, in der Regel sind es vier bis sechs Stück.

Das Spektrum reicht von Karten, mit denen ausschließlich Treibstoff oder sogar nur Diesel bezahlt werden kann, bis hin zu Angeboten für jeden Tankstellen-Artikel, also auch Schokoladenriegel oder Fernsehzeitschriften. Ob der Handwerksunternehmer diese Produkte ebenfalls bezahlen soll, ist eine Frage der Personal- und Flottenführung. Wenn er sich hier großzügig zeigt, benachteiligt er möglicherweise Mitarbeiter, die keinen Anspruch auf Dienstfahrten haben. Wenn er sich zugeknöpft gibt und auf Begleichung durch den Mitarbeiter besteht, halst er der Buchhaltung zusätzliche Arbeit für Kleinbeträge auf. Die Erfahrungen zeigen indessen, dass die Flotten-Karten, die ausschließlich zum Treibstoffeinkauf berechtigen, meist völlig ausreichend sind. Allenfalls bei Fuhrparks, die kein Rahmenabkommen mit Werkstätten abgeschlossen haben, machen Plastikprodukte Sinn, mit denen auch Motoröl, Reifen, Pannendienste oder Autoreparaturen bezahlbar sind. Allerdings sollten entsprechende Angebote mit denen von örtlichen Werkstätten verglichen werden.

20 Wettbewerber

Das Kartenangebot ist groß: Weil mittlerweile auch Anbieter wie DKV oder Lomo, die sich ursprünglich auf Lkw-Flotten spezialisiert haben, ihre Produkte an Pkw-Fuhrparks vertreiben, kann der Handwerksunternehmer zwischen rund 20 Karten wählen. Hinzu kommen Angebote von lokalen und freien Tankstellenbetreibern, die allerdings nur für eine Hand voll Stationen gelten. Für Handwerksunternehmen mit lokalem Aktionsradius sind diese Karten eine interessante Alternative gegenüber den überregionalen und nationalen Produkten. Allerdings sollten diese an wenigs-tens zwei oder drei Stationen einsetzbar sein. Ansonsten gibt es gerade bei der Zahl der bundesweiten Akzeptanzstellen die größten Unterschiede.

Wer häufig außerhalb der Region oder gar im ganzen Bundesgebiet unterwegs ist, sollte seine Mitarbeiter mit den Karten einer Verbundlösung ausrüsten. Am bekanntesten ist Routex: Das Netzwerk, an dem unter anderem Agip, Aral und OMV beteiligt sind, umfasst in Deutschland rund 4000 Stationen und ist somit in allen Regionen präsent. Gleiches gilt für den Shell/Esso-Verbund mit etwa 3400 Tankstellen. Shell ist zusätzlich mit Avia eine Kooperation eingegangen und verfügt über rund 4200 Akzeptanzstellen.

Dichtes Netz

Das wohl dichteste Netz hat gegenwärtig Avia DKV Card mit etwa 9000 Stationen. Allerdings akzeptiert außer Avia keine weitere Kette diese Karte flächendeckend an allen Stationen. Als Faustregel kann jedoch gelten, dass an Autobahntankstellen, Autohöfen und anderen Stationen, die von Lkws angefahren werden, mit dieser Karte bezahlt werden kann. Ein DKV-Logo unterm Tankstellen-Emblem zeigt dies an. Gleiches gilt für die Lomo-Credit-Card mit allerdings nur 3000 Akzeptanzstellen. Lediglich Agip und Jet nehmen diese flächendeckend an. Betreiber Lomo vergibt diese Karte auch an Unternehmen mit lediglich einem Firmenfahrzeug. Andere stellen höhere Ansprüche: Esso setzt mindestens zwei Pkws voraus, bei Aral und Shell sind es fünf, bei Total sogar sechs Stück. OMV wünscht einen Mindestabsatz von 700 Litern im Monat, bei Jet sind es 1000 Liter.

Beim Thema Bonität kommen dann alle Anbieter wieder zusammen. Eine einwandfreie Auskunft von Creditreform oder anderen Auskunfteien ist zwingende Voraussetzung für das bargeldlose Tanken. K

Stefan Bottler

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de