Stromleitung als Netzwerk

Computer | Wer in seiner Firma mehrere PCs zu einem Netzwerk zusammenschließen will, kann zwischen Funk und Kabel wählen. Oder er nutzt die Stromleitung für die Vernetzung.

Stromleitung als Netzwerk

Kein Computeranschluss im Besprechungsraum – für Arnd und Jörg Ullrich, beide Geschäftsführer der Ullrich-Drucke GmbH & Co.KG in Düren, war das ein Ärgernis. „Um unseren Kunden die Entwürfe zu zeigen, mussten wir sie immer quer durch die ganze Druckerei in den ersten Stock schleppen“, erinnert sich Arnd Ullrich. Dort nämlich ist der Arbeitsraum mit den PCs für die Daten- und Bildaufbereitung. In der Druckerei werden überwiegend Verpackungen, etwa für Arzneimittel, Schokolade oder Elektrogeräte, hergestellt sowie Akzidenzen, Prospekte und Broschüren gedruckt. Selbstverständlich soll der Kunde einen letzten Blick auf die Vorlagen werfen, ehe sie in Druck gehen.

Arnd Ullrich suchte nach einer komfortablen Lösung für die Vernetzung der Computer in der Firma und wurde fündig. Nun kann er die Arbeitsergebnisse im Besprechungsraum online über sein Notebook präsentieren. Möglich wird dies mit Hilfe zweier Steckdosen-LAN-Adapter. Ein Adapter ist am zentralen Rechner angesteckt. Der andere kommt an die Steckdose im Besuchszimmer und wird über das Ethernet-Kabel an der Netzwerkschnittstelle des Notebooks angeschlossen.

Einfache Verbindung

Seit etwa drei Jahren ist die Home-Plug-Technologie, auch als Inhouse-Powerline bekannt, auf dem deutschen Markt erhältlich. Powerline, der englische Ausdruck für Stromleitung, deutet bereits an, dass hier die hauseigene Stromleitung zur Übertragung genutzt wird. Das geht ganz einfach: Jeder PC bekommt einen Steckdosen-LAN-Adapter, der ihn mit einer Steckdose in der Nähe verbindet. „Auf diese Weise kann man PCs, die in unterschiedlichen Räumen stehen, auf einfachste Art miteinander verbinden und ein Computer-Netzwerk bilden“, erklärt Berra Kaya von der Prevola GmbH in Aachen. Bis zu 14 dieser Adapter könnten in einem Strom-Netzwerk genutzt werden, um PCs, Drucker, Router oder Modems miteinander zu verbinden.

Steckdosen-Adapter haben eine Reichweite von circa 250 Metern. Auf dieser Strecke können sie ihre maximale Übertragungsrate erreichen, das sind etwa 85 Mbit/s, seit neuestem sogar bis zu 200 Mbit/s. „Für die Einsatzgebiete im Haus oder im Büro sind 85 Mbit/s aber völlig ausreichend, da das schneller als aktuelle DSL-Angebote mit 25 Mbit/s ist und die Entfernungen in einem mehrstöckigen Einfamilienhaus selbst zwischen Keller und Dachgeschoss meist nur etwa 50 m Kabellänge betragen“, sagt Kaya. In jedem Fall sieht der Experte hier eine sinnvolle Vernetzungsmöglichkeit, da man die Adapter im Gegensatz zur festen Verkabelung auch bei einem Umzug mitnehmen kann. Denn Stromkabel liegen auch in den neuen Räumlichkeiten.

Heiko Harbers, Vorstand der Aachener devolo AG, setzt voll auf die dLAN-Technologie: „Durch die Nutzung der bestehenden Elektroinstallationen im Haus müssen keine Löcher durch Wände und Decken gebohrt oder neue Kabel verlegt werden.“ Und Stahlbetondecken oder dicke Wände, für die Funkwellen in einem Wireless-LAN häufig eine unüberwindbare Hürde darstellen, seien bei der Übertragung von Steckdose zu Steckdose kein Hindernis. „In fast jedem Haus gibt es mehr als 40 Steckdosen und damit kann wohl jeder Raum erreicht werden“, argumentiert Harbers. Aktive, Störungen ins Netz sendende Geräte wie Waschmaschinen, Mikrowellenherde oder Kühlschränke beeinträchtigten die Datenqualität in keiner Weise. Dafür sorge ein automatischer Frequenzwechsel. Für Harbers zählt noch ein weiteres Argument: „Weil auch die Belastung durch elektromagnetische Strahlung gegenüber wLAN deutlich geringer ist, setzen viele kritische Verbraucher lieber dLAN für den Aufbau ihrer Heimnetze ein.“

Allerdings sind auch Mischformen und die Integration von dLAN in eine wLAN-Infrastruktur möglich. Das Stromnetz bildet dann meist das operative Netz im Haus und wLAN-Installationen sorgen für größere Beweglichkeit im Stockwerk oder auf der Terrasse. So bietet devolo einen Adapter an, der die Vernetzung beliebig vieler PCs über die Stromleitung im Haus mit der Drahtlos-Technologie kombiniert.

Schnelles Kabel

„Zugang zum Internet, eine eigene Website und E-Mail sind für Handwerker Pflicht“, sagt Johannes Haseneder, Vertriebsleiter der Allnet GmbH in Germering bei München. Werden Anfragen per E-Mail geschickt, erwartet der Kunde schnellste Antwort. Das verlange, ständig online zu sein. Für Haseneder steht fest: „Die schnellste und sicherste Anbindung ist das Kabel“, wenn die Netzwerkleitungen nicht aufwändig neu verlegt werden müssen, etwa von der Werkstatt ins Wohnhaus oder Lager. Die Datenübertragung per Funk ist für Haseneder im Prinzip ideal, „ein Problem sind aber manchmal die Empfangsbedingungen“. Bleibt als Alternative Powerline.

Für Mike Lange von der D-Link GmbH im hessischen Eschborn liegt der Vorteil von wLAN-Netzwerken vor allem in der Flexibilität für den Anwender. „Über die kabellose Anbindung an das Internet ist der Zugriff auf Daten und E-Mails jederzeit möglich, ob im Büro, vor Ort beim Kunden oder unterwegs.“ Ohne großen Aufwand lässt sich wLAN realisieren, da dank der Funkübertragung keine Kabel durch Wände oder Decken verlegt werden müssen. Der Manager Business Development & Product Marketing weiß: „Für einen Handwerksbetrieb mit bis zu fünf Mitarbeitern ist nur ein wLAN-Router für den Internet-Zugang erforderlich. Bei einer größeren Anzahl von Mitarbeitern empfiehlt sich zusätzlich der Einsatz eines Access Points, der als Basisstation im Funknetz die Verbindung zwischen mehreren Endgeräten sicherstellt. Die Geschwindigkeit ist von der Anzahl der Anwender und der Entfernung zur Basisstation abhängig. In der Regel sind Übertragungsraten von 54 Mbit/s bis zu 108 Mbit/s völlig ausreichend für Office-Anwendungen sowie E-Mail-Verkehr.

Monika Seelmann-Dörfler

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de