Städtereisen mit Kindern

Städtereisen mit Kindern | Wer 2009 dem Betrieb immer nur kurz den Rücken kehren möchte, sollte mal über Kurztrips nachdenken. Immer mehr deutsche Städte haben Familien als neue Zielgruppe entdeckt. handwerk magazin stellte in seiner Juli-Ausgabe bereits Hamburg, Bremen, Dresden, Nürnberg und Augsburg vor. Auf handwerk-magazin.de lesen Sie jetzt weitere Tipps.

Städtereisen mit Kindern

Bremerhaven – das Tor zur Welt

Zugegeben – so städtisch wie Hamburg ist Bremerhaven nicht. Doch der Hafen setzt noch eines drauf. Und das gleich in zweierlei Hinsicht. Bremerhaven hat mit zwei Millionen Quadratmetern Stellfläche nicht nur den größten Containerhafen Deutschlands, sondern spielt auch in Europa vorne mit. Eine zweistündige Bustour direkt durch die hochmodernen Anlagen zieht vor allem Jungs in den Bann.

Darüber hinaus aber ist Bremerhaven auch die Stadt der Auswanderung. Sieben Millionen Menschen haben Deutschland zwischen 1830 und 1974 über Bremerhaven verlassen – und was das bedeutet, demonstriert hochemotional das 2005 eröffnete Auswandererhaus. Nicht öde Schaukästen sind dort zu sehen, sondern die Besucher verfolgen anhand ihrer Eintrittskarten die Lebensläufe einzelner Auswanderer. Sie warten am Kai, betreten dann selbst das gigantisch große Schiff, winken den Daheimgebliebenen und finden sich wieder in der drangvollen Enge unter Deck. „Das ist definitiv das beste Museum, das sich je gesehen habe“, resümiert am Ende ein etwa 12jähriger Teenager. „Man kann sich richtig vorstellen, wie traurig das war.“

Doch beileibe hat die kleine Stadt an der Wesermündung nicht nur Trauriges zu bieten. Das Angebot – gerade für Familien ist so groß, dass sich nur eine Auswahl nennen lässt: das Deutsche Schifffahrtsmuseum beispielsweise oder der Zoo am Meer, der kleinste Vollzoo Deutschlands, der direkt am Wasser gelegen vor allem durch ganz ungewöhnliche Einblicke besticht. Und ganz neu ab 27. Juni 2009: das Klimahaus, das ebenfalls interaktiv die Zusammenhänge von Klima und Lebensräumen demonstriert.

Bremerhaven in Kürze

Attraktionen: das Auswandererhaus und das Deutsche Schifffahrtsmuseum, der kleinste Vollzoo Deutschlands und das Klimahaus.

Budget: Als ausgesprochen attraktives Familienhotel, direkt zwischen Weser und einem kleinen Yachthafen gelegen, empfiehlt sich das Boardinghouse. Ab drei Nächten kostet es 114 Euro pro vierköpfige Familie und Nacht.
Weitere Infos: www.bremerhaven.de .

Berlin – Hauptstadtluft schnuppern

„Darf ich da auch mal hin.“ Nicht wenige Kinder stellen diese Frage, wenn allabendlich in den Nachrichten die Kuppel des Reichstages auftaucht. Und anders als manche Erwachsene erwarten, sind sie tatsächlich ernsthaft interessiert: die Stadt „in der die sitzen, die zu bestimmen haben“, mal näher kennen zu lernen. Dass dabei die Politik dann nicht die Hauptrolle spielt, versteht sich von selbst – aber ein Aufstieg in die Kuppel, ein Blick vom Fernsehturm und eine Stadtrundfahrt mit dem Doppeldeckerbus dürfen es schon sein.

Daneben aber hat die deutsche Hauptstadt auch viel kindgerechtes in der Hinterhand. Ganz vorn in der Gunst der jüngeren Besucher stehen dabei derzeit das Legoland Discovery Centre am Potsdamer Platz und der Zoo – auch wenn Knut dort inzwischen nicht mehr die Hauptrolle spielt. Rund 1.500 Tiere bringen auch so genug Abwechslung. Aber auch das Zeiss-Großplanetarium, das eigene Kinderveranstaltungen ab fünf Jahren im Programm hat, steht hoch im Kurs. Ebenso das AquaDom & Sea Life Centre am Alexanderplatz und gleich nebenan die 2007 eröffnete Kindercity, ein Freizeit und Shopping-Center, die beide ebenfalls für Kinder aller Altergruppen geeignet sind. Und Kulturbegeisterte kommen gleichfalls auf ihre Kosten, denn es stehen gleich mehrere Kinder- und Puppentheater zur Auswahl.

Eltern, die auch mal alleine etwas unternehmen möchten, finden in der Stadt an der Spree außerdem ein gutes flexibles Betreuungssystem vor. Nicht nur stundenweise stationäre Aufenthalte in verschiedenen Erlebniswelten sind möglich, darüber hinaus sind auch kindgerechte Exkursionen durch die Stadt buchbar (www.kids-tours-berlin.de). Außerdem existiert ein gut organisiertes Betreuungssystem in den Hotels (www.welcome-kids-berlin.de).

Berlin in Kürze

Attraktionen: Legoland Discovery Centre am Potsdamer Platz, der Zoo, Zeiss-Großplanetarium und das AquaDom & Sea Life Centre.

Budget: Übernachtungsmöglichkeiten für Familien gibt es in Berlin in allen Preiskategorien. Wer mit einer Frühstückspension zufrieden ist, kann mit rund 60 Euro pro Nacht für die ganze Familie auskommen.

Weitere Infos unter www.visitBerlin.de .

Weimar – auf Goethes Spuren

Goethe, so heißt es immer wieder in den Biografien, sei nie Kind gewesen. Aber dennoch: Seine Wahlheimat ist auch für Kinder eine Reise wert. Das fanden auch die Stadtoberen. Darum haben sie nicht nur einen „Stadtführer für Kinder“ herausgegeben, der in kindgerechter Sprache durch die Weimarer Innenstadt führt. Sie haben auch spezielle Führungen für Familien entwickelt. Eine davon leitet Clara Konstanze Wilhelmine, Hofkrähe in der 17. Generation, oder genauer gesagt: ihre Besitzerin, die Stadtführerin Svea Genske. Und die ist – vor allem für kleine Kinder ab 5 – unbedingt sehenswert.

Nicht langsam und detailverliebt geht es durch die kleinen Gässchen der Innenstadt, sondern sozusagen im Sturzflug. Dass dennoch immer wieder interessante Dinge angesprochen werden, versteht sich von selbst. Vorbei fliegen Handpuppe, Besitzerin und Kinder an Goethes und Schillers Wohnhaus, an der gerade wiedereröffneten Anna Amalia Bibliothek, am Bauhaus Museum. Weimar war keineswegs nur die Stadt von Goethe und Schiller. Viele Epochen deutscher Geschichte werden lebendig. Die berühmte Kunstschule Bauhaus wurde in Weimar gegründet, Johann Sebastian Bach lebte hier und kombinierte fast sein gesamtes Orgelwerk, Franz Liszt war Hofkapellmeister. Wenn eine adelige Hofkrähe ihre Geschichten erzählt, hören auch die Kleinsten zu.

Doch die berühmten Persönlichkeiten sind es nicht alleine, die Weimar auch für Familien spannend machen. Es locken auch Sehenswürdigkeiten wie die Parkhöhle, ein Stollensystem unter dem Park an der Ilm, ein Bienenmuseum oder das Museum für Ur- und Frühgeschichte. Gut gemacht: Wenn die Stadttour den Kleinen doch einmal zu viel wird, können sie stundenweise in der Kindererlebniswelt betreut werden.

Weimar in Kürze

Attraktionen: spezielle Stadtführer für Kinder und Familienführungen, Anna Amalia Bibliothek, Bauhaus Museum.

Budget: Zertifizierte Familienhotels und Familienpauschalen gibt es nicht, dafür aber kostengünstige Übernachtungen in Häusern, in denen auch Kinder willkommen sind, ab 65 Euro für das Doppelzimmer.

Weitere Infos unter www.weimar.de .

Freiburg – talwärts mit dem Roller

Wer wasserverrückte Kinder hat, sollte vorsichtig sein – oder Gummistiefel dabei haben. Die Freiburger Bächle, die die Stadt auf 8,9 Kilometer Länge durchziehen, üben eine enorme Anziehungskraft aus. Ursprünglich gedacht für die Wasserversorgung, dienen sie heute auch einheimischen Kindern als beliebte Spielwiese. Doch die Stadt im Breisgau hat Familien weit mehr zu bieten als ein – auch durch das Kanalsystem bedingtes – angenehmes Klima. Das Freiburger Münster beispielsweise, das erst einmal erklettert werden muss, oder auch das Planetarium, das Kinder wie Eltern zu simulierten Reisen durch die Zeit oder zu virtuellen Flüge zu fremden Planeten einlädt.

Besonders spannend aber: Eine Fahrt mit der Schauinslandbahn in Horben, die zu den längsten Kabinen – Umlaufseilbahnen in Deutschland zählt. 15 Minuten dauert die 3,6 km lange Erlebnisfahrt hinauf auf den Hausberg der Freiburger. Und der Lohn ist ein gigantischer Ausblick auf die Stadt Freiburg, ins Rheintal bis hin zum blauen Rand der Vogesen. Was Kinder, ab 12 Jahren, aber möglicherweise noch mehr interessiert sind der Blick hinter die Kulissen der Seilbahn, der in einer 20minutigen Führung angeboten wird. Und vor allem: die Talfahrt mit dem Roller. Auch Eltern dürfen mitmachen – wenn sie sich trauen.

Attraktionen: Freiburger Münster, Schauinslandbahn, Planetarium.

Budget: Familienübernachtungen gibt es ab 70 Euro (Übernachtung und Frühstück).

Weitere Infos unter www.freiburg.de .
(sabine hildebrandt/coh )