Spezialisierung ist Pflicht

Spezialisierung ist Pflicht

Peter Wippermann ist Gründer des Trendbüro Hamburg und Professor für Kommunikationsdesign an der Uni Essen. Er rät Handwerkern, sich zu spezialisieren.

These 1: Gesellschaft. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung hat weniger Geld und kann sich nur noch das Nötigste leisten. Diese Zielgruppe ist für das Handwerk für immer verloren. Am anderen Ende gibt es einen wachsenden Bedarf an Service-Leistung, während sich menschliche Arbeit extrem verteuern wird. Dem Handwerk bleibt gar nichts anderes, als sich zu spezialisieren.

These 2: Lebensmittel. Der Markt für Lebensmittel hat sich neu aufgestellt. Noch bis vor fünf Jahren war es unvorstellbar, dass sich Bio zum Massenmarkt entwickelt. Allerdings geht es nicht nur um Wurst und Käse, es werden auch alte Handwerkskünste in der Lebensmittelherstellung wiederbelebt und damit die Sehnsucht nach dem Authentischen gestillt.

These 3: Wohnen. Ein Teil der Bevölkerung hat wenig Zeit, aber genügend Geld. Diese Zielgruppe benötigt eine Art Hausbetreuer. Er organisiert nicht nur individuell für genau dieses Haus hergestellte Möbel, sondern pflegt auch den traditionell angepflanzten Garten. Schon heute sehen wir in der Architektur eine Rückkehr zum Großbürgertum.

These 4: Organisation. Die Vermittlung von hochqualifizierten Leuten, was früher unter dem Stichwort „Alles aus einer Hand“ lief, hat eine neue Stufe erreicht. Sie gilt nicht nur für das Baugewerbe, sondern geht bis hin zum Partyservice mit einem Koch, der in die Wohnung kommt. Diese Vermittlung von Leistung wird heute automatisiert über Handwerkerbörsen organisiert oder über große Handelsketten, wie zum Beispiel die Malerleistung über den Kaffee-Röster Tchibo. Nicht die eigentliche handwerkliche Dienstleistung, sondern die Organisation beziehungsweise die Datenbank ist das Herzstück.

These 5: Aus für den Kleinbetrieb. Wer als Existenzgründer die Organisationsform des Kleinbetriebs anstrebt, sollte lieber gleich die Finger davon lassen. Entweder ein Unternehmer organisiert sich heute über Netzwerke und Datenbanken, oder er wendet sich an der Kundenfront hin zu traditionellen handwerklichen Angeboten, interpretiert diese neu oder er positioniert sich von vorne herein als Künstler.