Wenn die Photovoltaikanlage dreckig ist, rückt Südbayerns erste Solarreinigerin an.

Solaranlagen brauchen Frühjahrsputz
Das Konzept
Immer wenn Sylvia Höhentinger als Kurierfahrerin durch ihre sonnenverwöhnte Heimat im Chiemgau fuhr, sind ihr die zahlreichen Solaranlagen auf den Dächern und Flächen der Gemeinden aufgefallen. Regen, Schnee, Eis und Moos lassen viele Photovoltaikanlagen leicht verschmutzen oder beschädigen sie, was sich wiederum auf die Leistungsstärke der Zellen auswirkt. Höhentinger erkannte das Problem schnell und entdeckte eine Marktlücke.
Gemeinsam mit ihrem Neffen gründete sie die erste Solaranlagenreinigungsfirma in Südbayern. „Meine Anfangszeit als selbstständige Handwerksunternehmerin fällt in die Zeit des Solarbooms, wodurch meine Idee bei potenziellen Kunden Aufmerksamkeit erregte“, erklärt die Chiemgauerin.
Die Umsetzung
Einen Haken hatte die Geschäftsidee aber von Anfang an: Die Solaranlagenreinigung ist ein Saisongeschäft. Höhentinger kann nur dann gefahrlos mit der Arbeit auf den Dächern beginnen, wenn es das Wetter zulässt. Dann aber wird die Hebebühne ausgefahren und der Hochdruckreiniger mit Bürstenaufsatz gestartet. Sorgfältig bearbeitet die Solaranlagenreinigerin die einzelnen Panels auf den Dächern. Sind die Flächen vom Dreck, Staub oder Moos befreit, kann die Anlage wieder maximale Leistung erbringen.
Im Winter abeitet Höhentinger weiter als Fahrerin für ihren eigenen Kurierdienst. Dann muss die Arbeit an den Solaranlagen ruhen. Das war auch ein Grund, warum sich die Banken bei der Finanzierung immer wieder quer stellten. „Bei den herkömmlichen Banken war es schwierig, meine Philosophie, den Weg, den ich mit dieser Geschäftsidee gehen will, verständlich zu machen.“ Höhentinger musste für den ersten Kredit weiter verhandeln: „Wäre es so albern mit den Banken weitergegangen, säße ich jetzt nicht auf dem Dach.“ Die GLS-Bank gewährte Höhentinger dann den Mikrokredit. Diese Bank fördert gezielt ökologisch-nachhaltige Projekte und ließ sich daher sofort von der Geschäftsidee überzeugen.
Der Erfolg
Sobald im Frühjahr die letzten Reste von Eis und Schnee verschwunden sind, beginnt für Höhentinger und ihr Team die Arbeit. Ein Erfolgsrezept liegt auch in der materialschonenden Reinigung der Anlagen. Das Team verwendet ausschließlich zu 99,9 Prozent demineralisiertes Wasser, das in der eigenen Filteranlage aufbereitet wird. „Wir verwenden das demineralisierte Wasser, weil es die empfindlichen Solarzellen schont. Egal welcher Schmutzbelag die Solarflächen bedeckt, Höhentinger und ihr Team benutzen keine aggressiven chemischen Reinigungsmittel.
Die Auftragslage in den Spitzenmonaten ist gut: „Um alle Aufträge zu schaffen, beschäftige ich in den Sommermonaten vier weitere Mitarbeiter.“ Höhentinger will aber noch höher hinaus. Um ihr Angebot noch überzeugender zu machen, bildet sie sich derzeit zur Gutachterin „Thermografie mit Schwerpunkt Photovoltaik“ aus. ◇
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