Handwerkskonjunktur Die Umsatzbringer 2013

Die Wirtschaftslage verschlechtert sich, davon bleibt auch das Handwerk nicht verschont. Doch in jeder Branche gibt es Chancen für gute Geschäfte im neuen Jahr. Hier sind sie.

  • Bild 1 von 3
    © Grafik: Peter Diehl
    Die Kurven zeigen nach oben Die Handwerkskonjunktur hat sich 2012 mit einem Plus bei Umsatz, Beschäftigten und Betrieben gut entwickelt. Auch für das Jahr 2013 sieht der Zentralverband des Deutschen Handwerks positive Tendenzen, ein Umsatzwachstum von einem Prozent ist drin.
  • Bild 2 von 3
    © Chart: Peter Diehl
    Die Geschäftslage bei den Unternehmen ist laut Zentralverband des Deutschen Handwerks gut. Im Vergleich dazu der ifo-Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft. Er ist im November nach sechs Rückgängen wieder gestiegen.
  • Bild 3 von 3
    © Reinhold Mulatz
    Autor: Reinhold Mulatz

So wird 2013 ein Erfolgsjahr

Der Boom ist vorbei – aber die Stimmung im Handwerk noch immer gut. Das ist verkürzt das Fazit zur Lage des Handwerks am Ende des Wirtschaftsjahres 2012. Die Prognose für 2013 fällt dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) schwer, denn viele Unwägbarkeiten durch die Euro-Schuldenkrise könnten auch die Handwerker treffen. Immerhin wagt sich Handwerkspräsident Otto Kentzler aus der Deckung: „Das Handwerk ist robust, ich rechne mit einem Prozent Zuwachs beim Umsatz.“ (Siehe ausführliches Interview auf Seite 22.)

Die Umsatzbringer 2013

handwerk magazin hat bei den großen Fachverbänden nicht nur nach den Konjunkturerwartungen gefragt, sondern auch nach möglichen Umsatzbringern für das Jahr 2013. Lukrative Märkte und Tipps, wie Betriebe dort erfolgreich sein können, lesen Sie auf den nächsten Seiten. Damit können Sie sich von der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung stärker abkoppeln.

Denn diese wird sich 2013 weiter eintrüben. So rechnen die Wirtschaftsweisen in ihrem Herbstgutachten mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,8 Prozent sowohl 2012 als auch 2013. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sind minimal optimistischer: 0,8 Prozent Wachstum für das Jahr 2012 und ein Prozent für 2013 lautet ihre Prognose. Die stimmt überein mit der Vorhersage der Bundesregierung, die Wirtschaftsminister Philipp Rösler mit der Bemerkung, „die deutsche Wirtschaft trotzt stürmischen Zeiten“, verkündete.

Gute Stimmung im Handwerk

Das deutsche Handwerk hofft für das abgelaufene Jahr 2012 auf ein Umsatzplus von rund einem Prozent. Nach dem Boomjahr 2011 mit einem Umsatzzuwachs von satten 7,2 Prozent klingt das auf den ersten Blick enttäuschend. Aber von Frust ist in den Betrieben nichts zu spüren, im Gegenteil: Laut Herbstumfrage des ZDH sind 88 Prozent der Betriebe im deutschen Handwerk mit der Geschäftslage zufrieden oder bewerten sie als gut - das sind lediglich zwei Punkte weniger als im Vorjahresquartal.

Und die Unternehmen bleiben optimistisch für die kommenden Monate. 86 Prozent glauben an eine gute oder zufriedenstellende Entwicklung, nur 14 Prozent erwarten nachlassende Geschäfte. Am Ende sollte ein Umsatzplus von einem Prozent im Gesamthandwerk herausspringen.

Höhere Ausgaben drücken Gewinne

Hinter der ganzen Zahlenflut verbergen sich allerdings Risiken. „Die knapper werdenden Gewinnspannen trüben das Konjunkturbild“, erklärte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke bei der Vorstellung des Konjunkturberichts des Handwerks. So berichten bis zu 60 Prozent der Handwerksunternehmer über höhere Ausgaben für Energie, Rohstoffe und Material. Allerdings können nur 18 Prozent auch selbst die Preise erhöhen, neun Prozent müssen die Preise sogar sen-ken. Der intensive Wettbewerb zwischen den Handwerksbetrieben, aber auch zu Wettbewerbern aus Industrie und Handel macht sich hier deutlich bemerkbar.

Hinzu kommt, dass sich die Branchen unterschiedlich entwickeln, denn eine einheitliche Handwerkskonjunktur gibt es immer weniger.

Vor allem solche Handwerke profitieren, die die starke private Nachfrage bedienen. Unverändert positiv ist die Situation bei den Bau- und Ausbauhandwerken. Zufrieden sind auch die Lebensmittelhandwerker und die privaten Dienstleister. Die Konsumbereitschaft bleibt hoch, und der Trend zu qualitativ hochwertigen und langlebigen Produkten hält an. Die Zulieferbetriebe spüren zwar erste Auswirkungen des nachlassenden Exports, doch die Geschäfte laufen weiter gut. Das Kfz-Handwerk rutscht dagegen ab. Hauptursache ist der zurückgehende Neuwagenabsatz.

Erfolgreich in Nischen

Doch auch in Branchen, die 2013 mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, gibt es genug Nischen, in denen sich gute Umsätze erzielen lassen. „Betriebe, die die immer komplexer werdende Technik besser beherrschen als die Wettbewerber, sind konjunkturunabhängiger“, sagt zum Beispiel Axel Koblitz, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes. Das gilt natürlich auch für die Elektromobilität. Ein weiteres Beispiel ist die Fotovoltaik. „Zwar ist der Markt leicht rückläufig, aber Betriebe, die zum Beispiel einen E-Check für Solarstromanlagen bieten, haben gute Chancen für Folgegeschäfte“, erklärt Ingolf Jakobi, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke. Bei den Friseuren profitieren findige Salonbesitzer „von speziell auf den Männermarkt abgestimmten Servicekonzepten“, berichtet der Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks, Rainer Röhr. Weitere Beispiele für erfolgreiche Konzepte stehen in den Kästen innerhalb der Titelgeschichte.

Konjunkturmotor Gebäudesanierung

Ob 2013 ein wichtiger Konjunkturmotor für breite Teile des Handwerks anspringt, stand bei Re-daktionsschluss noch nicht fest. Das energetische Gebäudesanierungsprogramm, das steuerliche Anreize für Immobilienbesitzer bringen soll, wurde von den Bundesländern über Monate blockiert. „Dabei ist die energetische Gebäudesanierung das Fundament für das Gelingen der Energiewende“, ärgert sich der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, Hans-Hartwig Loewenstein über die Blockadehaltung.

Richtig, die Energiewende. Sie könnte sich noch zu einem Megakonjunkturprogramm für das Handwerk entwickeln, und zwar für Jahre. Doch auch da muss die Politik noch viel leisten, fordert Handwerkspräsident Kentzler.