Ressourceneinsatz Betriebskosten mit System senken

Stolze zwölf Prozent mehr für Strom, der Liter Diesel über 1,50 Euro: Die rasant steigenden Energiekosten lassen sich kaum mehr in die Preise einrechnen. Wie Sie wirksam gegensteuern.

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    Sparen mit System: Dachdecker Uwe Rose in Essen hat seine Betriebskosten um über 20 Prozent reduziert.
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    Mehr als die Hälfte der Betriebe hatte 2011 bis zu 50000 Euro Energiekosten, 2009 waren es nur 39 Prozent.
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    „Ein guter Preis ist nicht alles, Chefs sollten auch die jeweiligen Folgekosten bedenken.“ Götz Schneider, Experte für Betriebskostenmanagement in Essen.

So senken Sie Ihre Betriebskosten

Auf seine Zahlen kann Uwe Rose, Dachdeckermeister aus Essen, heute relativ entspannt schauen. Das war nicht immer so, vor allem beim Blick auf die Ausgaben hat den Unternehmer in den vergangenen Jahren oft eine ungute Stimmung beschlichen. „Ich hatte das Gefühl, dass die Kosten viel zu hoch sind“, sagt der 44-Jährige. Natürlich wollte Rose das ändern, aber im Tagesgeschäft gelang dies nicht. „Für die Firma war es wichtiger, dass ich mich um die Baustellen, die Kunden und Mitarbeiter kümmere“, sagt der Unternehmer. „Um die ganzen Verträge und Unterlagen zu prüfen und günstigere Konditionen zu finden, war einfach keine Zeit.“

Die lange unbearbeitete Baustelle in seiner BWA hat Rose deshalb einem externen Betriebskostenmanager überlassen. Götz Schneider, gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann und Versicherungsfachmann aus Essen, analysiert und senkt mit seiner Firma BeKoMa-Plan GmbH die Betriebskosten von Unternehmen. „Wir arbeiten wie eine outgesourcte Controlling-Abteilung“, sagt Schneider. Der Betrieb bestimme die Kostenbereiche, die optimiert werden sollen, und stelle die für eine Analyse nötigen Unterlagen zur Verfügung. BeKoMa-Plan vergleicht dann die gewählten Tarife und Anbieter mit aktuellen Angeboten am Markt und bereitet, falls gewünscht, einen Wechsel vor. Mit dem Kostencheck und anschließendem Anbieterwechsel hat Dachdecker Rose insgesamt 21,6 Prozent seiner Betriebskosten gespart: „Vor allem bei der Kfz-Versicherung und weiteren Policen haben wir einiges umgebaut“, sagt Uwe Rose. „Einige Risiken waren doppelt und dreifach versichert. Durch die Analyse ist mir klar geworden, was ich alles kündigen kann, ohne auf Schutz zu verzichten.“

Wie der Essener Dachdeckerbetrieb bezahlen viele Handwerksunternehmen zu viel: für Versicherungen, für Kommunikation, für Ressourcen wie Energie und Wasser oder sonstige allgemeine Ausgaben, etwa Büromaterial, EDV oder externe Dienstleistungen. Je höher diese Kosten sind, desto weniger Gewinn bleibt vom Umsatz übrig. Es lohnt sich also, hier den Rotstift anzusetzen, und das am besten gleich zweimal: Am meisten können Betriebe sparen, wenn sie günstiger einkaufen und gleichzeitig den Verbrauch senken.

Keine Zeit für preiswerte Lösungen

„Was gespart werden kann, ist natürlich je nach Betrieb und Branche verschieden“, sagt Experte Schneider. Nach seiner Erfahrung liegt das größte Sparpotenzial im Einkauf vor allem in den Bereichen Kommunikation und Versicherungen. Auch für Sonderausgaben wie die Anschaffung neuer Kopiergeräte, Büromöbel oder eines PKW geben Betriebe laut Schneider oft zu viel aus: „Die Unternehmer haben in den seltensten Fällen Zeit, sich mit den Neuerungen am Markt auseinanderzusetzen“, so Schneider. „Man bleibt bei dem, was einmal gewählt wurde.“

Wer sich selbst ans Optimieren macht, sollte gewisse Fallstricke beachten. „Ein typischer Fehler ist, das Kleingedruckte nicht zu lesen“, sagt Götz Schneider. Die Ersparnis durch einen vermeintlich günstigeren Telefontarif sei zum Beispiel schnell hinfällig, wenn sich herausstellt, dass die beworbene Flatrate nicht fürs Festnetz gilt oder die Einwahl in bestimmte Mobilfunknetze kostenpflichtig ist. „Auch Versicherungstarife lassen sich nicht ohne Weiteres vergleichen“, sagt Schneider. „Hier muss man prüfen: Was beinhaltet die Police, wo gibt es Ausschlüsse?“

Überhaupt sollten Unternehmer nicht allein nach dem Preis schauen, rät der Experte. Das mindere zwar zunächst die Ausgaben, könne aber hohe Folgenkosten nach sich ziehen. Ein Beispiel sei der Einkauf von Kopierpapier minderer Qualität. „Das ist zwar erstmal billiger, aber irgendwann ist so viel Papierstaub in den Geräten, dass diese nicht mehr funktionieren“, sagt Schneider. „Wir fragen deshalb immer: Wo gibt es ein günstigeres Angebot bei gleichwertiger Leistung?“

Auch beim Verbrauch von Ressourcen und Material können Unternehmen sparen. „Da haben schon Kleinigkeiten, wie das Verwenden von Energiesparlampen, große Wirkung“, sagt Betriebskostenmanager Götz Schneider. Viele dieser „Kleinigkeiten“ sind schnell und kostengünstig zu realisieren, wie aktuelle Empfehlungen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt zeigen: So verbrauchen etwa LED-Lampen rund 85 Prozent weniger Strom als Glühbirnen oder Halogenlampen, während sich ihre Anschaffungskosten bei einer Anschaltdauer von fünf Stunden täglich bereits nach fünfzehn Monaten amortisieren.

Nicht alle Überstunden müssen sein

Dachdecker Uwe Rose hat sich seinen Ressourcenverbrauch genau angeschaut. So hat er auch versucht, die Mitarbeiter zu motivieren, mit Materialien sparsamer umzugehen und etwa nur so viel Folie abzuschneiden, wie wirklich benötigt wird. Viel hat sich nach Aussage des Firmenchefs jedoch noch nicht geändert, schließen lassen sich jahrelang eingeschliffene Verhaltensweisen nicht von heute auf morgen umstellen. Direkt ausgewirkt hat sich dagegen der Tipp von Götz Schneider zur Reduzierung teurer Überstunden: „Er hat mich darauf gebracht, dass viele Überstunden gar nicht notwendig sind, weil sich die Arbeit oft auch noch am nächsten Tag erledingen lässt“, sagt Uwe Rose. Aktuell setzt er einen weiteren, großen Schritt zum Ressourcensparen um: „Ich baue gerade eine neue Halle für den Betrieb. Da wird es einen Regenwassertank geben, und wir werden Sonnenenergie nutzen.“ ◇

kerstin.meier@handwerk-magazin.de

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