Vorstellungsgespräch So fühlen Sie den Bewerbern geschickt auf den Zahn

Vorstellungsgespräch

So fühlen Sie den Bewerbern geschickt auf den Zahn

Potenzielle Lehrlinge sind oft noch in der Pubertät und daher entweder total verschüchtert oder auch aufgedreht. Jürgen Hesse, Deutschlands führender Bewerbungsexperte, gibt Tipps, wie Sie dennoch herausfinden, ob ein Bewerber für Ihren Betrieb geeignet ist.


1. Small-Talk lockert auf: Fragen Sie beispielsweise, ob der Bewerber gut hergefunden hat, oder starten Sie mit einem kleinen Plausch über das Wetter. Diese Art von Small-Talk – bitte nur kurz – lockert die Gesprächsatmosphäre auf. Bieten Sie Ihrem Gast etwas zu trinken an. Erzählen Sie über den Betrieb. Ein Lob zu guten Zeugnissen wirkt auf jeden Fall motivierend.

2. Motive für die Bewerbung: Haken Sie gezielt nach: Wie sind Sie auf unseren Betrieb gekommen? Was reizt Sie an diesem Beruf? Warum wollen Sie gerade bei uns arbeiten? Mit diesen Fragen finden Sie heraus, ob sich der Bewerber tatsächlich für Ihr Unternehmen interessiert und ob er sich im Vorfeld mit Ihrem Betrieb beschäftigt hat. Fragen Sie auch nach den Zielen und den Zukunftsvorstellungen des Bewerbers.

3. Schulischer/beruflicher Werdegang:
Welche Interessen hat der Bewerber? Welche Schwerpunkte hat er gewählt? Warum hat er sich gerade für Ihre Branche entschieden?

4. Persönlicher Hintergrund: Wer und wie ist der Bewerber? Wie sieht sein soziales Umfeld aus? Das finden Sie heraus mit: „Wir möchten Sie gerne kennen lernen, erzählen Sie etwas über sich.“ Ebenfalls möglich: „Charakterisieren Sie sich kurz.“ Gut kommen bei Jugendlichen auch Fragen nach Leitbildern oder Idolen an. Darauf können die meisten gut antworten und das Gespräch lockert sich auf. Fragen nach Hobbys, Interessen, Sportarten empfehlen sich ebenfalls. Damit lassen sich Rückschlüsse auf Teamfähigkeit und Sozialkompetenz ziehen.

5. Eignung feststellen: Stellen Sie eine so praktische Frage wie: Wer bezahlt Sie eigentlich, wenn Sie bei mir arbeiten? Diese Frage eignet sich, weil Jugendliche damit ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen. Sie stellt auch Angeber auf die Probe. Die scheitern häufig an solchen Fragen.

6. Fachliche Eignung: Mit einem Rundgang im Betrieb können Sie das fachliche Wissen prüfen, wie zum Beispiel Werkzeug benennen oder Materialien bestimmen lassen. Eine praktische Aufgabe können Sie ebenfalls
vorbereiten.

7. Angeber entlarven: Mit Stressfragen wie „Was spricht gegen Sie als Azubi für diese Stelle?“ können Sie Angebern auf den Zahn fühlen. Bei freundlich auftretenden Bewerbern sollten Sie Stressfragen unbedingt vermeiden.

8. Infos für den Bewerber: Hier können Sie die Fähigkeit zum „aktiven Zuhören“ prüfen. Stellen Sie Ihr Unternehmen vor. Das lässt sich auch aufteilen – einen Teil am Anfang und einen größeren Teil ans Ende des Gesprächs. Dabei können Sie gut sehen, ob der Bewerber mitdenkt und die Infos aufnimmt.

9. Fragen des Bewerbers: An den klugen Fragen des Bewerbers erkennt der Arbeitgeber den „klugen Kopf“, der vor ihm sitzt. Es geht in erster Linie um dessen Motivation und Kompetenz. Die Fragen, die der Kandidat stellt, sollten Sie auf das aktive Interesse am Job und der Firma hin prüfen. Sinnvolle Fragen sind alles rund ums Aufgabengebiet, Zuständigkeiten, Fragen zu Kollegen, zur Berufsschule, zum Thema Verantwortung sowie zu Organisation und Abläufen.