So ein Zirkus für Afrika

Rampenlicht | Einen Kindheitstraum erfüllte sich Karl Nidermayer, als er 1987 den Circus Sambesi gründete. Seit zwanzig Jahren unterstützt der Hörgeräteakustiker mit den Spenden der Besucher die Aktion „Menschen für Menschen“.

So ein Zirkus für Afrika

Manege frei! Wenn Artisten und Akrobaten dem Publikum mit ihren Kunststücken den Atem rauben und die Späße der Clowns Kinder und Erwachsene zum Lachen bringen, dann klingt das nach einem gewöhnlichen Zirkus. Nur fließt in den Adern von Zirkusdirektor Karl Nidermayer kein Roncalli-Blut. Der Hörgeräteakustiker und Feinmechaniker aus dem oberpfälzischen Neumarkt träumte schon als kleiner Junge von einer solchen Karriere, stieg aber nach der Meisterprüfung in das elterliche Unternehmen, in dem er heute zwölf Angestellte beschäftigt, ein. Die Faszination Zirkus ließ ihn dennoch nicht los, und so schaffte er sich statt eines Hobbys wie Briefmarken sammeln einen kleinen Varietézirkus an.

Was sich bereits hinter dem Namen des Circus Sambesi verbirgt, ist Karl Nidermayers Begeisterung für Afrika. In unzähligen Reisen erlebte er aber nicht nur die Schönheit des Kontinents und die Lebensfreude seiner Bevölkerung, sondern sah Armut und Elend. So verwundert es nicht, dass der 57-Jährige seinen Zirkus in den Dienst der Aktion „Menschen für Menschen“ des Schauspielers Karlheinz Böhm gestellt hat.

Topp, die Wette gilt!

Vor 25 Jahren wettete dieser in einer „Wetten, dass...?“-Sendung, dass nicht jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Franken oder sieben Schilling für die notleidenden Menschen in Afrikas Sahelzone spenden würde, und gewann. Als Böhm im November 1981 dann seine Hilfsorganisation gründete, hatte Karl Nidermayer eine Organisation gefunden, mit der er sich identifizieren konnte und „die den Menschen Äthiopiens ohne Ideologie und Religion helfen wollte“. Heute ist der Handwerksmeister nicht nur gut mit Böhm befreundet, sondern immer wenn samstags in Neumarkt und Umgebung die Show beginnt, wird ohne Gage für „Menschen für Menschen“ gespaßt, gezaubert, balanciert, jongliert und Feuer geschluckt.

Gegen alle Widerstände

Dass die Bürgermeister aus Franken und der Oberpfalz für ein Gastspiel in ihren Gemeinden dem Circus Sambesi die Türen einrennen, war nicht immer so. Als vor zwanzig Jahren alles begann, sahen sich Karl Nidermayer und seine Mannschaft einem Spießrutenlauf ausgesetzt. Hatten doch viele kleine Zirkusse die Branche mit Betteleien in Misskredit gebracht. Aber wer würde schon aufgeben, wenn es um den eigenen Lebenstraum und um Hilfe für Afrika geht? Dass sich der Kampf lohnte, erlebte Karl Nidermayer 2004. Mit seinem großen Vorbild, dem Roncalli-Gründer Bernhard Paul, veranstaltete er eine gemeinsame Benefizmatinee vor 1500 Zuschauern zugunsten der Äthiopienhilfe. „Das war schon ein Erlebnis für unseren kleinen Zirkus, aber die Roncalli-Profis haben uns prima unterstützt“, erinnert sich Nidermayer. Auch wenn der Circus Sambesi jetzt nicht mehr um seinen guten Ruf kämpfen muss, den Kampf für Afrikas Menschen will Karl Nidermayer nicht aufgeben und hofft, dass er mit seinem Zirkus noch mindestens zehn Jahre helfen kann.

andrea.moerke@handwerk-magazin.de