Bürgschaftsversicherung Wenn Unternehmer Bürgschaften über eine Versicherung statt über eine Bank einkaufen, erhöhen sie die Liquidität für den Betrieb und sparen Geld.
Sicherheit günstig einkaufen
Für die Fuhrmann Bau GmbH aus Radeburg in Sachsen waren die Kosten irgendwann zu hoch, um ihre Aufträge über die Bank abzusichern. Die Kreditinstitute haben ihre Bürgschaften für Baubetriebe deutlich verteuert und verknappt. Deshalb suchten sich die Geschäftsführer Rene Eikel und Jörg Fuhrmann neue Partner. Seit drei Jahren arbeiten die Unternehmer mit der Versicherungskammer Bayern (VKB) zusammen. Sie stellt sicher, dass kein Auftraggeber eines Bauprojekts um seine Ansprüche fürchten muss.
Für den sächsischen Baubetrieb bringt die Versicherungsbürgschaft Vorteile: Sie ist günstiger als bei der Bank und schränkt den finanziellen Spielraum des Betriebs nicht ein. „Die Versicherungsbürgschaften belasten die Kreditlinie der Hausbank und den Kontokorrentrahmen nicht“, bestätigt Klaus Blumensaat von der Versicherungsberatung Adversi aus Mühlheim.
Auslagern vergrößert den Spielraum
Daher ist es für Handwerksbetriebe sinnvoll, Bürgschaften auszulagern. Damit werden das Firmenrating und der Spielraum für Skonto-Zahlungen verbessert. Außerdem verlangen die Assekuranzen im Vergleich zu den Banken geringere Sicherheiten. Für kleine Bürgschaftsrahmen von 50000 Euro bis 100000 Euro müssen oft gar keine Sicherheiten gestellt werden (siehe Seite 69). Beim Bürgschaftsvertrag mit der Bank reduziert jede ausgestellte Bürgschaftsurkunde den Kreditspielraum.
Wie günstig eine Bürgschaftsversicherung gegenüber einem Avalkredit bei der Bank abschneidet, zeigt eine Rechnung:Bei einem Bankzins von 1,5 Prozent und einem Bürgschaftsrahmen von 100000 Euro spart der Handwerker mit einer Assekuranz unter dem Strich rund 1900 Euro pro Jahr. Bei der VKB kostet derzeit ein Bürgschaftsrahmen von 500000 Euro rund 4800 Euro – der Zins liegt somit unter einem Prozent.
Alternative für mehr Flexibilität
Neben den Kosten spricht ein anderer Grund für die Versicherung. „Die einzelnen Bürgschaftsurkunden müssen schnell ausgefertigt werden“, erläutert Rene Eikel von Fuhrmann Bau. Denn bis zur Vorlage der Bürgschaft darf der Auftraggeber einen Teil der Rechnungssumme zurückhalten. „Nach der ersten Rechnung, wenn wir schon in Vorleistungen getreten sind, tut es weh, wenn wir auf 10000 Euro warten müssen“, so Eikel.
Die Bonität des Handwerksbetriebs wird auch von der Versicherung vor Vertragsschluss geprüft. „Bei kleineren Betrieben dauert das höchstens zwei Tage, bei größeren Firmen schon einmal acht Tage“, so R+V-Experte Achim Scheib. Jede wirtschaftliche Veränderung muss dem Versicherer angezeigt werden. Bleibt das Unternehmen gesund, erfolgt lediglich einmal pro Jahr eine erneute Bonitätsprüfung und eine automatische Vertragsverlängerung. Doch was passiert, wenn die Geschäfte zunehmen? „Dann übernehmen auch Versicherer das Bürgschaftsrisiko nicht mehr zu 100 Prozent“, erläutert Guntram Schloss vom Apella Maklerpool aus Neubrandenburg. Er entwickelte ein neues Konzept. „Wer 500000 Euro Bürgschaftsrahmen braucht, der sollte diese Summe auf fünf Versicherer verteilen“, rät Schloss. Zwar muss der Handwerker beim Abschluss zusätzlicher Bürgschaftsversicherungen angeben, dass es schon Verträge gibt, trotzdem werden, solange die abgesicherte Summe unter 100000 Euro bleibt, keine Sicherheiten verlangt. Nachteil: Die Versicherungsprämie wird teurer. „Wer die 500000 Euro auf fünf Assekuranzen verteilt, kommt ohne Sicherheitsleistung aus, zahlt aber pro Jahr rund 9000 Euro Prämie“, so Schloss. Trotzdem rechtfertigt die höhere Liquidität den Prämienmehraufwand.
- cornelia.hefer@handwerk-magazin.de
Online exklusiv
Ausführliche Infos zu gewerblichen Bürgschaften und Versicherungsangeboten mit Rechenbeispiel unter handwerk-magazin.de/buergschaft
Rechenbeispiel Bürgschaften