Schneller zum Kredit

Finanzierung | Vor einem Jahr haben Kreditinstitute und Handwerkskammern in Bayern ein Pilotprojekt zur schnelleren Kreditbearbeitung für Handwerksbetriebe auf die Beine gestellt. handwerk magazin hat nachgefragt, wie sich die Kooperation entwickelt hat.

Schneller zum Kredit

„Was da alles auf mich zukommt!“, dachte Jörg Knetsch, 35, nach seinem ersten Gespräch bei der Betriebsberatung der Handwerkskammer Niederbayern/ Oberpfalz. Im Februar 2006 hatte Knetsch das Angebot erhalten, die Traditionsmetzgerei Peter in Amberg zu übernehmen. An dem Betrieb hatte der 35- Jährige schon lange Interesse. Rosenmontag fand dann der erste Termin bei Horst Zaglauer, Unternehmensberater in der Handwerkskammer (HWK), statt.

Zaglauer ging mit dem Metzgermeister erst einmal durch, wie er jetzt weiter vorgehen sollte: die Checkliste mit den notwendigen Unterlagen lesen und prüfen sowie ein Konzept erarbeiten, wie er sich die Betriebsübernahme finanziell vorstellte. „Die gute Vorbereitung war entscheidend“, sagt Knetsch im Rückblick. Gemeinsam mit dem Betriebsberater erstellte er die notwendigen Unterlagen wie Berichtigung der Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA), die Vermögens- und Schuldenaufstellung sowie eine Ertragsvorschau für die nächsten Jahre. Im Gegensatz zu vielen Kollegen in einer ähnlichen Situation fiel Knetsch der Blick in die unternehmerische Zukunft nicht allzu schwer. „Der Betrieb läuft gut und Zahlen, wie sich das Unternehmen in den Vorjahren entwickelt hat, lagen ja bereits auf dem Tisch. Trotzdem hat mir die Betriebsübernahme eine Menge Kopfzerbrechen bereitet“, berichtet der Metzgermeister heute.

Guter Start

Endlich waren die Unterlagen dann komplett und der 35-Jährige konnte einen Termin mit der Bank vereinbaren. „Die waren wirklich überrascht, wie gut ich auf das Gespräch vorbereitet war“, so der Jungunternehmer. Innerhalb von zehn Tagen sagte die Bank dann den benötigten Kredit zu und die Finanzierung stand auf sicheren Beinen. Am 1. September 2006 betrat Knetsch die Metzgerei Peter als neuer Inhaber. Dass die Betriebsübernahme reibungslos über die Bühne ging, verdankt der Metzgermeister dem Projekt „Schneller zum Kredit“.

Durch eine Marketingaktion der Sparkasse Amberg erfuhr er von der Initiative. Die Regionalbank warb mit schneller Kreditbearbeitung in Kooperation mit der ortsansässigen Handwerkskammer.

Anfang 2006 ging die Initiative zur Kreditbeschleunigung für Handwerksbetriebe, in Bayern an den Start. „Schneller zum Kredit hat sich in den vergangenen zwölf Monaten sehr gut entwickelt. Die Zusammenarbeit zwischen den angeschlossenen HWKs, Sparkassen und den Volks- und Raiffeisenbanken funktioniert problemlos“, berichtet Jürgen Kilger, Hauptabteilungsleiter Dienstleistung und Beratung der HWK Niederbayern/Oberpfalz, gegenüber handwerk magazin (siehe dazu handwerk magazin 04/06, Seite 62). Diesen Trend kann auch sein Kollege Zaglauer aus der Betriebsberatung bestätigen: „2006 hatten wir im Handwerk deutlich mehr Investitionen als noch im Vorjahr. Bestimmte Anschaffungen dulden keinen Aufschub mehr und die Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind wieder verstärkt auf das Handwerk zugegangen.“

HWKs als Vermittler

Knackpunkt bei „Schneller zum Kredit“ war vor rund einem Jahr die zunehmende Unzufriedenheit bei Kreditverhandlungen auf beiden Seiten – bei Betrieben und Banken. Handwerksunternehmern fiel es schwer, die notwendigen Unterlagen und Aufstellungen der Bank zeitnah zur Verfügung zu stellen. Und die Kreditinstitute kritisierten oft die Qualität und Ausarbeitung der Papiere als unzureichend. Das Ganze verzögerte die Kreditentscheidung und damit die anstehende Investition erheblich.

Um diesen Prozess für die Unternehmer zu beschleunigen als auch für die Banken zu standardisieren, ist die Handwerkskammer dann als Vermittler zwischen den Verhandlungspartnern eingesprungen. Die HWK hat zwar keinen Einfluss auf die Kreditentscheidung der Banken, kann aber die Entscheidungsprozesse vereinfachen und verkürzen. „Wir helfen den Unternehmern die Unterlagen zusammenzustellen und aufzubereiten. Das ist bei den Banken positiv angekommen“, berichtet Zaglauer aus seiner Beratungspraxis.

Die Kooperation, „Schneller zum Kredit“, soll in erster Linie Investitionsfinanzierungen, Betriebsmittelkredite und Kreditverlängerungen für die Betriebe vereinfachen. Sie greift allerdings nicht bei Sanierungen und

Krisenfällen, wie die HWK ausdrücklich betont. Auch für Unternehmer aus dem Handwerk hat sich im Zuge dieses Projekts die Kommunikation mit der Bank vereinfacht: Er informiert seine Hausbank in einem Erstgespräch über seine Investitionspläne. Sein Sachbearbeiter geht dann mit ihm die von HWK und Banken erarbeitete „Checkliste Kreditunterlagen“ durch und nennt ihm die erforderlichen Unterlagen und Informationen, die die Bank für die Kreditbearbeitung braucht. Sollte der Unternehmer bei verschiedenen angeforderten Unterlagen wie der korrigierten BWA oder der Ertragsvorschau Hilfe brauchen, kann er sich mit seinen Fragen an die Betriebsberatung der HWK wenden. Im nächsten Schritt reicht er dann die vollständigen Unterlagen bei seiner Bank ein. Hier werden dann weitere Details des Kreditantrags wie Zusammensetzung der Finanzierung, Laufzeiten und Sicherheiten des Betriebes besprochen.

Aufgrund der vollständig vorliegenden Unterlagen kann die Bank dann entscheiden, ob sie den Kredit bewilligt, und die entsprechenden Konditionen für den Betrieb festlegen. Bei einer Kreditzusage erhält der Unternehmer ein schriftliches Angebot mit allen wichtigen Daten des Finanzierungsvorschlags. Sollte die Bank den Kredit aber ablehnen, gibt es ein erneutes Gespräch zwischen Sachbearbeiter und Unternehmer. Hier werden dann Gründe und eventuelle Maßnahmen besprochen, um eine spätere Kreditzusage zu erreichen.

Der gesamte Prozess, ab Einreichen der vollständigen Unterlagen bei der Bank, soll maximal zehn Arbeitstage dauern. Dazu haben sich die angeschlossenen Kreditinstitute, die das Projekt „Schneller zum Kredit“ unterstützen, verpflichtet. „Im Schnitt dauert es drei Wochen, bis der Betrieb alle notwendigen Unterlagen zusammengestellt hat. Dann können auch die Banken die Bearbeitungszeit von zehn Arbeitstagen einhalten“, erklärt Betriebsberater Zaglauer.

Checklisten

Als Arbeitshilfen für die Unternehmer stellen die bayerischen Handwerkskammern bestimmte Vordrucke zur Gesprächsvorbereitung und Erstellung von Kreditanträgen zur Verfügung: wie Checkliste zur Vorbereitung auf Kreditgespräche, Kreditübersicht, private Vermögens- und Schuldenaufstellung, Investitionsplan, Umsatz- und Ertragsvorschau (siehe Kasten).

Aufgrund der unsicheren Konjunkturlage, auch im Hinblick darauf, wie die Kunden auf die Mehrwertsteuererhöhung reagieren, haben viele Unternehmer im Handwerk Probleme, eine seriöse Ertragsvorschau für ihre Bank zu erstellen. Sie soll der Bank einen Ausblick auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung des Betriebes geben. Nicht jeder hat das Glück wie Metzgermeister Knetsch, der dabei auf die Zahlen seines Vorgängers zurückgreifen konnte – und damit betriebswirtschaftlich die Vorjahre nachvollziehen konnte. Vielen Handwerksbetrieben fehlen hier die Instrumentarien, um einen für die Bank nachvollziehbaren Geschäftsplan für die nächsten ein bis drei Jahre aufzustellen. Die Handwerkskammern raten hier dringend dazu, Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. Denn sonst kann es passieren, dass das geplante und längst fällige Investitionsvorhaben im Papierkorb landet.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de