Saison der Abzocker

Finanzgauner | Die Konjunktur brummt, aber in vielen Betrieben läuft das Geschäft noch nicht rund. Darum suchen immer mehr Firmeninhaber eine wenig zeitaufwendige Nebentätigkeit. Windige Geschäftemacher nutzen dies skrupellos aus. handwerk magazin stellt drei besonders beliebte Tricks vor.

Saison der Abzocker

Der Fall sorgte für Schlagzeilen: Ein 53-jähriger Münchner hatte sich via E-Mail von einer russischen Firma für einen Nebenjob als „Regionalmanager im Finanzbereich“ anwerben lassen. Nach der ersten Transaktion – einer Barüberweisung von 6000 Euro in die Ukraine, wofür er 455 Euro Provision bekam – sperrte seine Bank ihm das Konto wegen betrügerischer Aktivitäten. Die 6000 Euro, die von einem anderen Konto über seines ins Ausland gelenkt worden waren, entpuppten sich als Beute aus einem groß angelegten Online-Betrug mit TAN-Nummern. Angesichts des drohenden Verfahrens wegen „leichtfertiger Geldwäsche“ dämmerte dem freien Mitarbeiter, dass er wohl auf Finanzgauner hereingefallen war, die seine Bankverbindung kurzfristig missbraucht hatten. Und noch schlimmer: Der ursprünglich Geschädigte kündigte an, die 6000 Euro von ihm zurückzuverlangen.

Teurer Nebenjob

Obwohl die deutsche Wirtschaft brummt, läuft das Geschäft in zahlreichen Handwerksbetrieben immer noch schleppend. Viele Firmeninhaber suchen deshalb eine lukrative, aber wenig zeitaufwendige Nebentätigkeit. Vor allem windige Geschäftemacher aus der Finanzbranche versuchen, dies skrupellos auszunutzen. handwerk magazin stellt drei besonders beliebte Tricks vor.

Falle eins: Geldwäsche. Millionenfach sind derzeit E-Mails mit einem verlockenden Angebot im Umlauf: Für eine offene Stelle werde ein freiberuflicher Finanzberater oder Finanzagent gesucht. Das monatliche Gehalt „von 5000 Euro + 5 % (Im Weiteren können Sie bis zu 9000 Euro + 5 % monatlich verdienen)“ scheint dem Empfänger der Nachricht allemal eine Bewerbung wert. Nötig für diese Tätigkeit, so heißt es in den elektronischen Briefen ohne klaren Absender, sei nur, dass man täglich drei Stunden Zeit für die Arbeit habe sowie mit PC und Internet umgehen könne. Um welche Tätigkeit es sich genau dreht, wird meistens nicht verraten. Einige wenige der anonymen Absender umschreiben die Arbeitsaufgabe etwas konkreter, in diesen Fällen ist beispielsweise die Rede davon, man solle „projektverbundene Online-Zahlungen verwalten“.

Kriminelle Hintermänner

Mit solchen elektronischen Massensendungen suchen in der Regel organisierte Banden gutgläubige Helfer zum Geldwaschen. Meistens haben sich die Betrüger auf Internetkriminalität spezialisiert und lenken – zum Beispiel durch Phising, also den unerlaubten Zugriff auf Konten von privaten Bankkunden – Geldströme in ihre Richtung um. Um an das Geld heranzukommen, ohne ins Visier der Polizei zu geraten, brauchen die Drahtzieher aber Mittelsmänner. An solche ahnungslosen Helfer, die die Gauner zuvor als „Finanzagenten“ oder als „Account-Manager“ geworben haben, überweisen sie das illegal abgezweigte Geld. Die „Finanzagenten“ heben das Kapital, wie mit den Auftraggebern besprochen, vom eigenen Konto ab und telegrafieren es mit Hilfe einer Bargeld-Transferfirma an einen anonymen Empfänger im Ausland. Dafür dürfen die Helfer als Dienstleistungsprovision fünf bis zehn Prozent der Gesamtsumme behalten.

Volker Pietsch, Chef des Deutschen Instituts für Anlegerschutz (Dias) in Berlin, warnt davor, sich auf solche Deals einzulassen. Wer dabei auffliege, müsse mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen. Und wer ahnungslos in ein solches Geschäft hineingeschlittert sei und die Problematik später erkannt habe, sollte sich unbedingt mit der Polizei und der zuständigen Staatsanwaltschaft in Verbindung setzen.

Tarnung für Drückerkolonnen

Falle zwei: Strukturvertrieb. Jedes Wochenende finden sich im Anzeigenteil der Tageszeitungen Angebote für die Übernahme einer selbständigen Handelsvertretung. Im Text heißt es dann zum Beispiel: „Mehr als nur ein Job! 900 bis 1200 Euro im Monat durch Erstellen und Auswerten von Informationsdaten. Bei Eignung ist eine Übernahme in die Hauptberuflichkeit möglich mit einer Einkommensperspektive von 4000 Euro im Monat.“ Hinter solchen Anzeigen verbergen sich meistens Finanzdienstleister, die nur ein Ziel haben: neue Mitarbeiter zu finden, die wiederum neue Kunden aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis anschleppen. Die Direktbank ING-Diba warnt in ihren „Infos für kritische Bankkunden“ davor, sich von derartigen Angeboten blenden zu lassen und viel Zeit oder Geld zu investieren. „Die Provisionen sind für Anfänger mager, die Betriebskosten für Auto, Software und Schulungen hoch, und ist das persönliche Umfeld erst abgegrast, landen sie nach ein paar Monaten wieder auf der Straße, statt wie versprochen das große Geld zu verdienen.“

Falle drei: Versicherungsverkauf. Immer öfter kommt
es vor, dass eine Finanzfirma per Anzeige einen Bürojob ausschreibt. Dieses Angebot ist jedoch nur ein
Köder: Wer das Unternehmen aufsucht, um sich bei seinem möglichen neuen Arbeitgeber vorzustellen, wird ganz geschickt in ein Verkaufsgespräch verwickelt. Dabei sollen die Bewerber beispielsweise in einem Fragebogen ihre finanziellen Verhältnisse offenbaren. Meistens versucht ihr Gegenüber, die Unterschrift unter einen Vertrag über den Abschluss einer fondsgebundenen Lebensversicherung zu bekommen. Anschließend sollen die Bewerber davon überzeugt werden, diese Produkte selbst zu verkaufen. Die Verbraucherzentralen empfehlen in solchen Fällen nur eines: um derartig dubiose Offerten am besten einen großen Bogen zu machen.

Frank Schuster

frank.wiercks@handwerk-magazin.de