Rating gezielt verbessern

Kreditvergabe Höhere Hürden für Investitionen: Experten erwarten, dass die Banken im nächsten Jahr wieder knausern. Firmenchefs sollten ihr Rating unter die Lupe nehmen und eventuell verbessern.

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    © Stephan Minx
    Schreinermeister Harald Stadter analysiert mit seinem Firmenkundenbetreuer regelmäßig sein Ratingergebnis.
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    Bei 47,8 Prozent der Unternehmen führt eine höhere Umsatzrendite zu einem besseren Ratingergebnis.
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    „Die Gewichtung der Ratingkriterien ist bei jeder Bank anders.“Franz Ruß, Steuer- und Finanzierungsberater in Hallstadt bei Bamberg.

Rating gezielt verbessern

Handwerksunternehmer Harald Stadter will sich nicht auf eine Hausbank verlassen. Der Schreinermeister im fränkischen Ebermannstadt arbeitet ganz bewusst mit zwei Kreditinstituten zusammen: „Damit bin ich beim Kontokorrentkredit und bei der langfristigen Finanzierung der Firma flexibel aufgestellt“, sagt Stadter. Er stellt aber große Unterschiede in der Zusammenarbeit fest: „Zu einem meiner Firmenkundenbetreuer habe ich fast ein freundschaftliches Verhältnis. Wir stehen in permanentem Kontakt.“ Mit ihm bespricht er mindestens einmal im Jahr die Entwicklung der Firma. Dabei geht es auch um Detailfragen im Rating. Stadter bekommt eine ausführliche und schriftliche Auswertung in die Hand. „Das ist bei meiner zweiten Bank ganz anders“, sagt Stadter. Zwar liefert er auch diesem Kreditinstitut zwei- bis dreimal im Jahr unaufgefordert seine aktuellen Zahlen: „Doch es kommt selten zu einer näheren Erläuterung unseres aktuellen Ratings.“

Kein Einzelfall: Unternehmer erhalten vielfach von ihrer Hausbank nur wenige Informationen darüber, wie sich ihre Ratingnote zusammen- setzt und mit welchen Maßnahmen sie diese gezielt verbessern können. Dabei haben die Firmenkundenbetreuer oft ausführliche Auswertungen über die Stärken und Schwächen der Betriebe in der Schublade. Clevere Firmenchefs lassen sich im Gespräch mit der Bank deshalb nicht nur ihre Note nennen, sondern diskutieren ihr Rating. Das Ziel sollte sein, sich stetig zu verbessern. „Schließlich beeinflusst die Bewertung der Firma die Kreditkonditionen“, sagt Franz Ruß, Steuer- und Finanzierungsberater in Hallstadt.

Kommunikation bringt Pluspunkte

Jedes Geldinstitut arbeitet dabei mit einem eigenen System, wobei harte und weiche Faktoren die Note beeinflussen. „Allerdings ist die Gewichtung bei den einzelnen Banken sehr unterschiedlich“, sagt Russ. Wie diese jeweils exakt aussieht, halten die Geldhäuser aber geheim. Klar ist: Zu den harten Kriterien zählen die Kapitalstruktur - zum Beispiel die Eigenkapitalquote oder die Ertragslage. Zu den weichen Faktoren gehören dagegen die Führungsqualitäten des Firmenchefs oder sein Informationsverhalten gegenüber der Bank (siehe Checkliste). Prinzipiell gilt: Je mehr Informationen der Firmenchef seiner Bank übermittelt, desto exakter und besser fällt das Rating aus.

Die Firmenkundenbetreuer gehen im Jahresgespräch dazu in der Regel mit dem Unternehmer einen Fragenkatalog durch. „Das Ziel jedes Ratings ist es, die Ausfallwahrscheinlichkeit bei einer Kreditvergabe für das kommende Jahr zu ermitteln“, erklärt Dirk Altenbäumker, Ratingexperte beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken in Berlin. Um das Bankhaus auf dem aktuellen Entwicklungsstand zu halten, reicht es aber nicht aus, nur einmal im Jahr beim Firmenkundenbetreuer vorzusprechen: „Es ist sicher vorteilhaft, wenn Unternehmer von sich aus jedes Quartal ihre aktuellen betriebswirtschaftlichen Auswertungen vorlegen“, so Altenbäumker.

Wie stark sich ein solches Engagement in der Note auswirkt, lässt sich nicht bestimmen. „Es bestehen immer Zusammenhänge zwischen den einzelnen Kriterien“, erklärt Altenbäumker. Er empfiehlt Firmenchefs, vorausschauend zu planen und die Bank auf dem Laufenden zu halten.

Minuspunkte vermeiden

So wie Fleischermeister Ludger Freese: Er führt in Visbek bei Oldenburg einen Betrieb mit 20 Mitarbeitern und einer Million Euro Jahresumsatz. Der Unternehmer war zwei Wochen lang mit seinem Geschäftskonto im Minus. Wegen einer Baustelle vor seinem Geschäft kamen weniger Kunden in seinen Laden, der Umsatz ging zurück. Freese erläuterte die Ursache für sein Problem frühzeitig seinem Firmenkundenbetreuer. Hintergrund: Wenn ein Betrieb in die roten Zahlen rutscht, gibt das beim Rating gleich einen Minuspunkt. „Ich wollte vermeiden, dass die Bank bei mir anruft und nachfragt. Es ist immer besser, in schwierigen Situationen selbst den ersten Schritt zu machen“, so Freese. Ein solches Vorgehen kann sich sogar bei privaten Engpässen anbieten. So beeinflusst etwa bei der Commerzbank auch die private Einkommens- und Vermögenssituation das Rating eines Handwerksunternehmens. „Wegen der zumeist engen Verzahnung zwischen geschäftlichen und privaten Finanzen“, bekundet das Bankhaus. Auch Schufa-Auskünfte fließen mit ein. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken ist das ähnlich. Die Institute trennen nach eigener Aussage auch nicht strikt zwischen Privatem und Geschäftlichem.

Bei der Commerzbank spielt auch die Branche eine Rolle: „Die Brancheneinschätzung gehört zur Gesamtbetrachtung und fließt in das Ratingergebnis mit ein.“ Die Volks- und Raiffeisenbanken wie auch die Sparkassen unterscheiden nach eigenen Angaben beim Rating dagegen nicht nach Branchen. Trotzdem ist das Geschäftsfeld bei der Kreditvergabe auch bei diesen Instituten mit entscheidend. Denn die Banken wollen eine Ballung von Kunden aus einer Branche vermeiden. Falls sich viele Kunder der Bank in einem Marktsegment bewegen, kann es für weitere Darlehen in diesem Bereich eng werden. „Für eine positive Kreditentscheidung spricht, wenn der Kunde Zins und Tilgung zahlen kann“, sagt Hans-Jürgen Schneck, Leiter der Unternehmensbetreuung der Volksbank Donau-Neckar in Tuttlingen (siehe Interview Seite 65). Die Konditionen hängen dann von der Ausfallwahrscheinlichkeit und damit von der Rating-Note ab (siehe Tabelle unten).

Schreinermeister Stadter bleibt am Ball. Er überprüft regelmäßig sein Rating, „um sich weiter die besten Konditionen zu sichern“.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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