Punkten mit Umweltschutz

Umweltmanagement Kunden bewerten Öko-Siegel positiv. Viele Betriebe optimieren daher ihren Umweltschutz - auch zum eigenen Vorteil. Ein etabliertes Logo zahlt sich dabei aus.

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    Der Heizungsbauer Stefan Ollinger ist von den Vorteilen des EMAS-Umweltmanagementsystems überzeugt.
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    Vielfach sind es kleine Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern, die ein Umweltmanagement-system nach EMAS eingeführt haben.
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    Heizungsbauer Stefan Ollinger (li.) und sein Mitarbeiter arbeiten umweltverträglich.
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    „Engagement für die Umwelt ist für uns selbstverständlich geworden.“Doris Seitz, Umweltbeauftragte der Bauunternehmung Seitz im fränkischen Ramsberg.

Punkten mit Umweltschutz

Umweltschutz gehört für Stefan Ollinger und seinen Kollegen Günter Hoffmann zum Geschäft. Die beiden sind Inhaber der Hoffmann & Ollinger GmbH, ein SHK-Unternehmen mit 18 Mitarbeitern und rund 2,8 Millionen Euro Jahresumsatz im saarländischen Mettlach. Das Duo hat sich auf Solartechnik und Fotovoltaik spezialisiert. Da liegt es nahe, dass sich die beiden Geschäftsführer auch im eigenen Unternehmen in Sachen Ökologie engagieren. „Unsere Firma ist bereits seit 2002 nach EMAS validiert“, erklärt Stefan Ollinger. Das Kürzel steht für Eco-Management and Audit Scheme. Es handelt sich um das strengste Umweltmanagementsystem in Deutschland. „Wir waren zuerst skeptisch, ob uns die Zertifizierung etwas bringt. Der Aufwand für die ersten Schritte war enorm groß“, erinnert sich Ollinger.

Wie Ollinger engagieren sich zahlreiche Handwerksunternehmer im Umweltschutz und streben ein Öko-Siegel an. Sie betreiben den Aufwand nicht aus reinem Idealismus. Ein Umweltmanagementsystem bringt der Firma zahlreiche Vorteile. Viele Industrieunternehmen erwarten von ihren Zulieferern sogar eine dokumentierte ökologische Orientierung. Wer nicht mitmacht, vergibt Umsatzchancen. Außerdem ist ein grünes Logo für den Handwerksunternehmer mit einem positiven Imageeffekt verbunden. So gilt es für Firmenchefs, aus den verschiedenen Zertifikaten und Siegeln jenes herauszufiltern, das den eigenen Ansprüchen und Interessen optimal entspricht.

Umweltzertifikat spart Kosten

SHK-Meister Ollinger ist von den Vorteilen für seinen Betrieb inzwischen überzeugt: „Wir verbessern unseren Umweltschutz stetig und langfristig sparen wir damit auch Kosten.“ Das hat mehrere Gründe: Zum einen wird der Abfall sauber getrennt. „Wir müssen nur noch einen Bruchteil teuer entsorgen“, so Ollinger. Zum anderen sind auch die Mitarbeiter im Unternehmen dafür sensibilisiert, sich aktiv im Umweltschutz zu beteiligen. „Wir haben alle unseren Tunnelblick abgelegt. Jeder bringt seine Ideen mit ein“, erklärt der Handwerksunternehmer. So konnten auch die Aufwendungen für den Fuhrpark reduziert werden, weil unnötige Fahrten im Betrieb nicht mehr vorkommen.

Auch die Kunden bewerten das Engagement positiv - selbst wenn sie nur in seltenen Fällen gezielt nachfragen. Gewerbliche Kunden wissen die EMAS-Zertifizierung mitunter richtig zu schätzen. „Das gilt vor allem, wenn sie selbst da-ran teilnehmen“, erklärt Ollinger. Dann handelt es sich quasi um ein Treffen zwischen zwei Gleichgesinnten.

Umweltmanagement in Perfektion

Eine Ökozertifizierung nach EMAS ist weit mehr als ökologische Denke. Es ist die konsequente Umsetzung. Denn EMAS-Betriebe wie der von Stefan Ollinger bekennen sich dazu, ihren Umweltschutz stetig zu verbessern und alle einschlägigen rechtlichen Regeln strikt einzuhalten. Sie erstellen eine Umwelterklärung, in der sie sich zu ihren Zielen bekennen und aufzeigen, wie sie diese erreichen wollen. Ein glaubwürdiges Instrument, um Kunden über das Engagement zu informieren. Alle zwei Jahre partiell und alle vier Jahre umfassend, prüft ein Umweltgutachter, ob die Vorgaben der EMAS Verordnung eingehalten werden (siehe „Die Logos des Handwerks“). Es geht dabei wesentlich auch um rechtliche Details. Die Bestimmungen zu Gefahrstoffen, zur Betriebssicherheit oder zur Abfallentsorgung halten die Firmen strikt ein. „EMAS-Teilnehmer haben Rechtssicherheit“, sagt Tuku Roy-Niemeier, Umweltberaterin der Handwerkskammer Bremen.

Die Betriebe sind nicht nur rechtlich-ökologisch sauber aufgestellt, in vielen Fällen zahlt sich das Siegel auch finanziell aus. So wie bei der Dachdeckerei Helmut Dörr GmbH aus dem saarländischen Köllerbach: „Wir setzen unsere Maßstäbe immer höher“, sagt Günter Wamme, Dachdeckermeister und Umweltbeauftragter der 30-Mann-Firma. Seit rund fünf Jahren nimmt der Betrieb an EMAS teil. Geschäftsführerin Irene Dörr-Wamme und ihr Kollege Jürgen Feld stehen hinter dem Umweltengagement. „Das hat sich für uns gleich amortisiert“, sagt Wamme. Der Betrieb konnte zum Beispiel seinen Ölverbrauch durch eine neue Heizungsanlage nahezu halbieren. Konsequente Mülltrennung reduziert die Kosten der Entsorgung drastisch. Und auch die Kunden re-agieren positiver auf Dörrs Werbebriefe, seit dort das EMAS-Logo prangt.

Der Weg zum ökologisch perfekten Unternehmer beginnt meist mit einer umfassenden Bestandsaufnahme durch einen externen Experten, wie sich der Umweltschutz im Unternehmen verbessern lässt. Dazu engagierte der Dachdeckermeister Günter Wamme den Berater Stefan Hirsch, von der Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH in Saarbrücken. Hirsch hat sich darauf spezialisiert, Handwerksunternehmen bei der Einführung und Weiterentwicklung eines Umweltmanagementsystems zu unterstützen (siehe Interview).

Rechtssicherheit und Optimierung organisatorischer Abläufe - das lässt sich aber auch mit einfacheren Umweltmanagementsystemen als EMAS erreichen. Aktuell 486 Unternehmen tragen etwa das Logo des Qualitätsverbundes umweltbewusster Handwerksbetriebe (QUB) aus Nürnberg. Andrea Dembowski von der Geschäftsstelle der QUB erklärt: „Wir sind der kleine Bruder von EMAS.“ Das Zertifikat wurde speziell für kleine und mittlere Handwerksunternehmen entwickelt. „Die Validierung nach EMAS ist mit weitreichenden Dokumentationspflichten verbunden. Das QUB-System stellt reduzierte Anforderungen, die auf die Betriebsgröße abgestimmt sind“, so Dembowski. Zum Beispiel erstellen die Betriebe keine Umwelterklärung. Die Firmen werden allerdings alle zwei Jahren von einem externen Gutachter zertifiziert. Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern zahlen für das Zertifikat 290 Euro plus Nebenkosten wie etwa Fahrgeld. Hinzu kommt noch der Obolus für einen Berater. Der Experte benötigt rund zwei bis zweieinhalb Tage, um die Weichen für die Zertifizierung zu stellen. Dessen Honorar kann bis zu 3000 Euro für die Bestandsaufnahme vor Ort betragen. Clevere Handwerksunternehmen beantragen dazu Fördergelder (siehe „Grüne Förderprogramme“). Nach der Einführung kommt der Betrieb ohne Unterstützung aus.

Interne Ordnung als Vorteil

Die Umsetzung liegt in der Hand des Handwerkers. Seit fast zehn Jahren gehört das Bauunternehmen Seitz mit vier Mitarbeitern im fränkischen Ramsberg zum Kreis der QUB-Betriebe. Unternehmerfrau Doris Seitz sieht den Vorteil in erster Linie in der „internen Ordnung“, die die Betriebe herstellen. So weiß jeder Mitarbeiter genau, wie Baustellenabfälle sortiert werden und wie mit den Gefahrstoffen umzugehen ist. „Auch die Wartungspläne unserer Maschinen und Geräte sind vernünftig sortiert. Wir wissen stets, wann der nächste Termin zu vereinbaren ist und sehen auf einen Blick, welche Kosten durch die Maschinen bis dato entstanden sind“, erklärt Seitz. Im Betrieb wurden verschiedene Maßnahmen zum Energiesparen eingeführt.

Es sind Kleinigkeiten, die der Umwelt helfen und auch der Bilanz der Firma guttun: „Wir haben zum Beispiel auf Energiesparlampen im Büro sowie im Lager umgestellt und eine Zeitschaltuhr am Kopierer angebracht“, so Seitz.

holger.externbrink@handwerk-magazin.de

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Ein Umweltmanagementsystem verbessert die Energiebilanz und optimiert die organisatorischen Abläufe. Eine Checkliste gibt es unter
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