Auftragspotenzial Gebäudesanierung

Der Bund möchte nicht nur aus der Atomenergie aussteigen, sondern auch jede Mene Energie sparen. Das Konzept der Regierung sieht vor künftig deutlich mehr Geld in die Sanierung von Wohngebäuden zu stecken. Eine Studie zeigt, in welchen Bereichen für Handwerksbetriebe das größte Auftragspotenzial steckt.

Die Studie des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) zeigt, welches Potenzial in der Gebäudsanierung steckt, um Energie zu sparen, aber auch wie Gebäudeflächen wie Dächer zur Energieerzeugung (Strom, Wärme) noch besser genutzt werden können. Außerdem gibt sie Aufschluss darüber, in welche Energieformen die Bundesregierung in Zukunft verstärkt investiert und in welchen Bundesländern dadurch Aufträge entstehen können.


Wärmedämmung deutscher Wohngebäude

Am meisten Sanierungspotenzial steckt hier in Wohngebäuden, die vor 1979 erstellt wurden. Nicht einmal ein Drittel der Gebäude verfügt über Wärmedämmung von Außenwänden. Bei Fußboden- und Kellerdecken sind es nicht einmal 20 Prozent. Lediglich das Dach bzw. die Obergeschossdecke ist bei dem Mehrzahl dieser älteren Gebäude bereits gedämmt, der Anteil liegt bei gut 60 Prozent.

Dämmungsmaßnahmen nach Baujahr und Gebäudeteil

BaujahrAußenwandDach/ObergeschossFußboden/Kellerdecke
bis 197827,8 %61,9 %19,9 %
1979-200449,7 %88,9 %59,2 %
ab 200564,0%98,2 %85,3%
gesamt: 35,8 % 71,2 % 33,8 %

Auch im Bereich Fenster und Verglasung warten Aufträge: In über der Hälfte der Wohngebäude ist der überwiegende Anteil der Fensterfläche mehr als 15 Jahre alt. Bei den Altbauten (vo 1979 erbaut) sind es sogar 60 Prozent. Die neue Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung ist insgesamt bislang nur in etwa 3,5 Prozent der verbauten Fenster anzutreffen.

Heizung und Gebäudetechnik: Strom vom Dach

Ende 2009 waren nach der Studie bereits mehr als 10 Prozent der Wohngebäude mit einer Solaranlage ausgestattet. Beim Großteil handelt es sich dabei um solarthermische Anlagen, die Stromerzeugung mit Photovolatik ist noch kaum verbreitet. Bei den neuen Wohngebäuden (ab 2005) verfügen sogar knapp 30 Prozent über Solarthermie, jedoch nur 3,5 Prozent über stromerzeugende Photvoltaikanlagen.


Strom: Hoffnung Windenergie


Was die Stromproduktion betrifft, so steht die Nutzung der Windenergie mit einem Beitrag von knapp 7% bei den regenerativen Energien mit Abstand an erster Stelle.

Stromerzeugung erneuerbarer Energien in TWh/a:

200920102020
Wasserkraft19,1 20,422,2
Windkraft38,643,4 108,0
Photovoltaik6,612,543,9
Biomasse30,531,743,9
Erdwärme0,00,31,7
EE-Strom gesamt 94,8 108,0 225,3

Die Einheit TWh/a bedeutet Terawatt-Stunde pro Jahr. Eine Tera-Watt-Stunde = 1 Millionen Megawattstunden . 1 MWh = 1 Millionen KWh

Da günstige Standorte an Land bereits knapp werden, wird der Bau von Anlagen auf See stärker gefördert. Der Bau von Windrädern in der so genannten ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) – dies ist die Zone zwischen 12 und 200 Kilometern vor der Küste – soll damit erleichtert werden. Die Bundesregierung plant in ihrem Energiekonzept ein Sonderprogramm für Windkraft-Offshore-Anlagen. Mit einem von der KfW bereit gestellten Kreditvolumen von 5 Mrd. Euro sollen zehn Windparks finanziert werden. Diese Anlagen sollen bis 2010 allein 33 TWh liefern.

Der durch den Wind erzeugte Strom entsteht so gut wie ausschließlich im Norden der Republik. Zur optimalen Nutzung der dort produzierten großen Strommengen ist es daher notwendig, entsprechende Leitungen für den Transport in südlichere Regionen vorzuhalten.

Rund 850 Netz-Kilometer sind nach einer Studie der Deutschen Energieagentur (Ena) dringend nötig - bisher wurden davon aber gerade einmal 90 Kilometer realisiert.

Da erneubare Energien wie Photovoltaik oder Windkraft je nach Wetterlage mal mehr oder weniger Strom als benötigt produzieren, sind neben der Anpassung der Übetragungsnetze auch umfangreichere Speicherkapazitäten notwendig, so genannte Pumpspeicherkraftwerke.


Bisher kaum genutzt, doch ein großes Potenzial: Geothermie

Noch relativ unterentwickelt – und damit mit dem höchsten Wachstumspotenzial – stellt sich die Geothermie dar. Bei der Stromerzeugung spielt sie so gut wie gar keine Rolle (siehe Tabelle oben). Bei der Wärmebereitstellung wächst ihre Bedeutung hingegen.

Besonders das Potenzial der Tiefengeothermie ist nahezu unerschöpflich und die Energiequelle ist ständig verfügbar. Vor allem in folgenden Teilen der Republik sind die geologischen Voraussetzungen für derartige Kraftwerke günstig:
  • in Teilen Bayerns,
  • im Oberrheingraben und
  • im Norddeutschen Becken
Die vom BMU in ihrer »Leitstudie 2010« geschätzten Leistungsvermögen für die Strom- und Wärmeproduktion aus Erdwärme bis 2020 liegen etwa bei knapp 2 TWh für die Strom- und rund 26 TWh für die Wärmeerzeugung. Der Ausbau läuft bislang aber recht schleppend an.


Wärmeerzeugung erneuerbarer Energien in TWh/a:

200920102020
Biomasse104,9109,3144,6
Solarkollektoren4,85,119,5
Erdwärme (Geothermie)5,06,326,0
EE-Wärme gesamt: 114,7 120,7 190,1

Über die Studie

Die Zahlen stammen aus der Studie "Datenbasis Gebäudebestand - Datenerhebung zur energetischen Qualität und zu den Modernisierungstrends im deutschen Wohngebäudebestand." Erstellt wurde dieser Bericht durch das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) in Zusammenarbeit mit dem Bremer Energie Institut (BEI).

Insgesamt liegen auswertbare Datensätze für knapp 7.500 Wohngebäude vor. Die Ergebnisse spiegeln in etwa den Stand zum Jahresende 2009 wider und decken sich gut mit den Resultaten der Mikrozensus-Erhebungen des Statistischen Bundesamtes.

Lesen Sie zu diesem Thema auch den Bericht unserer Kollegen von der Deutschen Handwerks-Zeitung: Mehr Geld für Gebäudesanierung