Nicht einfach

Umfirmierung | Wer ein Unternehmen kauft, will vielleicht die Firma – also den Namen des Unternehmens – ändern. Doch das will gut überlegt sein.

Nicht einfach

Auf die harte Tour musste Norbert Kremer erfahren, dass sein Firmenname Schreinerei Künkel nicht passte. Und das ging so: Der Tischlermeister ist Mitglied der Managementwerkstatt der Handwerkskammer Düsseldorf. Die Mitglieder der Managementwerkstatt können freiwillig ihre Managementwerkstatt-Kollegen zu sich in den Betrieb einladen und sie nach ihrem ersten Eindruck fragen. Der Clou: In der Abschlussrunde wird im Beisein des Gastgebers offen gelobt und kritisiert, ohne dass der Gastgeber etwas sagen darf. Im August 2007 musste sich dann auch Norbert Kremer Lob und Kritik von seinen 24 anwesenden Unternehmerkollegen anhören.

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Neben der Kritik am Firmeneingang – „keiner ahnt, dass sich hinter einer solchen Fassade eine so tolle Wintergartenausstellung befindet“, wurde auch angeregt, seinem Unternehmen den Namen Kremer zu geben. „Ihr seid ein Familienunternehmen“, hieß es, „wenn man bei Euch anruft, weiß niemand, dass Deine Frau am Telefon ist.“

Das Zuhören-Müssen brachte den heute 46-Jährigen zum Nachdenken.

Der darauffolgende Tag wirkte jedoch wie ein Beschleuniger: Beim ersten Termin sagte der Kunde, er habe schon mit Kremers Sekretärin gesprochen, worauf ihm Kremer erwiderte, dass es sich dabei um seine Frau handelt. Beim zweiten Kundentermin an diesem Vormittag kam Kremer auf Empfehlung eines Kollegen. Mit „guten Tag, Schreinerei Künkel, mein Name ist Kremer“, stellte er sich vor. Der Kunde antwortete ihm, er hätte schon erwartet, dass der Chef selbst kommt. „Das reichte“, sagt der Unternehmer aus Korschenbroich, „mein Entschluss stand fest: Der Eingang musste neu gestaltet und der Name geändert werden.“

Plötzlich war dies dringend und wichtig. Kremer wandte sich an Peter Holzmaier, der die Managementwerkstatt in Zusammenarbeit mit der Kammer Düsseldorf leitet. Zum 1. Januar 2008 wollte er mit allen Änderungen durch sein.

„Für mich war immer klar, dass die Schreinerei „Kremer“ heißen sollte. Nur das Logo brauchte eine leichte Veränderung. Dass das Schreinergeschäft jedoch nur noch maximal vier Prozent zum Umsatz beitrug, sprach gegen seine Idee. „Entscheidend ist, welcher Teil des Namens nicht mehr passt – der funktionale oder der personalisierte Teil“, gibt Unternehmensberater Peter Holzmaier zu bedenken (siehe Kasten Seite 40). Da niemand bei dem Namen Schreinerei Kremer die Idee kommen konnte, dass es sich dabei um einen auf Wintergärten und Überdachungen spezialisierten Betrieb handelt, war klar, dass sowohl ein neuer Name wie auch ein neues Logo her mussten.

Warum Kremer so lange an dem alten Namen festgehalten hatte? „Die Schreinerei Künkel ist seit 50 Jahren hier im Ort bekannt“, gibt der Unternehmer zu bedenken. „Aus eigenem Antrieb hätte ich mich nie getraut, das Risiko einzugehen. Schließlich hatte ich auch Angst vor finanziellen Einbußen“, gibt er zu.

Als dann jedoch der Name „Kremer Wintergärten – Überdachungen“ fest stand, die Domain für www.wintergarten-kremer.de reserviert war und die Logo-Vorschläge der Image-Beraterin Bettina Sanner-Holzmaier eintrudelten, nahm alles seinen Lauf. Neues Briefpapier, neue Fahrzeug- sowie Gebäudebeschriftungen und eine neue Website entstanden. „Und eine Image-Umstellung, die ich erste Sahne fand“, lobt der Unternehmer die Betreuung durch die Managementwerkstatt.

Folgekosten beachten

Ende Dezember wurde das erste Briefpapier gedruckt mit dem neuen Logo und am 10. Januar schickte er 2350 Kunden Briefe, in denen er den neuen Namen erklärte. Insgesamt hat der Sieben-Mann-Betrieb dafür knapp 12000 Euro investiert.

Seine neue Firma, also den Unternehmensnamen, musste Kremer nirgends eintragen lassen. „Der Grund“, so Wirtschaftsjurist André Maaß von der Handwerkskammer Düsseldorf: Norbert Kremer war schon seit jeher in der Handwerksrolle mit Vor- und Nachnamen eingetragen. „Bei Übernahmen oder Unternehmenskäufen führen viele Inhaber den Betrieb unter dem Namen ihres Vorgängers weiter“, sagt er. Ganz korrekt sei das aber nur, wenn der alte Betrieb, also etwa die Glaserei Peter Müller, mit dem neuen Inhaber Reinhold Meier im Handelsregister – gegen Gebühr – als eingetragener Kaufmann geführt würde. Wesentlich aufwändiger sei die Umfirmierung einer GmbH (siehe Tabelle unten).

Nach den umfangreichen Arbeiten, der Information von Kunden und Geschäftspartnern, im Januar 2008 kam der Februar. „Der schlechteste Monat aller Zeiten“, so Kremer. Doch er ließ sich nicht von seinem Plan abbringen. Zusätzliche 33000 Euro investierte er in einen neuen Zugang zur Ausstellung, in Zäune, in Parkplätze und vieles andere mehr. „Man muss so eine Umstellung mit Haut und Haaren wollen“, sagt der Unternehmer und ist froh, dass sein Betrieb jetzt seinen Namen trägt.

gudrun.bergdolt@handwerk-magazin.de