Multimedia im Wohnzimmer

Unterhaltungselektronik | Viele Interessenten haben keine neuen Geräte gekauft, da ein Wettbewerb der Systeme drohte. Jetzt scheint klar: Die Zukunft gehört TFT-Bildschirmen und Blu-Ray-DVD-Playern.

Multimedia im Wohnzimmer

Hohe Umsätze, satte Gewinne: So hatten die Hersteller von Geräten der Unterhaltungselektronik das Weihnachtsgeschäft 2007 geplant. Große Plasma- und TFT-Fernseher mit exzellenter Bildqualität sowie leistungsfähige DVD-Spieler der jüngsten Generation mit extrem hoher Speicherkapazität sollten zum Kauf moderner Geräte animieren. Logos der neuen Datenträgerformate HD-DVD sowie Blu-Ray dominierten die Werbung. Jede Veröffentlichung eines Spielfilms oder einer TV-Serie auf diesen Speichermedien wurde als Beweis für ihren unaufhaltsamen Siegeszug gefeiert.

Die Käufer wollen Klarheit

Doch die Kunden traten in einen Konsumstreik. Überfordert vom Wettbewerb konkurrierender technischer Systeme, deren Unterschiede sich kaum erschließen, taten sie das aus ihrer Sicht einzig Richtige: Sie verschoben die Investitionsentscheidung – aus Angst, auf ein DVD-Format ohne Zukunft zu setzen.

Nur wenige Fans interessierten sich für die Produktphilosophie oder Datenblätter der Geräte. Die übrigen potenziellen Käufer mussten erleben, dass sie auf einfache Fragen keine Antwort bekamen: Mit welchem Gerät lassen sich die hochauflösenden Bilder des neuen Fernsehstandards HD-TV ins Haus holen – einem Plasma-Display oder einem TFT-Großbildschirm? Und werden in Zukunft mehr Filme auf HD-DVD oder Blu-Ray angeboten? Schließlich will keiner Lehrgeld zahlen, wie viele Käufer in den 80er- Jahren: Damals traten für die Bildaufzeichnung mit Betamax, Video 2000 und VHS drei verschiedene Video-Formate gegeneinander an. Nach Jahren der Parallelvermarktung überlebte nur VHS.

Weil das Weihnachtsgeschäft schlechter lief als erwartet, haben einige Hersteller jetzt die Reißleine gezogen. Als Erster beschloss der US-Medienkonzern Warner Bros., seine Produkte nur noch im klassischen DVD-Format sowie auf leistungsfähigen Blu-Ray-Scheiben unters Volk zu bringen. Drei unterschiedliche Speicherarten seien zu teuer, verwirrten den Kunden und verhinderten so gute Geschäfte, begründete Warner-Chef Barry Meyer seine Entscheidung von enormer Tragweite: Produziert einer der weltgrößten Hersteller sowie Vermarkter von Spielfilmen und Serien ab Sommer ausschließlich für DVD und Blu-Ray, dürfte das der HD-DVD den Todesstoß versetzen. Ohne Warner, Disney und Fox lässt sich HD-DVD nicht mehr retten.

Blu-Ray-DVD setzt sich durch

Auch bei Spielkonsolen favorisiert der Markt Blu-Ray. Sony, die treibende Kraft in diesem Lager, landete einen Marketingcoup, indem die Playstation in der aktuellen Version 3 vom Start weg ein Blu-Ray-Laufwerk enthielt. Konkurrent Microsoft startete die XBox zunächst ohne Laufwerk und bot eine Nachrüstungsoption an – für einen satten Aufpreis, was viele Interessenten abschreckte. Sony nutzte diese Schwäche aus und brachte seine Technik erfolgreich in die Jugend- und Wohnzimmer. Mit Playstation inklusive Blu-Ray-Laufwerk wird die Produktion optimal ausgelastet, dazu verkauft Sony Blu-Ray-Rohlinge und schafft so Tatsachen im Markt.

Was die HD-DVD-Entwickler Toshiba, NEC, Microsoft sowie Hewlett Packard Milliarden kosten dürfte, ist für die Konsumenten ein Gewinn. Gibt es nur noch ein leistungsfähiges Speichersystem, wird es automatisch zum Standard. Damit ist klar, dass alle Medienkonzerne ihre Filme, Serien und Spiele in diesem Format anbieten. Vermutlich können die Interessenten bereits ab Frühsommer ohne flaues Gefühl im Magen ein Blu-Ray-Gerät kaufen, weil sie wissen, dass dieser Technologie die Zukunft gehört. Diese Laufwerke sind abwärts kompatibel, können also CD und DVD lesen. Die derzeitigen Preise von knapp 500 Euro dürften sich mit dem Ende des Formatstreits und der so möglichen Massenproduktion bis zum Herbst halbieren.

Auch bei Fernsehern scheint die Entscheidung über das System der Zukunft bevorzustehen. Klobige Kathodenstrahlröhren sind seit Jahren out. Aber bislang rangelten die Hersteller von TV-Geräten mit spezieller Flachbildröhre, von Plasma-Monitoren sowie von Fernsehern mit Rückprojektion um die Gunst der Kunden. Inzwischen haben die meisten Hersteller die Produktion von Plasma-Geräten eingestellt – sie sind im Vergleich zu den anderen Technologien relativ teuer. Außerdem bieten sie eine vergleichsweise geringe Brillanz und ziehen extrem viel Strom. Auch die Farbdarstellung verblasst im Lauf der Jahre.

Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass fast alle Hersteller auf die beste Alternative setzen: TFT-Displays (zum TFT-Siegeszug siehe auch hm 9/2007). Für dieses System sprechen brillante Bilder, leuchtende Farben, hohe Frequenzen bei der Bildwiederholung sowie keine Schlierenbildung wie bei Geräten der ersten Generation. Zudem verursachen TFT-Geräte keinerlei Elektrosmog.

Mittlerweile sind 40-Zoll-Fernseher für 1000 Euro zu haben, 50-Zoll-Diagonalen gibt es ab 2500 Euro. Experten gehen davon aus, dass vermehrt Angebote von Großdisplays auf den Markt kommen und die Preise für die größten Formate bis zum Sommer noch mal um gut 20 Prozent einknicken. Wenn die Geräte dann noch mit einem DVI-Eingang (digitale Schnittstelle zum Computer) ausgestattet und HDTV-tauglich sind (für hochauflösende Bilder in 1080 Zeilen), lohnt sich der Kauf: Die Kombination von TFT-Fernseher und Blu-Ray-Datenträger macht das eigene Wohnzimmer zur kleinen Multimedia-Bühne.

Peter Altmann

frank.wiercks@
handwerk-magazin.de