Mehr Frauen fürs Handwerk

In Wirtschaft und Politik ist die gesetzliche Vorgabe umstritten. Das Handwerk setzt auf eigene Initiativen, um mehr Frauen für seine Gewerke zu begeistern.

Diese Aussage der Imagekampagne soll künftig nicht nur im Friseur- oder Kosmetiksalon gelten. - © Das Handwerk

Mehr Frauen fürs Handwerk

Frauen leisten im Job alles, was ihre männlichen Kollegen auch können. Das findet jedenfalls Christine Haderthauer. „Es gibt keinen Beruf, den man nur einem Geschlecht überlassen sollte“, sagte die bayerische Familienministerin anlässlich des Girls’ Day 2011. Frauen mangelndes Technikverständnis und Männern fehlendes Einfühlungsvermögen vorzuwerfen, sind für Haderthauer nur noch „verstaubte Vorurteile“.

Als Türöffner für gut qualifizierte Frauen in börsennotierten Unternehmen fordern Spitzenpolitikerinnen von CDU und SPD seit Monaten die Einführung einer Frauenquote. Die prominenteste Befürworterin, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, CDU, hält eine gesetzlich festgeschriebene Frauenquote von 30 Prozent in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft wie Vorstand und Aufsichtsrat für überfällig. Derzeit sind in DAX-Unternehmen gerade mal 13 Prozent weiblicher Aufsichtsräte vertreten.

EU droht mit Vorgaben

Auch die EU-Kommission mischt sich in die Diskussion ein. Falls die Konzerne nicht selbst aktiv werden, will die EU-Justizkommissarin Viviane Reding rechtliche Vorgaben für eine Frauenquote in den Aufsichtsräten bis 2015 vorschreiben. In Norwegen sei der Anteil der Frauen in Spitzenposten durch die Quote in fünf Jahren von 25 Prozent auf 45 Prozent gestiegen, so Reding.

Von einer gesetzlichen Frauenquote wäre das Handwerk nicht betroffen, weil hier die inhabergeführten Betriebe dominieren. Trotzdem setzt die Organisation auf zahlreiche Initiativen, um junge Frauen als Nachwuchskräfte und als künftige Unternehmerinnen für ihren Wirtschaftsbereich zu gewinnen. Für das Handwerk sind das wichtige Standbeine, gut ausgebildete Frauen zu rekrutieren, um dem Fachkräftemangel und dem demographischen Wandel entgegenzuwirken. Bereits heute können Handwerksbetriebe 10000 Ausbildungsstellen im Jahr nicht besetzen. Damit steht die Zukunft einer ganzen Branche auf dem Spiel. „Das Handwerk ist ein innovativer Wirtschaftsbereich. Wir können es uns gar nicht erlauben, auf das Potenzial der immer besser ausgebildeten Frauen zu verzichten“, stellt ZDH-Präsident Otto Kentzler im Interview mit handwerk magazin klar.

Hier setzt zum Beispiel der Girls’ Day an: Er bietet jungen Frauen die Möglichkeit, berufliche Chancen in klassischen Männerdomänen auszuloten. „Wenn Mädchen Berufe ausprobieren können, merken sie sehr schnell, dass im Handwerk vor allem eines gefragt ist Köpfchen“, wirbt der ZDH-Präsident.

Initiative für mehr Chefinnen

Aber nicht nur als Auszubildende sind junge Frauen im Handwerk gefragt: Sie sollen als künftige Unternehmerinnen auf dem Chefsessel Platz nehmen. Eine aktuelle Roadshow in verschiedenen Handwerkskammern im ganzen Bundesgebiet stellt die berufliche Option „meine Zukunft:Chefin im Handwerk“ vor.

Denn weibliche Vorbilder sind in den Betrieben immer noch rar gesät. Hier setzt die Roadshow an: Dazu werden zum Beispiel Porträts von Handwerkschefinnen präsentiert. „Wir brauchen die guten Ideen von Unternehmerinnen in allen Bereichen des Handwerks“, begründet Kentzler diese neue Veranstaltungsreihe. Mit der Ausstellung sollen möglichst viele Besucherinnen für diesen Karriereweg gewonnen werden. Zwei Jahre, bis 2013, tourt die Veranstaltung durch die Republik.

Dass Frauen im Handwerk sehr erfolgreich bestehen können, zeigt das Beispiel von Helma Hartgen. Aufgrund ihrer Leistungen als Betriebschefin und Mutter von drei Kindern zeichnete handwerk magazin sie im vergangenen Jahr mit dem Preis „Unternehmerfrau im Handwerk“ aus.

Die gelernte technische Zeichnerin führt in Hude in der Nähe von Bremen einen Metall- und Mühlenbaubetrieb, engagiert sich erfolgreich für den Nachwuchs in Schulprojekten und bildet selbst aus. „Gerade im Metallhandwerk bewerben sich immer noch zu wenig Frauen. Hier müssen die Betriebe selbst die Initiative ergreifen und mit guten Aus- und Weiterbildungsangeboten um weibliche Nachwuchskräfte werben“, meint die Unternehmerin.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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