Liquidität steuern

Verbindlichkeiten | Eine professionelle Liquiditätsplanung ist für jeden Betrieb unverzichtbar. Unternehmer sollten für ihre Zahlungsläufe bestimmte Kontrollsysteme einführen.

Geschäftsführerin Kerstin Zessin von der MAB GmbH achtet auf ein ausgewogenes Verhältnis von Ausgaben und Einnahmen. - © Jan Wolter

Liquidität steuern

Mit Großzügigkeit hat es nichts zu tun, wenn Kerstin Zessin spontan zum Telefon greift. Die Geschäftsführerin der MAB Maschinen und Aggregatebau GmbH mit Sitz in rheinischen Much bietet dann Motoren-Lieferanten eine Akontozahlung von 50 Prozent an. Auf einen Schlag sind das schon mal 50000 Euro. Verschenkt wird dabei nichts. Ein ordentlicher Skontoabzug muss im Gegenzug dabei für den Anbieter von Notstromaggregaten herausspringen. Einmal pro Woche kümmert sich Kerstin Zessin um diese Fragen. Der Freitag ist „Kreditorentag“ bei dem rheinischen Unternehmen.

Für Stephan Lohmann, Berater des Fachverbandes Metall in Nordrhein-Westfalen, ist die MAB GmbH ein Musterbeispiel für vorbildliches Wirtschaften: „Nicht alle Firmen managen ihre Liquidität so professionell.“

Viele Handwerksunternehmen geraten mit ihren Zahlungen in Rückstand. Die fälligen Säumniszuschläge belasten dann die Liquidität. „Die Verzüge sind oft nicht aus der Not geboren, sondern es mangelt an Überwachungssystemen zur exakten Ausnutzung von Zahlungszielen“, weiß Siegward Tesch, Geschäftsführer der Teschinkasso Forderungsmanagement GmbH, Wiehl. Es ist durchaus üblich, eingehende Rechnungen zu einem guten Zeitpunkt zu zahlen: Entwender der Betrieb kann Skonti nutzen, wenn er schnell reagiert, oder er lässt sich im Rahmen der vereinbarten Konditionen Zeit (siehe Expertentipps).

Zahlungen im Blick behalten

Das Prinzip bei einem funktionierenden Verbindlichkeitsmanagement ist einfach: Je später das Unternehmen selbst zahlt, desto später wird auch das Konto belastet und desto geringer ist der Zinsaufwand für den Betrieb. Auf der anderen Seite kann durch Skontoabzüge erheblich Geld gespart werden. „Am besten ist es, man hält einen engen Kontakt zu seinen wichtigsten Lieferanten“, rät Betriebsberater Lohmann.

Gleiches gilt für den Verzicht auf Vorauszahlungen oder die Vereinbarung von Sammelrechnungen. Es lohnt sich immer, mit den Lieferanten über solche Möglichkeiten zu reden. Verhandlungen sollten allerdings erst geführt werden, wenn der Unternehmer die Vorteile für seinen Betrieb genau ausgerechnet hat (siehe Checkliste unten). Außerdem müssen Lieferungen nicht sofort bezahlt werden, sondern erst nach einer Vollständigkeits- und Qualitätsprüfung.

Die Mühen haben sich gelohnt, wenn dem Unternehmen am Ende mehr Liquidität zu Verfügung steht. Bei MAB-Geschäftsführerin Kerstin Zessin klingt das fast simpel: „Wir achten auf ein ausgewogenes Verhältnis von Mittelzu- und Mittelabflüssen.“ Letztlich ist aber genau das harte Arbeit.

Manfred Godek

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de