Linux gegen Windows

Software | Mit Microsofts neuem Betriebssystem Windows Vista kam die Update-Welle. Doch was ist die richtige Lösung: XP weiter behalten, auf Vista setzen oder auf Linux umsteigen?

Linux gegen Windows

30 Prozent mehr Produktivität erzielt die Quelle Bausparkasse mit Windows, Continental senkt die Betriebskosten und die VdS Schadenverhütung GmbH spart sich durch Windows Wartungskosten im fünfstelligen Euro-Bereich. Mit solchen Beispielen argumentiert derzeit Microsoft gegen Wettbewerber Linux.

Unix, Linux & Co., das sind alternative Betriebssysteme zu Windows. Sie kosten wenig oder gar nichts, versprechen aber höhere Geschwindigkeit, besseren Internetzugang, deutlich mehr Leistung und niedrige Kosten für Anschaffung, Installation und Nutzung.

Das hat einen regelrechten Meinungskrieg im Internet entfacht. Dort fährt Microsoft schwere Geschütze auf: Vor allem große Unternehmen lassen sich als zufriedene Referenzkunden zitieren und stellen Windows beste Zeugnisse aus. Damit ließen sich Kosten sparen und Umsätze ausweiten. Die Linux-Welt kontert nicht weniger lautstark und verweist darauf, dass so erfolgreiche Unternehmen wie Sixt, Cisco, Corel und Software AG selbstverständlich mit Linux arbeiten, einem Programm, das „mittlerweile von einem kleinen, unscheinbaren Betriebssystem, was oftmals als Studentenspielzeug bezeichnet wurde, zu einem professionellen System gewachsen ist, welches kommerziellen Betriebssystemen leicht das Wasser reichen kann“.

Der Grund für die Unruhe sind erhebliche Marktverschiebungen. Windows ist zwar seit 15 Jahren Marktführer, aber der Vorsprung bröckelt. Unix und die verwandten X-Betriebssysteme holen gewaltig auf. Bei Server-Betriebssystemen steht es bereits unentschieden. Auch bei Einzel-Arbeitsplätzen verschiebt sich das Kaufverhalten zu Gunsten des Produkts mit dem Pinguin-Markenzeichen. Die neue Windows-Generation Vista als Nachfolger von XP entpuppt sich zwar nicht als Flop, aber der Umstieg läuft nicht wie von Microsoft geplant. „Zu leistungshungrig, zu viele Fehler, zu wenig Neues“ meint Peter Schneider, Geschäftsführer der UsedSoft in München. Auch Gianfranco Lanci, Geschäftsführer des PC-Herstellers Acer, klagte in der Financial Times Deutschland, dass „die gesamte Industrie über Windows Vista enttäuscht ist und sich niemand wegen Vista einen neuen PC kauft“.

Die Anwender wollen dem teuren Up-date-Kreislauf entkommen und warten in der Mehrzahl erst einmal die Entwicklung ab. Unternehmen verzögern die Vista-Modernisierung oder sehen sich nach Alternativen wie Linux um. Dabei hat jeder Anwender eine andere Sichtweise, das zeigen Ergebnisse von Marktforschern. Wichtigstes Kaufkriterium ist danach bei Unternehmern der Preis. Was kostet die Anschaffung, wie teuer wird die Installation und die Integration in die vorhandene IT-Landschaft? Experten rechnen in TCO, das sind die Total Costs of Ownership, also die Gesamtkosten für Software-Investitionen. Gerechnet wird über den gesamten Lebenszyklus des Programms. Auf den ersten Blick hat da Linux die Nase vorne, weil es kostenlos ist. Rechnet man aber die deutlich schwierigere Installation und den hohen Aufwand für die Administration dazu, dann rechnet sich Windows deutlich besser – sagt Microsoft und führt eine ganze Reihe von zufriedenen Großunternehmen auf.

Gleichwertige Systeme

Tatsächlich liegt wohl die Wahrheit in der Mitte. Große Unternehmen profitieren bei Windows von günstigen Lizenzvereinbarungen und der gebotenen Sicherheit eines Marktführers oder sie nutzen auf Servern Linux als schnellen und preiswerten Datenrouter. Kleinere Unternehmen rechnen anders und kommen durchaus auf eine Gleichwertigkeit der beiden Systeme:

-Installation: unentschieden – wenn es ein externer Fachmann erledigt.

-Performance: unentschieden – wenn die Installation auf Einzel-PC erfolgt.Betrieb: Vorteil Linux – es läuft stabil.

-Verwaltung: unentschieden – beide Systeme bedürfen der Pflege.

-Schnittstellen: Vorteil Windows – denn alle halten sich an den Standard.

-Software: Vorteil Windows – es gibt keine breitere Softwarebasis.

-Preise: Vorteil Linux – denn Linux ist kostenlos.

Welches Kriterium den Kauf entscheidend beeinflusst, dürfte vom Entscheider selbst abhängen. Geiz ist hier nicht geil. Bei Betrachtung der Gesamtkosten wird Linux Vorteile haben. Mehr Sicherheit, weil in nahezu jedem Haushalt und Betrieb installiert, verspricht dagegen Windows. Nur eines ist sicher: Wie die Quelle Bausparkasse wird kein Handwerksunternehmer mit dem Kauf eines Betriebssystems seine Produktivität um 30 Prozent steigern.

Auch bei den Büroprogrammen tut sich etwas: Lange Zeit war Star Office die einzige Alternative zu Microsoft Office . Das gibt es seit der Version 6.0 nicht mehr kostenlos. Dafür ist OpenOffice jetzt umsonst aus dem Internet zu laden.

Peter Altmann

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de