Technologietransfer-Preis Technologietransferpreis für Handwerksbetriebe

Drei Handwerker und ihre Partner aus der Wissenschaft haben die Bedürfnisse ihrer Kunden exakt getroffen. Dafür erhielten sie von handwerk magazin den Seifriz-Preis.

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    © KD Busch
    Die Gewinner des Seifriz-Preises 2012 zusammen mit der Jury, den Laudatoren und den Förderern.
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    Symbol für Technologietransfer: die Trophäen für den Seifriz-Preis 2012.

Kunden als Innovationsmotor

Eigentlich habe er nur auf die Anforderungen der Kunden geantwortet, stapelt Metallbauunternehmer Harald Scharrenbach aus Bonn tief. Dass er mit seinem neuen Dienstleistungsangebot genau ins Schwarze getroffen hat und dafür als einer von drei Unternehmern von handwerk magazin mit dem „Transferpreis Handwerk - Wissenschaft 2012 Prof.-Adalbert-Seifriz-Preis“ ausgezeichnet wurde, macht ihn aber durchaus stolz.

Auch in diesem Jahr vergab handwerk magazin zusammen mit der Steinbeis-Stiftung und der Signal Iduna Gruppe Versicherungen und Finanzen den renommierten Technologietransfer-Preis, dotiert mit insgesamt 15000 Euro. Unterstützt wird der bundesweite Wettbewerb vom Zentralverband des Deutschen Handwerks. Die Preisträger, allesamt Handwerksbetriebe und ihre Partner aus der Wissenschaft, haben Produkte und Dienstleistungen erfunden, die dem Kunden einen zusätzlichen Nutzen bringen, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Projekte.

Die Gewinner 2012

Für Johann Löhn, Präsident der Steinbeis-Hochschule in Berlin und Juryvorsitzender des Seifriz-Preises, ist das auch der wesentliche Innovationsmotor. „Im Handwerk steht hinter den meisten Erfindungen ein konkretes Problem eines Kunden“, weiß der Wissenschaftler aus Erfahrung. Folgende Handwerker und Wissenschaftler haben in diesem Jahr mit Innovationen Kundenbedürfnisse hervorragend befriedigt und dafür den Technologietransfer-Preis von handwerk magazin verliehen bekommen:

Diplomingenieur Michael Scheideler, Scheideler Verfahrenstechnik GmbH, Haltern am See, und Dr. Günter Gunkel, Technische Universität Berlin. Sie entwickelten ein CO2-Spülverfahren einschließlich der Technik zum Nachweis und zur Eliminierung von Wasserasseln und ihren Exkrementen in Trinkwasserleitungen.

Harald Scharrenbach, Scharrenbach & Thielen GmbH (STM), Bonn, zusammen mit Ewald Heinen, Dr. Giuseppe Strina und Uwe Otto (Entwicklerteam itb - Institut für Technik der Betriebsführung, Karlsruhe). Ihr Projekt ist die ganzheitliche systematische Entwicklung und Gestaltung eines Dienstleistungspakets rund um die Nutzungsverlängerung von Gebäuden und Einrichtungen.

Eduard und Max Brammertz, Brammertz Schreinerei GmbH, Aachen, und Prof. Dr. Johannes Gartzen, Fachhochschule Aachen. Beide Partner entwickelten das beschusshemmende Holzfenster V-TEC. (Porträts aller drei Sieger lesen Sie auf den Seiten 19 bis 21).

Fragt man die Preisträger, wie denn der Technologietransfer zustande gekommen ist, zeigt sich schnell, dass es für die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Wissenschaft keinen Königsweg gibt. Bei Schreinermeister Eduard Brammertz war es eher Zufall. „Ich lernte Professor Gartzen bei einer Tagung über Sicherheitstechnik kennen“, erinnert sich Brammertz. Beide erkannten schnell, dass sie ein gemeinsames Interesse hatten: ein schusssicheres, gleichzeitig aber gestalterisch anspruchsvolles und energiesparendes Fenster. Der Kontakt mit Gartzen brachte Brammertz „Lust und Motivation, an dem Projekt weiterzuarbeiten“. Aus der Idee wurde ein Prototyp und nach vielen wissenschaftlich begleiteten Tests eine Erfindung, für die von Beginn an großes Interesse bei Behörden, Botschaften, aber auch Privatleuten bestand.

In Fachkreisen recherchiert

Handwerksunternehmer Michael Scheideler, dessen Unternehmen sich schon seit 40 Jahren mit Trinkwasseraufbereitung beschäftigt, recherchierte in Fachkreisen, welcher Wissenschaftler sich mit Kleinlebewesen im Trinkwasser auskennt, und stieß so auf Günter Gunkel von der TU Berlin, dessen Fachgebiet die Wasserreinhaltung ist. „Mir war nicht klar, wie hoch die Kohlendioxidkonzentration sein muss, damit die Wasserasseln aus den Leitungen gespült werden“, erklärt Scheideler. Hier half Gunkel mit seinen Untersuchungen über den Festhaltereflex der Tiere.

Einen ganz anderen Weg des Technologietransfers beschritt Metallbauer Harald Scharrenbach. Er bewarb sich bei einem Forschungsprojekt, wurde als Pilotbetrieb aufgenommen und vom Forscherteam des Instituts für Technik der Betriebsführung intensiv betreut.

Den Lohn für den gelungenen Technologietransfer, 5000 Euro Preisgeld für jedes Siegerpaar, überreichten auf einer Festveranstaltung in Stuttgart Juryvorsitzender Johann Löhn, Verleger Alexander Holzmann (Holzmann Medien) und Thomas Grässle, Vertriebsdirektor der Signal Iduna. Doch darauf wollen sich die Tüftler nicht ausruhen, sie entwickeln alle weiter. ◇

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de

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Ausführliche Porträts der Gewinner des Seifriz-Preises 2012 und Infos zur Forschungsförderung: handwerk-magazin.de/11_2012

Siegerporträts

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