Branchencheck
Das Kraftfahrzeuggewerbe leidet unter der Krise der Autoindustrie. Die Pkw-Neuzulassungen gehen zurück, der Gebrauchtwagenhandel stagniert. Trotzdem gab es 2018 noch ein leichtes Umsatzplus.
Im Kraftfahrzeuggewerbe ist die aktuelle Geschäftsentwicklung gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt leicht zurückgegangen. Das ist ein Ergebnis aus dem Geschäftsklimaindex , den der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) ermittelt hat. Nur 20,4 Prozent der befragten Betriebe bewerteten die Geschäftslage im dritten Quartal 2019 als „gut“. Im Vorjahreszeitraum waren immerhin noch 26,2 Prozent dieser Meinung. 29,3 Prozent berichten von einem „schlechten“ Gesamtgeschäft (Vorjahr 27,0 Prozent).
Die Erwartungen für das vierte Quartal gehen weiter spürbar zurück. Aktuell gehen nur noch 19,7 Prozent der Befragten von einer Verbesserung gegenüber dem dritten Quartal aus, im Vorjahr hatten noch 33,4 Prozent diese Hoffnung.
Vor allem beim Werkstattgeschäft gehen die Werte zurück, nur 30,2 Prozent rechnen mit einer besseren Auftragslage, 2018 waren es noch 48,0 Prozent. Aber auch beim Handel mit Gebrauchtwagen und Neufahrzeugen sind die Aussichten im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingetrübt.
Verbraucher verunsichert
Die anhaltenden Diskussionen über Emissionen und Fahrverbote und damit einhergehend die Verunsicherung der Verbraucher bekommt das Kfz-Gewerbe offensichtlich zu spüren. Zwar ist die Werkstattauslastung auf hohem Niveau, Neu- und Gebrauchtwagenverkäufe konnten im Markenhandel zulegen, aber die Rendite ist gesunken.
Hinzu kommen Herausforderungen für die Betriebe wie der zunehmende Online-Direktvertrieb der Autohersteller. Hier fordert die Branche, dass die Händlervergütung auch bei zunehmendem Direktvertrieb der Hersteller kostendeckend bleiben müsse. Bisherige Vergütungssysteme seien so entwickelt worden, dass der Händler alleiniger Vertriebspartner der Hersteller ist. Ein weiteres Problem – zumindest für die freien Werkstätten – ist der Zugang zu Daten der Hersteller. Diese müssen den freien Ersatzteilhändlern nicht umfassender als bisher Informationen bereitstellen, hat jetzt der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden. Eine Diskriminierung von unabhängigen Ersatzteilhändlern und Werkstätten gegenüber Vertragsbetrieben liege nicht vor, so das Gericht.
Einen Markt sieht der ZDK in der Hardware-Nachrüstung für ältere Dieselfahrzeuge. Allerdings müsste es bundesweit gefördert werden und nicht nur in Regionen mit Grenzwertüberschreitung bei Stickoxiden.
Branchentrends
- Elektromobilität
Über 43 Prozent mehr Neuzulassungen von E-Autos im letzten Jahr, dazu deutlich mehr Anträge auf die E-Prämie zeigen: Es geht voran mit der Elektromobilität. Das zeigt sich auch am gestiegenen Modellangebot, speziell auch bei Nutzfahrzeugen. - Synthetische Kraftstoffe
Synthetische Kraftstoffe sollten laut Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) die gleiche Förderung erfahren wie die Elektromobilität. Synthetische Kraftstoffe seien als CO2-neutrale Technologie ein Faktor, dem bisher zu wenig Beachtung geschenkt werde. - Digitalisierung
Nur zwölf Prozent der Betriebe verfügen laut ZDK über eine Strategie für diese Herausforderung. Speziell bei Sozialen Medien gibt es Nachholbedarf. Deshalb unterstützt jetzt der Verband über die Informationsplattform DISERVA Autohäuser und Werkstätten bei der Identifizierung ihres branchenspezifischen, digitalen Status quo sowie konkreter, sich bietender Potenziale. - Online-Direktvertrieb
Der zunehmende Direktvertrieb der Fahrzeughersteller bringt Betriebe in Bedrängnis. Deshalb fordert der ZDK, dass die Händlervergütung bei zunehmendem Direktvertrieb der Hersteller kostendeckend bleiben muss. Händler sollten für die dauerhafte Bereitstellung ihrer Dienstleistungen auch einen konstanten Ausgleich erhalten. - Diesel-Nachrüstung
Die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen der Klassen Euro-4 und Euro-5 läuft an. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat inzwischen die Betriebserlaubnis für verschiedene Systeme veröffentlicht. Somit könnte die Dieselnachrüstung doch noch zu einem Auftragsschub im Kfz-Gewerbe führen.
Pkw-Zulassungen nach Antriebsarten: Elektro kommt
Klar dominieren bei den Neuzulassungen 2018 noch die Verbrenner, aber der Diesel verliert und Elektro holt auf und hat immerhin ein Plus von 43,9 Prozent zu verzeichnen. Interessant ist die enorme Steigerung bei Erdgasfahrzeugen, hier ist das Angebot deutlich größer geworden.
Antriebsart | Neuzulassungen 2018 | Veränderung |
---|---|---|
Benzin | 2.142.700 | + 7,9% |
Diesel | 1.111.130 | - 16,9 % |
Hybrid | 130.258 | + 53,8 % |
Elektro | 36.062 | + 43 % |
Erdgas | 10.804 | + 190,2 % |
Flüssiggas | 64.663 | + 6 % |
Umsatzaufteilung: Service wird immer wichtiger
Der dickste Brocken bei den Umsätzen bleibt das Pkw-Neuwagengeschäft, aber das größte Plus im Vergleich zum Vorjahr gibt es bei den Lkw-Verkäufen. (In Klammern Veränderungen zu 2017.)
Kategorie | Umsatz | Veränderungen zu 2017 |
---|---|---|
Neuwagen Pkw | 66,45 Mrd. Euro | + 3,6 % |
Gebrauchtwagen Pkw, Markenhandel | 57,26 Mrd, Euro | + 1,8 % |
Service | 33,72 Mrd.Euro | + 5 % |
Gebrauchtwagen Pkw, freier Handel | 9,08 Mrd. Euro | - 0 % |
Neuwagen Lkw | 8,32 Mrd. Euro | + 6,3 % |
Quelle: KBA, Stand Januar 2019
Branchendaten 2018: Immer weniger Betriebe
Zwar sind im letzten Jahr die Umsätze im deutschen Kraftfahrzeuggewerbe erneut gestiegen, trotzdem sind die Betriebs- und Beschäftigtenzahlen weiter nach unten gegangen – ein deutlicher Hinweis auf den fortschreitenden Konzentrationsprozess. Bei den Azubizahlen zeigt sich, dass sowohl die gewerblichen als auch die kaufmännischen Kfz-Berufe weiter beliebt sind.