Historische Handwerker- Folge 3 Kollegen, die Sie kennen sollten

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Historische Handwerker

Tilmann Riemenschneider, John Harrison und Uwe Kittelmann werden in Folge 3 vorgestellt.

Kunst-Manufaktur Mehr als 20 Gesellen und Lehrlinge beschäftigte Tilman Riemenschneider zeitweise in seiner Werkstatt. - © Franz/Fotolia

Tilman Riemenschneider

Der Bildhauer und Bildschnitzer war stilbildend für eine ganze Generation. Kunsthistoriker bescheinigen seinen geschnitzten Altarfiguren einen „nach innen gekehrten Blick“. So ausdrucksstark, realistisch und einzigartig wirkten die Gesichter seiner Heiligen, mit denen man damals die Altäre und Kirchen zierte. Die Stücke, die er in seine Werkstatt in Würzburg bekam, waren in der Regel grob vorgearbeitet, so dass sich der um 1460 in Heiligenstadt geborene Riemenschneider ganz auf das Finalisieren konzentierten konnte.

Sein Ruf ging bald über Süddeutschland hinaus. Um 1500 war er zum wohlhabenden Bürger und Vorsteher seiner Zunft aufgestiegen, besaß Immobilien und einen für damalige Verhältnisse riesigen Betrieb. Doch 1525 wurde er in den Bauernkrieg verstrickt, festgenommen, gefoltert und nur gegen Zahlung eines Lösegeldes freigelassen. Das kostete ihn sein halbes Vermögen, seinen Betrieb und alle Aufträge. Er starb 1531. Heute gelten seine Arbeiten als die bedeutendsten am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance.

John Harrison, Uhrmacher

Der Tischler John Harrison entwickelte den ersten Chronometer, dem Schiffs- und Temperaturschwankungen nichts anhaben konnten. - © Georgios Kollidas - Fotolia.com

Er löste das Längenproblem und ermöglichte erstmals eine zuverlässige Schiffs-Navigation. Über zehn Jahre musste er auf Anerkennung seiner Leistung warten.Und selbst dann zahlte man ihm nicht die gesamte Summe des Preisgeldes aus. Im Jahr 1714 schrieb das britische Parlament einen mit 20.000 Pfund dotierten Preis für die Lösung des Längenproblems aus. Durch Messung der Sonnenhöhe entwickelte die damalige Marine ein zuverlässiges Verfahren zur Bestimmung des Breitengrades, also des Abstands zum Nord- oder Südpol. Nur für den Längengrad gab es keine Lösung. 1727 begann der damals 34-jährige Tischler und autodidaktische Uhrmacher John Harrison, sich damit zu beschäftigen. Erfinder der Grasshopper-HemmungSeine Idee: Wenn die Uhren genauer gehen würden, könnte man den Unterschied zwischen Ortszeit und der Uhrzeit in Greenwich messen und damit den Längengrad bestimmen. Zu diesem Zweck erfand er die Grasshopper-Hemmung und eine Technik zum Ausgleich von Temperaturschwankungen. Er erreichte damit eine Gangabweichung von weniger als einer Sekunde im Monat. Eine Sensation.

Udo Kittelmann, Augenmensch

Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin. - © Nationalgalerie, SMB/Juliane Eirich

Der gelernte Augenoptiker leitet heute als Direktor die Nationalgalerie Berlin. Oh Gott, der Optiker kommt“, stöhnten einige in der Berliner Kunstszene, als im Herbst 2008 bekannt wurde, dass Udo Kittelmann als Direktor die Nationalgalerie Berlin übernimmt. Dazu gehören die Häuser Alte und Neue Nationalgalerie, der Hamburger Bahnhof, die Sammlungen Berggruen und Scharf-Gerstenberg. Seinen Auftakt machte er mit der Ausstellung „Die Kunst ist super“, welche die Sammlung des Hamburger Bahnhofs neu präsentierte. 2010 zeigte er dort in der Schau „Soma“ lebende Rentiere. Genauso roch es auch. Kittelmann gilt als ein erfolgreicher Museumsmacher und geschickter Kommunikator. Jetzt wurde sein Vertrag bis 2020 verlängert. Nach der Hochschulreife absolvierte Kittelmann, geb. 1958, eine Lehre als Augenoptiker und arbeitete bis 1988 in diesem Beruf. Dann begann er, Ausstellungen zu organisieren. Das brachte ihn zunächst zum Ludwigsburger und Kölnischen Kunstverein, zum Museum für Moderne Kunst in Frankfurt/Main und schließlich nach Berlin.