Klimaschutz im Serverkeller

Öko-PC - „Green IT“ steht für den umwelt- und ressourcenschonenden Einsatz von PCs, Servern, Druckern oder Monitoren. Auch Handwerksbetriebe können mit grüner IT die Umwelt schonen und Energiekosten senken.

Klimaschutz im Serverkeller

Jürgen Weinert hat kurzen Prozess im Serverkeller gemacht. Statt sechs betagten Servern laufen bei der Hagos eG nur noch drei moderne Computer. „Dadurch haben sich die Stromkosten für unsere IT mehr als halbiert“, freut sich Weinert, IT-Chef der Genossenschaft der deutschen Kachelofen- und Luftheizungsbauer Habos eG mit Sitz in Stuttgart. Bei der Leistung musste er aber keine Abstriche machen.

Das Beispiel zeigt, dass Green-IT, also der umwelt- und ressourcenschonende Einsatz von PCs und anderen Geräten, längst mehr ist als alte durch neue Rechner zu ersetzen, die weniger Strom verbrauchen, oder bei Druckern und anderen Peripheriegeräten auf den geringen Schadstoffausstoß zu achten. Das kann bei der Umstellung zunächst höhere Kosten verursachen, weil beispielsweise energieeffizientere Geräte teurer sind. „Aber Einsparungen lassen sich auch ohne große Extraausgaben erzielen“, bestätigt IT-Experte Frank Naujoks, Chefanalyst der Unternehmensberatung i2S. Denn moderne Geräte senken die Stromrechnung, und die energieeffizienten Komponenten haben in der Regel eine deutlich längere Lebensdauer.

Jürgen Weinert konnte die Stromkosten für den IT-Bereich in seinem Unternehmen mit der sogenannten Virtualisierung mehr als halbieren. Nach einer Studie des IT-Unternehmens IBM sind nur zehn bis 15 Prozent der Zentralrechner in Firmen ausgelastet. Höchstens zu Spitzenzeiten werden sie voll beansprucht. Ansonsten bleiben sie ungenutzt, erzeugen aber hohe Betriebskosten. Moderne Virtualisierungssoftware erhöht jedoch die Kapazität der einzelnen Server. Die Folge: Jetzt laufen völlig unterschiedliche Programme, die sonst je auf eigenen Rechnern betrieben werden, im Idealfall nur auf einem einzigen Server. Überflüssige Rechner lassen sich abschalten, die Stromkosten sinken drastisch. Meistens, wie auch bei der Stuttgarter Hagos, kann der Betreiber darüber hinaus überzählige Server komplett abschaffen. Und das ist nicht der letzte Vorteil, den Chefs daraus ziehen können: „Wir sind mit der Virtualisierung noch zuverlässiger geworden und können eine höhere Verfügbarkeit gewährleisten“, sagt IT-Leiter Weinert.

Winterschlaf für den PC

Neben der Virtualisierung von Servern gibt es aber auch einfachere und kostengünstige Möglichkeiten. So können Handwerker beispielsweise ihrem PC das Sparen beibringen. Ein „Powersaver“ getauftes Gerät versetzt den Rechner in den Winterschlaf. Das Fraunhofer-Institut gab den durchschnittlichen Energiebedarf eines PCs mit 60 Watt pro Stunde an, schon im Stand-by-Betrieb verringert dieser sich um 75 Prozent auf 15 Watt. Der Powersaver regelt den Energiebedarf dann nochmals runter, sodass nur noch 3,5 Watt vonnöten sind.

Elektronischer Hausmeister

Ein anderes Beispiel: Trigema-Boss Wolfgang Grupp sagte einmal in einem Interview, es würde ihn maßlos aufregen, wenn er spätabends durch sein Unternehmen ginge und Licht löschen müsse, das seine Mitarbeiter unnötigerweise brennen gelassen hätten. Für dieses Problem gibt es professionelle Abhilfe. Bis zu 15 Prozent ihrer Gesamtenergiekosten könnten Betriebe sparen, wenn sie sich für IT-gestütztes Facility-Management entscheiden, berechneten Experten des Fraunhofer-Instituts. Die Lösung: Technische Informationen, Regelungen und Steuerungselemente laufen an einem Computer zusammen und lassen sich bequem fernbedienen. Kleine Einsteigerlösungen wie die Hometronic von Honeywell (Zentraleinheit, Heizkörperregler, Fernbedienung sowie ein Modul, um verschiedene elektrische Geräte zu schalten) gibt es bereits für gut 1100 Euro. Zusätzlich gibt es sogenannte Tagesprogramme. Diese sind wesentlich komplexer, regeln die einzelnen Raumheizungen, schalten Lichtquellen sowie Geräte und bewegen Rollläden, Jalousien und Markisen. Allein durch den Einsatz dieses speziellen Steuerungsprogramms verspricht der Hersteller eine Energieersparnis von bis zu 30 Prozent. In einer Schreinerei beispielsweise, wo viele elektrische Großgeräte stehen, kann sich die Einsparung sogar um weitere 20 Prozent erhöhen.

Der abendliche Rundgang des Meisters im Betrieb und der Ärger, dass die Mitarbeiter wieder nicht alle Geräte ausgeschaltet haben, ist damit Vergangenheit.

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de