Kleider machen Leute

Corporate-Identity | Outfit ist längst nicht alles. Doch mit professioneller Kleidung, einwandfreiem Verhalten und makelloser Leistung hinterlassen die Mitarbeiter bei den Kunden auch den gewünschten positiven Eindruck. Und der sorgt in vielen Fällen für lukrative Folgeaufträge.

Bauunternehmer Karl-Heinz Neddermeier und Ehefrau Henrike (vorne) haben die Berufskleidung gemeinsam mit den Mitarbeitern ausgewählt. - © Franz Fender, iStockphoto

Kleider machen Leute

Wie Kraut und Rüben war das äußere Erscheinungsbild seiner Mitarbeiter noch vor drei Jahren, erinnert sich Karl-Heinz Neddermeier. „Wir haben unsere Leute zwar immer wieder auf korrekte Kleidung hingewiesen“, sagt der Chef des Bauunternehmens W. Voss in Barsinghausen bei Hannover, „aber es kam einfach keine einheitliche Linie zustande.“ Als ein benachbarter Gartenbaubetrieb sich für Miet-Berufskleidung entschied, gefiel dem Bauunternehmer diese Lösung so gut, dass er sie kurzerhand selbst im eigenen Unternehmen einführte. „Die Kleidung haben wir zusammen mit den Mitarbeitern ausgesucht“, sagt er. Das Ergebnis: Seine Truppe sieht jetzt immer adrett aus.

Parallel dazu kaufte der Firmenchef neue Autos. „Auch die sind jetzt mit unserem Schriftzug Voss Bau und unserem roten Männchen versehen“, sagt er. Das ergebe endlich ein einheitliches Bild.

Wie die Reaktionen auf das neue Outfit der Mitarbeiter ausfielen? „Kollegen haben es nachgeahmt, demnach muss es ihnen gefallen haben“, sagt der 60-jährige Unternehmer. Dass die Mitarbeiter jetzt auch ein Namensschild tragen und damit persönlich von der Kundschaft angesprochen werden können, habe vor allem bei den Kunden positive Resonanz erzeugt.

Ausgestattet sind seine Leute mit je drei Garnituren des Mietkleidungsanbieters DBL. Der Vorteil dieses Rundum-sorglos-Pakets: Die Kleidung wird einmal pro Woche abgeholt, gereinigt und gegebenenfalls genäht oder sogar ersetzt, wenn etwas kaputt ist. Zusätzlicher Vorteil: Die Mitarbeiter müssen ihre Klamotten nicht mehr selbst zu Hause waschen.

Dass Kleider zwar Leute machen, aber nicht alles sind, darauf verweist der Mannheimer Marketing-Experte Professor Dr. Hans H. Bauer: „Wer mit dem Design anfängt, handelt wie ein Rennstallbesitzer, der einem Ackergaul den Schweif onduliert.“

Vertrauen aufbauen

Was das in der Praxis heißt, weiß Umberta Andrea Simonis, Autorin des Knigge für Handwerker. „Studien zeigen, dass Kunden Handwerkern, die ihre Arbeit mehr oder weniger in Privatkleidung verrichten, weniger vertrauen. Es wäre daher unklug, ein so wirksames Zeichen nicht zu nutzen“, sagt die Expertin. Doch ebenso wichtig sei eine offene Körpersprache, ein gepflegtes Erscheinungsbild, ein angenehmer Körpergeruch, genügend Abstand, klarer Blickkontakt und ein freundliches Lächeln.

Die Augsburger Handwerksknigge-Expertin übt in ihren Seminaren, die sie bundesweit veranstaltet, das gewünschte Verhalten. Zudem spricht sie heikle Themen an, wie Körpergeruch. „Dabei wird aber nie jemand beleidigt“, sagt sie, „ich berichte nur immer von meinen Erlebnissen und wie das auf mich gewirkt hat.“ Dass manche Chefs den Draht zu ihren Mitarbeitern verloren haben, merkt sie, wenn ihr und ihrem Team klassische Führungsaufgaben übertragen werden. Wenn sie zum Beispiel damit beauftragt wird, dass die Mitarbeiter künftig die Autos innen und außen waschen. Oder dass sie schwierige Mitarbeiter, die sich partout nicht an die Vorgaben des Chefs halten wollen, „knacken“ soll.

Wie sie diese schwierigen Aufgaben meistert? „Wir brauchen zuerst das Vertrauen der Mitarbeiter. Und das bekommen wir nur, wenn wir die Leute, die vor Ort bei den Kunden sind, auch mal loben. In der absoluten Lobeswüste mancher Betriebe tut das den Leuten gut.“

Dass die Mitarbeiter besser sind, als mancher Chef denkt, davon ist die Handwerksknigge-Expertin überzeugt. „50 Euro und ein deftiges Mittagessen“ so lautete die Erfolgsbilanz eines Monteurs, dessen Betrieb in regelmäßigen Abständen von Umberta Andrea Simonis gecoacht wird.

Dass Seminare wie auch adrette Kleidung erst einmal Geld kosten, versteht sich von selbst. Ein firmeninternes Training für maximal 14 Teilnehmer kostet mit der Simonis-Serviceagentur 1900 Euro; bei der Berufskleidung „kommt es darauf an, für welche Ausstattung in welcher Qualität sich die Kunden entscheiden“, so die Leasing-Anbieter.

Unternehmer Karl-Heinz Neddermeier zahlt 100 Euro netto pro Woche fürs Berufskleidungs-Leasing. Bei 52 Wochen Berufskleidung wird wöchentlich abgerechnet macht das 5200 Euro, was pro Mitarbeiter mit 260 Euro zu Buche schlägt. Jeder Mitarbeiter übernimmt 50 Prozent der Kosten, die Neddermeier einmal im Jahr mit ihm abrechnet ebenfalls netto (siehe Kasten: So behandelt das Finanzamt Berufskleidung). So kommt jeder seiner Mitarbeiter auf 130 Euro; die anderen 130 Euro übernimmt der Chef. -

Lisa Brandes

kerstin.meier@handwerk-magazin.de