Klassiker fürs Handwerk

Transporter | Nutzfahrzeuge bis drei Tonnen Gesamtgewicht sind klassische Handwerkerautos. Wir haben die Konkurrenten verglichen.

Klassiker fürs Handwerk

Das Rückgrat des Handwerker-Fuhrparks, das sind die leichten Transporter bis drei Tonnen Gesamtgewicht nach wie vor trotz neuer Modelle im Lieferwagen- und Kleinstlieferwagensegment. Doch was tut sich Neues bei den klassischen Transportern?

Volkswagen T5

Beim Marktführer VW T5 warten wir auf die Einführung leiserer Common-Rail Diesel. Sie werden laut Auskunft von VW kommen aber nur sukzessive und ganz langsam. Und wo Fiat beim Ducato und Renault beim Trafic bereits automatisierte Schaltgetriebe eingeführt haben, pflegt VW weiterhin die zwar komfortable, aber auch teure Wandler-Automatik, anstatt endlich das fabelhafte Doppel-Kupplungsgetriebe (DSG) für den T5 zu adaptieren. Doch obwohl das DSG zumindest die Drehmomente der beiden 1,9-Liter-Motoren (84 und 102 PS) verkraften würde, scheut man die doch gewaltig höheren Gesamtgewichte. Schließlich ist ein Transporter schon mal mit drei Tonnen unterwegs. Diese hohen Gewichte, so relativiert VW die Begeisterung für die geschmeidig schaltenden DSG-Getriebe, könnten mit verkürzter Lebensdauer bezahlt werden.

Das will ja niemand. Und so konzentrierte sich VW darauf, günstige Branchenmodelle mit Minimal-Ausstattung im Markt zu positionieren mit großem Erfolg. Dazu kommt die große Variantenvielfalt: Zwei TDI unterschiedlichen Hubraums mit einem Leistungsspektrum von 84 bis 174 PS das kann kein anderer Hersteller bieten. Zwei Radstände, drei Dachhöhen und eine Allradvariante (4Motion) ergänzen das Programm. Schaut man in die Anzeigenblätter, wird klar, warum auch ein hochpreisiger Anbieter wie VW immer Erfolg haben wird: Die Wiederverkaufspreise über alle Varianten hinweg sind geradezu erschreckend hoch und werden von keinem anderen Anbieter erreicht.

Ford Transit / Mercedes Vito

Dem T5 dicht auf den Fersen sind der Ford Transit und der Mercedes Vito. In der Klasse bis drei Tonnen Gesamtgewicht agiert der Transit ja nur als Frontantriebler, der Vito dagegen als Heckantriebler. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Werden häufiger Anhänger gezogen, hat der Hecktriebler Vorteile in der Traktion und Fahrbarkeit. Ist im Solobetrieb die Hinterachse stets gut belastet, wie beim Einsatz im Handwerk eigentlich üblich, bietet der Hecktriebler das dynamischere Handling. Im Falle des Vito sorgt zudem eine ausgesprochen feinfühlige Antriebs-Schlupf-Regelung für sichere Traktion auch im Winter. Allradantrieb bleibt beim Transit den Modellen ab 3,3 Tonnen Gesamtgewicht und Heckantrieb vorbehalten. Den Vito gibt es dagegen in allen Varianten mit einem unkomplizierten und permanenten Allradantrieb, der das Antriebsmoment im Verhältnis 65:35 zu Gunsten der Hinterachse aufteilt.

Renault Trafic

Auf vier angetriebene Räder verzichtet der Macher des erfolgreichsten Import-Transporters, des Renault Trafic. Man bleibt beim Frontantrieb, darin ist man Meister. Mit seinen baugleichen Brüdern Opel Vivaro und Nissan Primastar hat sich der Trafic mit zwei Radständen und zwei Dachhöhen sehr gut im Markt behauptet. „Schuld“ daran sind die exzellenten und sparsamen Motoren. Der kubische Laderaum erleichtert zudem die Anpassung individueller Branchenausbauten. Größter Erfolgsfaktor bei Trafic und Co. dürfte jedoch das ausgezeichnete Preis-/Leistungsverhältnis sein. Man bekommt viel fürs Geld bei den Franzosen. Probleme wie vor dreißig Jahren mit Korrosion und Detail-Qualität gehören längst der Vergangenheit an. Sehr zu empfehlen für alle, die wirklich viel im städtischen Stop-and-go-Verkehr unterwegs sind, ist das automatisierte Schaltgetriebe „Quickshift“: Es entlastet den Fahrer ungemein. Er kann wesentlich mehr Aufmerksamkeit dem Verkehr widmen, die Standzeiten der Kupplung verlängern sich dramatisch, der Verbrauch sinkt spürbar. Den Aufpreis von 1000 Euro sind die automatisierten Getriebe allemal wert.

Fiat Scudo

Fiat kann derzeit nur für den Ducato ein automatisiertes Getriebe anbieten. In die Riege der Dreitonner passt der Ducato aber nur in seiner kleinsten Ausführung als „Kastenwagen 30“. In den Ladelängen (267 und 312 cm) schließt er mit seinen zwei Radständen direkt an den Scudo an, ist aber mit 2,25 Meter Außenhöhe eindeutig zu hoch für eine Standard-Garage. Der Scudo mit seinen baugleichen Brüdern Peugeot Expert und Citroën Jumpy ist das vergleichsweise kompaktere Nutzfahrzeug. In der kurzen Version ist die maximale Ladelänge mit 2,26 Meter eher bescheiden. Erst mit dem langen Radstand und verlängertem Überhang erreicht der Kompakt-Transporter eine Ladelänge von über 2,50 Meter. Bei Transit, Vito oder T5 ist diese Größe das Einstiegsmaß. Schuld am unterdurchschnittlichen Verhältnis von Gesamtlänge zu nutzbarer Ladelänge ist der lange Vorbau von Scudo, Expert und Jumpy, der in der langen Schnauze auch optisch auffällig ist. Der Transit ist hinsichtlich des Verhältnisses Ladelänge zu Gesamtlänge übrigens der effizienteste unter den Transportern. Je nach Radstand verteilen sich bei ihm 53, 56 und 60 Prozent der Gesamtlänge auf die Ladelänge.

In Sachen alternative Kraftstoffe wie Erdgas oder Flüssiggas halten sich die Hersteller mit Lösungen ab Werk zurück. Ganz zu Recht übrigens. Auch wenn die Adaption eines Benzinmotors auf Gas bei den leichteren Lieferwagen noch ganz gut klappt bei den Dreitonnern wird es schwierig.

Probleme mit Erdgas

Grund ist schlicht das höhere Gewicht. Zwischen Lieferwagen und Dreitonner liegt genau die Rentabilitäts-Schwelle, die für oder gegen einen Gasantrieb spricht. Ein auf Erdgas optimierter Benziner wird in einem durchschnittlich ausgelasteten Dreitonner keine befriedigenden Verbrauchswerte erzielen, schon gar nicht im häufig praktizierten Kurzstreckenverkehr. Beim Erdgas spricht zudem die geringe Reichweite gegen einen Einsatz.

Flüssiggas (Autogas) ist da schon eher eine Alternative. Die Energiedichte und damit auch die Reichweite ist sehr viel höher als bei Erdgas, zudem lässt sich durch Umschalten aufs andere Medium die Reichweite nahezu verdoppeln. Voraussetzungen für den Umbau in einer autorisierten Werkstatt ist aber ein sparsamer Benzinmotor unter der Haube. Und den bieten derzeit nur Ford, Mercedes und VW.

Bei allen Gas-Lösungen ist jedoch eine Tankstelle in unmittelbarer Nähe Voraussetzungen. Nicht vergessen sollte man , dass zum Beispiel Erdgas tanken eine ziemlich zeitraubende Angelegenheit ist und mindestens doppelt so lange dauert wie eine Füllung mit Diesel.

Robert Domina

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de