KfW-Studie: Chefinnen im Mittelstand

Rund 730.000 Mittelstandsunternehmen sind in Frauenhand. Diese Unternehmen mit weiblichen Chefs an der Spitze sind meist kleiner und wachsen weniger. In Kreditverhandlungen sind Unternehmerinnen genauso erfolgreich wie Unternehmer. Frauen sehen den Erfolg in der Arbeitszufriedenheit, der Autonomie und der Selbstverwirklichung.

Rund 3,7 Millionen mittelständische Unternehmen gibt es in Deutschland, bei rund 20 Prozent (insgesamt 730.000 Unternehmen) stehen Frauen an der Spitze und damit deutlich mehr als bei DAX-Unternehmen (3,2 Prozent). Eine Studie auf Basis des KfW- Mittelstandspanels zeigt nun auf, dass frauengeführte mittelständische Unternehmen niedrigere Umsatzwachstumsraten sowie eine geringere Wahrscheinlichkeit zur Durchführung von Investitionen aufweisen als männergeführte Unternehmen.

Frauen haben eine andere Motivation als Männer

„Diese Differenzen lassen sich nicht durch strukturelle Merkmale wie etwa Branche oder finanzielle Ausstattung erklären", sagt Dr. Margarita Tchouvakhina, Abteilungsdirektorin der volkswirtschaftlichen Abteilung der KfW Bankengruppe und Leiterin der Studie, „ein Grund liegt in der unterschiedlichen, geschlechterspezifischen Motivation für die Selbständigkeit: Frauen streben seltener an, mit ihrem Unternehmen zu wachsen, um flexibel zu bleiben und die Balance zwischen privatem und beruflichen Leben besser zu halten."

Schnellere Reaktion auf Krisenanzeichen

Über die in der Studie untersuchten Jahre 2002 bis 2009 wurde festgestellt, dass Chefinnen im Vergleich schneller und stärker in ihrem Investitionsverhalten auf negative Konjunkturanzeichen reagierten, zu Boomzeiten die Wachstumsdynamik jedoch nur zögerlich nutzen. „Wachstumsorientierte Investitionsziele nehmen bei männergeführten Unternehmen einen höheren Stellenwert ein. Männer geben signifikant häufiger an zu investieren, um das Produktsortiment zu erneuern, Innovation, Forschung und Entwicklung zu ermöglichen oder den Umsatz zu steigern", sagt Dr. Tchouvakhina. „Für Frauen spielen expansive Investitionsziele weniger eine Rolle, was zum Teil die geringere Wachstumsneigung erklärt."

Die Arbeitszufriedenheit zählt

Die Hauptmotivation, sich selbständig zu machen, ist dabei für Frauen und für Männer ähnlich: Es geht ihnen darum, eigene Ideen zu verwirklichen und der eigene Chef/die eigene Chefin zu sein. Für Frauen ist das Erzielen eines höheren Einkommens durch die Selbständigkeit deutlich weniger wichtig als für Männer. Es ist die zeitliche Flexibilität, die für Frauen hingegen ein höheres Gewicht hat. Den persönlichen unternehmerischen Erfolg sehen Frauen entsprechend auch nicht primär in den männlich geprägten Indikatoren Wachstum und Profit, sondern in der Arbeitszufriedenheit, der Autonomie und der Selbstverwirklichung.

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