Jägerprüfung in Deutschland: Der Weg zum grünen Abitur

Wer in Deutschland auf die Jagd gehen will, benötigt einen Jagdschein. Voraussetzung dafür ist das „grüne Abitur“, die bestandene Jägerprüfung. In Lehrgängen bereiten sich Jungjäger auf die Prüfung vor.

Wer in Deutschland jagen möchte, muss einen Jagdschein besitzen. - © Bergringfoto - fotolia.com

Jäger sehen sich in der Verantwortung, die Artenvielfalt zu schützen und zur Verjüngung des Waldes beizutragen. In Deutschland sind nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) fast 313.000 Menschen Inhaber eines Jagdscheins (Stand: 2013). Wer Jäger werden möchte, muss zunächst die Jägerprüfung ablegen, das sogenannte "grüne Abitur".

Die Jungjägerausbildung ist in jedem Bundesland anders geregelt. In Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt können sich angehende Jäger zur Prüfung melden, ohne zuvor einen Ausbildungslehrgang besucht zu haben. In allen anderen Bundesländern ist ein solcher Lehrgang Pflicht.

Ausbildung am Schießstand

Zum Ausbildungslehrgang gehören mindestens 120 Theorie- und Praxisstunden. Gelehrt werden rechtliche Vorschriften, Jagdpraxis, sowie theoretische Inhalte zu Jagdwaffen, Wildarten, Naturschutz und Forstwesen. Der Praxisteil umfasst eine Schießausbildung. Die Schießfertigkeit wird auf einem Schießstand mit Langwaffen wie Büchse und Flinte und mit der Kurzwaffe trainiert. Teil der Lehrgänge sind zudem Reviergänge und Exkursionen, die Kenntnisse der Revierpraxis und der Jagdorganisation sowie Wissen über Tiere und Pflanzen vermitteln sollen.

Unterschiedliche Modelle zur Vorbereitung

In der Regel bieten die Kreisjägerschaften Vorbereitungslehrgänge an. Dazu kommen private Anbieter wie Jagdschulen, Jägervereine und Ausbildungszentren. Ähnlich wie bei der Vorbereitung auf eine Führerscheinprüfung gibt es unterschiedliche Kursmodelle, z.B. Wochenendkurse oder Kompaktkurse. Auch die Preise sind ähnlich hoch: Im Schnitt bezahlen angehende Jäger laut einer Umfrage des DJV rund 1500 Euro für den Vorbereitungskurs.

Bei der Anmeldung zur staatlichen Jägerprüfung muss ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt werden. Die Prüfung besteht aus drei Teilen: Im schriftlichen und im mündlichen Teil wird das theoretische Wissen abgeprüft. Den sicheren Umgang mit der Jagdwaffe und das Schießen mit der Büchse muss der Prüfling im praktischen Teil zeigen.

Landkreise legen Gebühren fest

Wer die Jägerprüfung bestanden hat, kann bei der zuständigen Behörde der Stadt oder beim Landkreis einen Jagdschein beantragen. Voraussetzungen sind ein Mindestalter von 16 Jahren sowie der Nachweis über eine Jägerhaftpflichtversicherung. Jagdscheine können als Tagesjagdschein oder Jahresjagdschein für ein oder drei Jahre ausgestellt werden. Die zuständige Stadt oder der Landkreis setzt die Jagdscheingebühr fest. Die Gebühren für einen Tages- oder Jahresjagdschein variieren von Bundesland zu Bundesland, die aktuelle Gebührenliste ist beim DJV zu finden. Wer zwischen 16 und 18 Jahren alt ist, erhält einen Jugendjagdschein. Damit darf nur in Begleitung einer in der Jagd erfahrenen Person gejagt werden, z.B. mit einem Erziehungsberechtigten.

Ein Jagdschein berechtigt dazu, im gesamten Bundesgebiet zu jagen und Jagdwaffen zu kaufen. Eine Ausnahme bildet der Tagesjagdschein, mit dem keine Jagdwaffen erworben werden dürfen.

Jäger müssen Schonzeiten beachten

Für die Jagd gelten in Deutschland gesetzliche Regelungen. Jäger müssen sich nach den Jagd- und Schonzeiten richten, die in der Bundesjagdzeitenverordnung festgelegt sind. Dort wird aufgeführt, welche Tierarten zu welcher Jahreszeit gejagt werden dürfen. Jäger unterscheiden bei den jagdbaren Tieren zwischen Haarwild (Säugetiere) und Federwild (Vögel).

Welche Tiere gejagt werden dürfen, ändert sich ständig. Durch Gesetzesänderungen auf Bundesebene werden einzelne Tierarten in die Liste der jagdbaren Tiere aufgenommen oder wieder aus der Liste gestrichen. Die Bundesländer können darüber hinaus Tierarten bestimmen, die dem Jagdrecht unterliegen. Besonders geschützte Arten wie Luchs, Wildkatze, Fischotter und alle Greifvögel unterliegen einer ganzjährigen Schonzeit.

Gejagt wird alleine oder in Gesellschaft

Jäger unterscheiden zwischen der Einzel- und Gesellschaftsjagd. Wer alleine jagt, tut dies meist vom Hochsitz aus (Ansitzjagd) oder auf der Pirsch. Bewegungsjagden sind Gesellschaftsjagden mit mehreren Jägern und Hunden. Dazu gehören die Treibjagd, bei der das Wild von Treibern und Hunden aufgescheucht wird, sowie die Drückjagd.

Stellt der Jäger dem Wild mit Fallen nach, so wird von der Fangjagd gesprochen. Bei der Beizjagd kommen ausgebildete Greifvögel zum Einsatz. Gejagt wird mit Falke, Habicht, Harris Hawk, Rotschwanzbussard, Steinadler und Habichtsadler. Mit den zahmen Greifvögeln werden Tauben, Krähen, Kaninchen, Hasen und Füchse gejagt.

Jagd nur mit ausgebildeten Hunden

Junge Jagdhunde werden umfassend ausgebildet und geprüft, bevor sie ihre Besitzer auf der Jagd begleiten dürfen. Die Hunde scheuchen das Wild auf und stöbern Tiere auf, die im Straßenverkehr oder durch Schüsse verletzt wurden.

Jäger sprechen oft von „waidgerechter Jagd“. Der Begriff kann als die Summe der rechtlich bedeutsamen, allgemein anerkannten, geschriebenen oder ungeschriebenen Regeln definiert werden, die bei der Ausübung der Jagd zu beachten sind, schreibt der DJV auf seiner Homepage. Wichtig ist heute der Tierschutzaspekt. Das bedeutet, dass dem Wild vermeidbare Schmerzen und Leid erspart bleiben. Eine Schießausbildung und regelmäßiges Training sollen das gewährleisten.

Vermarktung von Wildfleisch

Zu der Jägerausbildung gehört auch die Wildbrethygiene. Jäger sind durch ihre Ausbildung berechtigt, Wildfleisch zu beurteilen und  in kleinen Mengen an Endverbraucher oder Einzelhandel abzugeben. Dazu gehört, dass sie gesundheitlich bedenkliche Merkmale am Wild erkennen und gegebenenfalls eine amtliche Fleischuntersuchung anordnen. Ist das Fleisch für den gewerblichen Bereich vorgesehen, ist eine solche Untersuchung Pflicht. Für den Eigenverbrauch, die Direktvermarktung und den Wildhandel gelten unterschiedliche Verordnungen .

Mehr Informationen sind auf der Homepage des DJV zu finden.