Interview: „Weiterbildung ist ein permanentes Thema für Betriebswirte“

Thomas Schepelmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Betriebswirte des Handwerks (BdH), spricht im Interview über die Veränderung in der Aufstiegsfortbildung zum Betriebswirt des Handwerks.

handwerk magazin: Was ist das Neue am „geprüften Betriebswirt (HwO)“?

Thomas Schepelmann: Aus unserer Sicht ist eine entscheidende Änderung in der Handlungsorientierung zu sehen. Die Absolventen finden ihren Tagesablauf in der Qualifizierung wieder und können das Erlernte sofort in die Praxis umsetzen – der "Wiedererkennungswert" steigt enorm, dadurch wird auch das Lernen erleichtert. Außerdem wird der strategischen Unternehmensführung eine herausragende Stellung eingeräumt – auch etwas, was die Akzeptanz für die Praxis fördert.

handwerk magazin: Was bedeutet strategische Unternehmensführung im Handwerk genau?

Thomas Schepelmann: Auch Handwerker müssen betriebswirtschaftlich-strategisch denken, planen und handeln. Schließlich sollen mittel- und langfristige Unternehmensziele erarbeitet und erreicht werden. Die Marktpräsenz des Unternehmens muss täglich überprüft, zukunftsorientiert ausgerichtet werden, dabei sind Geschäftsfelder zu überprüfen und neue zu erkennen und zu besetzen – diese Kompetenz wird den angehenden Betriebswirten vermittelt.

handwerk magazin: Begrüßen Sie die bundeseinheitliche Regelung für die Betriebswirt-Weiterbildung?

Thomas Schepelmann: Für das Selbstverständnis ist es besonders wichtig, dass diese bedeutende berufliche Qualifizierung bundeseinheitlich geregelt und anerkannt ist. Im Handwerk hatte der Betriebswirt schon immer eine überragende Stellung, doch jetzt gilt das auch für alle Wirtschaftsbereiche.

handwerk magazin: Was leisten die Vereine der Betriebswirte des Handwerks?

Thomas Schepelmann: Weiterbildung ist ein permanentes Thema für die Betriebswirte. Wir stehen für Kompetenz und Bildung im Mittelstand – das ist unser Motto. Wir bieten unseren Mitgliedern Seminare, Workshops und Erfahrungsaustausch. Auch werden die Angebote der Handwerksorganisationen genutzt. Leider sind die Wünsche und Möglichkeiten nicht immer deckungsgleich oder vereinbar. Doch steht fest, dass ohne permanente Weiterbildung eine unternehmerische Existenz nicht von langer Dauer ist – dazu ändern sich die Rahmenbedingungen und Markterfordernisse viel zu rasch.

handwerk magazin: Wie wichtig ist Weiterbildung für Mitarbeiter in Handwerksbetrieben?

Thomas Schepelmann: Angesichts der demografischen Entwicklung steht Weiterbildung besonders hoch im Kurs, gilt es doch Mitarbeiter zu gewinnen, sie gegebenenfalls durch Qualifizierungen besser in den Produktionsablauf einzubinden und auch ältere zu befähigen, länger im Betrieb zu bleiben. Neue Märkte – auch im Ausland – neue Geschäftsfelder kann man nur mit qualifiziertem Personal bedienen. Außerdem ist „made in germany“ unverrückbar mit hoher Qualifikation und fachlicher Kompetenz verbunden. Und das macht einen Teil des Erfolges des Handwerks aus.   

handwerk magazin: Inwiefern haben Sie als BdH an der Reform mitgewirkt?

Thomas Schepelmann: Als Bundesverband waren wir an der Erarbeitung der Verordnung nicht unmittelbar beteiligt. Dennoch waren wir im ständigen Kontakt mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks und haben unsere Erfahrungen und Vorstellungen vorgetragen. Sicherlich kann man auch die regelmäßige Befragung der Teilnehmer und Absolventen zum Betriebswirt des Handwerks als Beitrag zur Reform verstehen. Wichtig ist für uns die Gleichwertigkeit des Abschlusses auch im europäischen Kontext und damit dessen Anerkennung.