Interview: „Bieten Sie etwas, was andere nicht haben“

Trotz zweistelliger Zuwachsraten beim Online-Handel ist es schwierig, mit einem Shop im Netz Geld zu verdienen. Thorben Fasching, Vorsitzender der Fokusgruppe Digital Commerce beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), über die Erfolgsfaktoren und die neue Rechtslage.

Thorben Fasching, E-Commerce-Experte beim BVDW. - © Bjoern Behrens

handwerk magazin: Wird der Kauf im Netz durch das neue Widerrufsrecht an Attraktivität verlieren?

Thorben Fasching: Der Aufwand wird für den Online-Händler schon größer. Doch wie die Erfahrung mit anderen Gesetzesänderungen zeigt, wird das am Volumen nichts ändern.

Werden die Händler das neue Recht nutzen und die Rückesendekosten künftig auf den Kunden abwälzen?

Entscheidend wird sein, wie sich die großen Händler verhalten. Würden diese Geld für die Retouren verlangen, könnten eventuell auch die kleineren Händler nachziehen. Doch das wird nicht passieren, die großen Händler werden die kostenfreien Retouren vielmehr als weiteren Service anbieten.

Lohnt sich der Aufbau eines eigenen Shops angesichts der großen Konkurrenz überhaupt noch?

Mit einem Shop allein Gewinn zu erwirtschaften ist schwierig. Entscheidend ist die Einbindung in ein bestehendes Vertriebsmodell. Der Kunde will heute überall die Möglichkeit haben, ein Produkt zu kaufen.

Welche Produkte und Leistungen lassen sich online gut verkaufen?

Besonders nachgefragt werden einfache und nicht beratungsintensive Produkte und Leistungen. Hochwertige Güter wie Autos, Häuser und auch Lebensmittel lassen sich in Deutschland nicht über das Netz vertreiben.

Wie schätzen Sie die Chancen von ­individuellen Maßanfertigungen ein?

Qualität, Service und Individualität zu verknüpfen kann in kleinen Nischenmärkten hervorragend funktionieren. Wer etwas bietet, was andere nicht haben, kann auch übers Netz gute Margen erzielen.