Handwerk ohne Fachkräfte

Holger Externbrink, Chefredakteur handwerk magazin - © Axel Griesch

Handwerk ohne Fachkräfte

Neulich sprach ich mit einem Dachdeckermeister. Er berichtete mir von seiner exzellenten Auftragslage. Die Bücher seien mehr als gefüllt. Und täglich kämen neue Anfragen herein. Vor allem das Thema Dachsanierung und energetische Optimierung stünden im Vordergrund. Trotzdem war der Unternehmer nicht glücklich. Denn, so berichtete er, er müsse seine Kunden inzwischen auf sechs bis neun Monate vertrösten. Der Grund ist einfach: Der Meister findet keine neuen Leute. Er könne seine Mannschaft locker verdoppeln, um alle Aufträge zeitnah abzuarbeiten.

Fachkräftemangel. Er ist da und wird noch viel schlimmer. Mit allen negativen Folgen. Auftragsstau: siehe oben. (Auch am Fachkräftemangel kann eine Energiewende scheitern.) Arbeitsverdichtung: Die Mitarbeiter müssen mehr arbeiten. Innovationsbremse: Weniger Zeit und Ressourcen, Neues zu erfinden.

Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Wir haben es versäumt, frühzeitig auf die Warnungen zum Thema Fachkräftemangel zu reagieren. Leichtfertig haben wir die wichtigste Ressource, die dieses Land hat, aufs Spiel gesetzt: das Know-how und die Schaffenskraft unserer Menschen.

Was tun? Mittelfristig braucht es vor allem ein Schulsystem, das alle (!) Schüler mitnimmt und ihnen das Wissen praxisnah vermittelt, das heute gebraucht wird. Hierzu gehören natürlich qualifizierte und anständig bezahlte Erzieher und Lehrer. (Wer immer noch Ein-Euro-Jobber und Arbeitslose als Erzieher in die Kitas stecken will, hat nichts kapiert.)

Und aktuell? Ein immer größeres Werben um die Fachkräfte im Handwerk wird unvermeidlich sein. Jeder Betrieb kann nur versuchen, sich so gut wie möglich aufzustellen: Ausbildung, familienfreundliche Arbeitsplätze, gezieltes Einstellen von Ausländern. In der aktuellen Titelgeschichte stellen wir vier Strategien für jeden Betrieb vor. Viel Erfolg!

Holger Externbrink, Chefredakteur

holger.externbrink@handwerk-magazin.de