Günstig zu Recht kommen

Firmenrechtsschutz | Gefeuerte Mitarbeiter streiten um ihren Arbeitsplatz, enttäuschte Kunden ziehen schon bei kleinen Mängeln vor Gericht. Eine Rechtsschutzpolice kann sich für den Betrieb rechnen.

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    Streitfälle: Die Versicherer verzeichneten 2009 mehr als 642000 Verfahren vor den deutschen Arbeitsgerichten ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
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    Streitfälle: Bei den gemeldeten Schäden dominierten Auseinandersetzungen im Vertrags- und Schadenersatzrecht.

Günstig zu Recht kommen

Dirk Schwabe passierte der Unfall auf der Autobahn. Ein belgischer Fahrer fuhr ihm hinten drauf, ein klassischer Auffahrunfall. Der Dachdeckermeister aus Aachen kam mit dem Schrecken davon. Lediglich am Firmen-Lkw waren einige Schrammen zu sehen. Doch dann gingen die Probleme los. „Der belgische Fahrer hatte keine grüne Versicherungskarte. Da war für mich eigentlich schon klar, dass die ganze Sache über einen Anwalt geregelt werden muss“, sagt Schwabe im Rückblick. Die Rechtsschutzversicherung übernahm den Fall und die Kosten des Verfahrens. Schwabes Firmenpolice gehört zu einem Komplettpaket, über das der Dachdeckerbetrieb inklusive seiner beiden Mitarbeiter versichert ist.

Schwabes Unfall war für die Versicherung keine große Sache. Für den Unternehmer bot die Police daggegen eine willkommene Entlastung, denn er konnte die Abwicklung abgeben. Eine Firmenrechtsschutzpolice deckt bei Gewerbetreibenden und Selbständigen berufliche und private Streitfälle ab. Sie versichert den Chef und seine Mitarbeiter. Die Versicherung übernimmt im Streitfall die Kosten für den Anwalt und das Gerichtsverfahren. „Die Firmenrechtsschutzpolice ist keine Versicherung, die für das Unternehmen unbedingt erforderlich ist, wie die Betriebshaftpflicht, aber sie ist aufgrund zunehmender Streifälle und steigender Prozesskosten für Unternehmer deutlich wichtiger geworden“, rät Versicherungsmakler Bert Heidekamp aus Berlin seinen gewerblichen Kunden.

Streitfälle nehmen zu

Ein Beleg für Heidekamps Aussage liefert eine aktuelle Studie. Die Rechtsstreitigkeiten haben im Verlauf der Wirtschaftskrise drastisch zugenommen: Mehr als 160000 Auseinandersetzungen meldeten die Versicherer im vergangenen Jahr aufgrund einer härteren Gangart im Geschäfts-alltag. Seit Beginn der Krise konsultieren deutsche Unternehmen dreimal so oft einen Anwalt, wie in normalen Geschäftsjahren, ermittelten die Marktforscher von Psychonomics in einer Studie. Hauptsächlich streiten Unternehmer mit unzufriedenen Kunden und Mitarbeitern. In jedem dritten Fall lagen die Kosten dabei über 20000 Euro, so das Ergebnis der Studie.

Vor solchen Kosten wollte sich Dachdeckermeister Schwabe schützen. Daher hat der 42-Jährige vor zehn Jahren von seinem Vorgänger auch die Versicherungspolicen übernommen. „Wir sind natürlich die ganzen Versicherungsverträge noch mal durchgegangen und haben teilweise auch abgespeckt. Wichtige Policen führen wir aber weiter“, so der Handwerksmeister. Praktisch und kostengünstig findet Schwabe auch, dass er und seine Frau sowie die Tochter über den in der gewerblichen Police der Signal Iduna enthaltenen Familienrechtsschutz für private Rechtsrisiken versichert sind, was ein übliches Angebot der Gesellschaften ist (siehe Checkliste Seite 59).

Streit vor Gericht kann teuer werden

Die Police deckt im Betriebsalltag ein breites Spektrum ab. „Das fängt bei rechtlichen Auseinandersetzungen über Steuergesetze an. Handwerker können hier schnell in rechtliche Auseinandersetzungen geraten. Genauso wie Unternehmer als freiwillig Versicherte oft mit ihrer Krankenkasse um Beitragszahlungen streiten“, wie Versicherungsmakler Heidekamp es oft bei seinen Kunden erlebt. Dazu kommt Stress mit der Datenschutz- oder Bußgeldbehörde oder Meinungsverschiedenheiten mit der Berufsgenossenschaft. Das größte Minenfeld ist nach Erfahrung des Versicherungsmaklers aber das Arbeitsrecht mit den Konflikten Lohn und Kündigung, die sich im Zuge der Wirtschaftskrise noch verschärft haben. „Wenn es der Wirtschaft schlecht geht und Entlassungen anstehen, führt das zu einem Anstieg von Arbeitsrechtsfällen“, bestätigt Allianz-Mitarbeiterin Claudia Herrmann.

Mehrere Tausend Euro kostet so eine gerichtliche Auseinandersetzung über zwei Instanzen. Das kann die finanziellen Reserven eines Handwerksbetriebs angreifen. „Wenn das Unternehmen sein Finanzpolster oder seine Reserven durch einen Rechtsstreit verlieren könnte, dann sollte der Handwerker eine Rechtsschutzpolice abschließen“, empfiehlt der unabhängige Versicherungsberater Hans-Hermann Lüschen Handwerkern. Die Prämien sind auch für kleinere Betriebe bezahlbar: Denn sie richten sich nach der Mitarbeiteranzahl oder der Jahreslohnsumme sowie den vereinbarten Leistungen. Die Basisdeckung können Unternehmer zwischen 840 und knapp 1300 Euro versichern (siehe Tarifvergleich Seite 60).

Versicherung springt nicht immer ein

Die Rechtsschutzversicherung ist aber nicht verpflichtet, jeden Streitfall zu übernehmen. Eine Ausnahme bildet zum Beispiel der Firmenvertragssrechtschutz (siehe Kasten oben). Auch in anderen Fällen muss der versicherte Unternehmer unter Umständen erst mal bei seiner Versicherung Überzeugungsarbeit leisten. Denn ohne Erfolgsaussichten für die Assekuranz gibt es keine Deckungszusage für den Versicherungsnehmer, so steht es bei vielen Gesellschaften im Kleingedruckten der Verträge. Mit einem spezialisierten Fachanwalt an der Hand, der dem Versicherer die guten Chancen plausibel machen kann, ist nach Aussage von Versicherungsmakler Heidekamp schon viel gewonnen. Er rät seinen Kunden beim Rechtsschutz zu einem maximalen Versicherungsschutz: Die Mehrkosten lassen sich dann über Selbstbehalte von 125 bis 500 Euro wieder hereinholen. „20 bis 40 Prozent können so an Prämie gespart werden“, erklärt der Versicherungsmakler. Außerdem empfiehlt er seinen gewerblichen Kunden, alle drei Jahre einen umfassenden Vertrgscheck. „Gerade im Rechtsschutz ist durch die aktuelle Rechtsprechung viel im Fluss“, sagt Makler Heidekamp.

Vorbildlich verhält sich hier Dachdeckermeister Schwabe: Er sieht einmal im Jahr mit seinem Vermittler alle Versicherungen durch und prüft, ob Anpassungen notwendig sind.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de