Für große und kleine Fluchten

Motorräder | Welche Maschine passt zu welchem Fahrertyp? Keine leichte Frage, trotzdem hier der Versuch, einige Zweirad-Neuheiten bestimmten Typen zuzuordnen.

Für große und kleine Fluchten

So verschieden die Charaktere jedes Einzelnen von uns, so unterschiedlich sind auch die Wesensmerkmale von Motorrädern. Es gibt die praktischen Allrounder genauso, wie High-Tech-Bikes für technikverliebte Perfektionisten. Allen gemeinsam ist, dass sie neben den großen Fluchten am Wochenende bereits dem Arbeits-Trip zum Kunden oder der Fahrt zum Steuerberater einen Hauch von „Freizeitausflug“ verleihen.

Motorradfahrer sind Individualisten. Entsprechend vielfältig ist das Angebot, das die Hersteller für ihre durchaus verwöhnte und meist auch zahlungskräftige Klientel bereithalten. Einige der aktuellen Vertreter verschiedener Zünfte motorradtechnischer Philosophien klären die Frage, welcher Motorrad-Typ zu welchem Fahrer-Charakter passt.

Yamaha XT 660 Z Ténéré

Für Abenteurer

Yamahas Ténéré ist zur Legende geworden: Schließlich bringt sie seit einem Vierteljahrhundert abenteuerlustige Globetrotter zu den entlegensten Ecken der Welt und hat ihre Unverwüstlichkeit bei unzähligen Dakar-Einsätzen unter Beweis gestellt. Dieser Nimbus prägt jeden Kilometer, den man mit der Ténéré abspult und sei es auch nur bei der Durchquerung des Großstadt-Dschungels. Tastsächlich hat Yamaha bei der letztjährigen Neuauflage seines Fernreise-Klassikers ein Motorrad geschaffen, mit dem man sofort auf Weltumrundung gehen könnte. Angetrieben wird es vom bekannt robusten 660-Kubik Einzylinder mit 48 PS/35 kW, der in einem massiven Stahlrohr-Rahmen sitzt. Für Spurtreue auch auf übelsten Pisten sorgt die stabile Radaufhängung mit langen Federwegen, und bei einem Sturz verhüten massive Schutzplatten größere Schäden am Motorrad. Der 22-Liter-Tank garantiert große Reichweiten, und ein umfangreiches Zubehörprogramm für die Fernreise hat Yamaha für die Ténéré auch im Programm. So gerüstet, wird selbst der Feierabend-Ausflug zur kurzen Flucht ins Abenteuerleben.


Motor: Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Einspritzmotor mit Vierventil-Technik und Katalysator

Hubraum: 660 ccm

Leistung: 48 PS/36 kW bei 6100 U/min

Drehmoment: 58 Nm bei 5500 U/min

Gewicht: 211 kg

Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h

Verbrauch: ca. 5 l/100 km

Preis: 7295 Euro (kein ABS)

BMW K 1300 S

Für Leistungshungrige

Auf der Kölner Intermot im vergangenen Oktober feierte das stärkste und schnellste aller BMW-Serienmotorräder seine Weltpremiere die K 1300 S. Für die Nachfolgerin der K 1200 S hat BMW den Hubraum des quer eingebauten Vierzylinders auf 1293 Kubik aufgebohrt und die Leistung auf 175 PS/129 KW erhöht das reicht laut zurückhaltender BMW-Werksangabe für eine Höchstgeschwindigkeit von „über 200 km/h“, realistischerweise sollte man da nochmals rund 80 Stundenkilometer draufrechnen. Doch nicht nur mit ihrer schieren Leistung fasziniert die K 1300 S, sondern auch mit einer Vielzahl von Technik-Highlights. Da ist zum einen die einzigartige Duolever-Vorderradaufhängung, die auf eine klassische Vorderradgabel verzichtet. Oder das optionale ESA-Fahrwerk, dessen Abstimmung elektrisch sogar während der Fahrt verstellt werden kann. Und wer es besonders sportlich will, kann auch noch einen Schaltautomaten ordern. Dann erfolgen die Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechung: Einfach das Gas stehen lassen und den Schalthebel antippen ganz wie im Rennsport. Damit der Wochenendausflug nicht im Graben endet, hat die neue Top-BMW serienmäßige ABS-Bremsen und kann optional sogar noch mit einer Antriebs-Schlupfregelung ausgestattet werden.


Motor: Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Einspritzmotor mit Vierventil-Technik und Katalysator

Hubraum: 1293 ccm

Leistung: 175 PS/129 kW bei 9250 U/min

Drehmoment: 140 Nm bei 8250 U/min

Gewicht: 254 kg

Höchstgeschwindigkeit: über 200 km/h

Verbrauch: ca. 5,5 l/100 km

Preis: 15750 Euro (ABS serienmäßig)

Honda Transalp

Für Vielseitige

Seit 1987 ist die Transalp eine feste Größe im Motorradprogramm von Honda, und ihre Stärke liegt in ihrer Vielseitigkeit: Ob enges Getümmel in der Rush-hour, vergnügliches Cruisen über die Landstraßen oder ein Kurvenritt über Alpenpässe Hondas Mittelklasse Allrounder fühlt sich überall zuhause. Mit der jüngsten Modellüberarbeitung im letzten Jahr bekam die Transalp einen neuen Motor. Der lauf-ruhige und durchzugskräftige V2-Zylinder stammt aus dem Tourer Deauville und schöpft aus knapp 700 Kubik
Hubraum 60 PS/44 kW Höchstleistung. Dank schmaler Bereifung und tiefem Schwerpunkt gibt sich die Honda sehr agil im Handling und mittels der optionalen niedrigeren Sitzbank ist sie auch für kleinere Zeitgenossen bequem zu fahren. Für Sicherheit sorgt das aufpreispflichtige Kombi-Bremssystem mit ABS, bei dem sowohl über den Fuß- als auch den Handbremshebel Vorder- und Hinterradbremse gleichzeitig aktiviert werden.


Motor: Flüssigkeitsgekühlter V2-Einspritzmotor mit Vierventil-Technik und Katalysator

Hubraum: 680 ccm

Leistung: 60 PS/44 kW bei 7750 U/min

Drehmoment: 60 Nm bei 6000 U/min

Gewicht: 214 kg

Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h

Verbrauch: ca. 6 l/100 km

Preis: 7330 Euro (ABS: 600 Euro)

Suzuki B-King

Für Machos

Über 1,3 Liter Hubraum, 184 PS/135 kW Höchstleistung und mehr als eine Vierteltonne Gewicht Suzukis B-King ist ein Gefährt für ganze Kerle. Daran lässt auch das martialische Design aus Stahl und Plastik keinen Zweifel ebenso wenig wie die Tatsache, dass die B-King ein Naked-Bike ist. Unvorstellbar der Orkan, dem der Fahrer bei Tempo 250 auf der Autobahn ausgesetzt ist. Die mächtige Suzuki ist ein Motorrad für Machos und nichts für Softies. Dennoch glänzt die B-King auch mit Alltags-tauglichkeit: Die Sitzposition ist dank hohem Lenker bequem, der mächtige Vierzylinder hat auch im unteren Tourenbereich Drehmoment, damit selbst schaltfaules Cruisen Spaß macht. Dem enormen Leistungspotenzial ist das aufwändig konstruierte Fahrwerk angepasst. Vorne am Alu-Brückenrahmen hängt eine massige Upside-Down-Gabel, hinten eine verwindungssteife Dreiecksschwinge. Alles zusammen verschafft der B-King ein in Relation zum hohen Gewicht spielerisches Kurvenhandling sowie einen stoisch-ruhigen Geradeauslauf. Und damit sogar der flotteste Macho wieder sicher zum Stehen kommt, verfügt die B-King über üppig dimensionierte Bremsen mit ABS.

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Einspritzmotor mit Vierventil-Technik und Katalysator

Hubraum: 1340 ccm

Leistung: 184 PS/ 35 kW bei 9500 U/min

Drehmoment: 146 Nm bei 7200 U/min

Gewicht: 259 kg

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)

Verbrauch: ca. 6 l/100 km

Preis: 14270 Euro (ABS serienmäßig)

Kawasaki ER-6f

Für Sportliche

Mit der für 2009 überarbeiteten ER-6f bringt Kawasaki Designmerkmale der Ninja-Supersport-Modellreihe in die Mittelklasse. Die sportliche Optik wird in der voll verkleideten Mittelklasse-Kawa jedoch mit unkapriziöser Alltagstechnik kombiniert die ideale Kombination für Alltagsfahrer mit einem Hang zur Sportlichkeit. Herzstück der ER-6f ist ein 650-Kubik-Parallel-Twin, der es auf eine Höchstleistung von 72 PS/53 kW bei 8500 Kurbelwellenumdrehungen bringt, optional gibt es ihn auch in einer auf 34 PS/25 kW gedrosselten Version für Führerschein-Neulinge. Und auch die finden sich auf der Kawa auf Anhieb zurecht. Der hohe Lenker sorgt für eine entspannte Sitzposition, und der Zweizylinder gefällt mit einer homogenen, gut beherrschbaren Leistungsentfaltung. Das Serien-ABS regelt frühzeitig und sorgt so für sichere Bremsmanöver auch bei weniger erfahrenen Bikern. Ein Gefühl der Sicherheit vermittelt zudem der neu entwickelte Gitterrohrrahmen, der für ein spielerisches Handling in Kurven ebenso sorgt wie für Stabilität beim Geradeauslauf.


Motor: Flüssigkeitsgekühlter Reihenzweizylinder-Einspritzmotor mit Vierventil-Technik und Katalysator

Hubraum: 649 ccm

Leistung: 72 PS/53 kW bei 8500 U/min

Drehmoment: 66 Nm bei 7000 U/min

Gewicht: 208 kg

Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h

Verbrauch: ca. 5,3 l/100 km

Preis: 7095 Euro (ABS serienmäßig)


Theo Gerstl
reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de