Frisches Geld für neue Ideen

Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand | Handwerker nutzen die Geschäftsflaute zunehmend, um Innovationen zu entwickeln. Dafür sollten sie jetzt die Förderquellen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) anzapfen.

Frisches Geld für neue Ideen

Sie gewinnen in der Krise: Zahlreiche Handwerker nutzen die derzeit ruhigere Geschäftsphase, um an neuen Produkten, Prozessen und Leistungen zu tüfteln. Wenn der Konjunkturmotor wieder anspringt, sind sie dann ihrer Konkurrenz einen entscheidenden Schritt voraus. „Wer sich antizyklisch verhält und in Krisenzeiten wie jetzt Innovationen entwickelt, setzt seine eigenen Kapazitäten und die seiner Mitarbeiter sinnvoll ein und sichert sich zugleich einen technologischen Vorsprung“, bringt Axel Braßler die Vorteile dieser Unternehmensstrategie auf den Punkt. Der Projektleiter beim RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft in Eschborn betont: „Damit schaffen sich innovationsstarke Mittelständler beste Bedingungen, um neue Märkte und Nischen zu erobern.“

Dass immer mehr Firmenchefs mit dieser weitsichtigen Geschäftsstrategie der Krise begegnen, belegt auch der aktuelle Run auf das noch junge Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM). Erst im Juli vergangenen Jahres startete das ZIM. Inzwischen beantragen bereits rund 350 Firmen jeden Monat diese Fördergelder für ihre Innovationen, während vor der Krise nur etwa 220 Anträge monatlich beim Bundeswirtschaftsministerium in Berlin eingingen.

Jetzt stockt die Bundesregierung mit ihrem Konjunkturpaket II das ZIM um satte 900 Millionen Euro auf und erhöht damit diese Fördermittel auf insgesamt 1,5 Milliarden Euro. Sie sollen in den Jahren 2009 und 2010 an kleine und mittlere Firmen fließen. Zudem erweitert die Regierung die Zielgruppe: Nicht nur Betriebe mit bis zu 250 Mitarbeitern können sich wie bisher beteiligen, sondern auch Mittelständler mit maximal 1000 Beschäftigten. Außerdem öffnet sie die Programmteile, die sich zuvor an ostdeutsche Firmen richteten, nun für alle. „Das ist der richtige Weg, um auf die Krise zu reagieren“, urteilt Braßler. Der Experte hatte die Vorläuferprogramme, die für das ZIM Pate standen, unter die Lupe genommen. Mit positivem Ergebnis: „Denn diese Art der Förderung erreicht in erster Linie die kleineren Firmen, also diejenigen, die sie wirklich brauchen und stärkt spürbar ihre Innovationskraft.“

Das ZIM setzt nun drei Schwerpunkte:

1. Es fördert Kooperationsprojekte von mittelständischen Unternehmen untereinander, aber auch mit Forschungsinstituten, Universitäten oder Fachhochschulen.

2. Es fördert Netzwerke von mehr als vier Firmen.

3. Es fördert betriebliche Einzelprojekte.

Für Mittelständler, die angesichts des hohen Risikos davor zurückschrecken, allein in die Entwicklung einer Innovation zu investieren, kann das Programm Abhilfe schaffen. „Da es vor allem auf Kooperationsprojekte zielt, hilft es damit, das Risiko für den einzelnen Betrieb zu minimieren“, erklärt Braßler. Und gerade in Zeiten wachsender Unsicherheit könne dieses Argument den Ausschlag dafür geben, ein Innovationsprojekt zu starten. Das Besondere: „Das ZIM gibt dabei inhaltlich keine Richtung vor, damit ist es technologieoffen und lässt den Unternehmern genug Freiraum.“

Lücke geschlossen

Einen weiteren Pluspunkt sieht der Experte darin, dass das Programm eine Lücke schließt, indem es jetzt auch die Entwicklung vom Prototyp zum marktreifen Serienprodukt unterstützt. „Bislang waren die Unternehmer in dieser Phase meist auf sich gestellt“, erzählt der Forscher. Er bilanziert: „Unterm Strich also ein wirksames Programm, das alle Phasen des Innovationsprozesses im Blick hat.“

Gerade kleine und mittlere Firmen profitieren besonders davon, wenn sie bei Innovationsprojekten auf Kooperation setzen und dabei mit Hochschulen oder Instituten zusammenarbeiten. „Auf diese Weise können sie das Wissen dieser Partner, die wissenschaftlich und technisch auf dem neuesten Stand sind, anzapfen und mit den eigenen Ideen und dem eigenen Know-how verknüpfen“, erklärt Jens-Uwe Hopf. Der Experte für Technologietransfer und Innovation beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin hält das ZIM für besonders geeignet, wenn es darum geht, diesen Technologietransfer von der Wissenschaft ins Handwerk umzusetzen. „Denn zum einen unterstützt das Programm gezielt solche Kooperationen, was vielen kleineren Betrieben überhaupt erst die Chance eröffnet, Forschung und Entwicklung zu betreiben“, argumentiert er. Zum anderen biete das ZIM über seinen Lotsendienst einen einfachen Zugang zu den Fördermitteln (siehe Kasten). „Für jede Konstellation, für jedes Projekt findet sich über diesen Service der richtige Ansprechpartner, der auch hilft, die Anträge zu stellen.“ Wichtig sei aber vor allem, dass das ZIM eben nicht nur Hightech-Unternehmen im Visier hat, sondern auch klassische Branchen. Beispiele für solche Erfolg versprechenden Kooperationen in traditionellen Handwerksegmenten gibt es genug, sei es der Bäcker, der mit einem Technologieinstitut zeitsparende Backverfahren für aufwändige Schichtkuchen entwickelte, oder der Metallbauschlosser, der mit einer Fachhochschule ein Prüfgerät zum Frostverhalten von Straßenbaustoffen erfand.

Hier setzen auch die 28 Kompetenzzentren des Handwerks an. „Als Schnittstelle des Handwerks zu Wissenschaft und Forschung liefern sie wichtige Impulse für Innovationsprojekte“, unterstreicht Hopf. Wer beispielsweise einen Partner für eine Kooperation sucht, sich an Projekten beteiligen oder solche starten will, kann sich hier kostenfrei beraten lassen.

Monika Hofmann

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de