Feuerwehr: Konditor und Brandbekämpfer

Dieser Bäcker- und Konditormeister aus Köln-Dellbrück kennt sich mit Feuer aus: Er sorgt dafür, dass seine Brötchen nicht anbrennen – als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr löscht er Brände und rettet Leben.

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    Thomas Lievenbruck ist seit fast 25 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr im Kölner Stadtteil Dellbrück.
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Konditor und Brandbekämpfer

Thomas Lievenbruck trägt immer einen Funkempfänger an seinem Gürtel. Wenn der piept, hört der Inhaber der Bäckerei & Konditorei Lievenbruck auf zu arbeiten. Dann backt er keine Brötchen mehr, sondern löscht als Hauptbrandmeister Feuer, befreit Unfallopfer aus Autowracks, pumpt Wasser aus Kellern oder rettet zur Not auch mal ein Haustier.

Lievenbruck ist seit fast 25 Jahren Mitglied der Feuerwehr Köln. Er startete mit gerade einmal zwölf Jahren bei der Jugendfeuerwehr Köln-Dellbrück. Sein Vater hatte ihm das vorgeschlagen. Wirklich begeistert war Lievenbruck von der Idee anfangs nicht. Doch als er beim ersten Treffen viele Freunde aus seiner Grundschulzeit wieder traf, war es vorbei mit der Skepsis. „Die Gemeinschaft war toll, und ich bin sehr gerne zu den Gruppentreffen gegangen“, erinnert sich Lievenbruck.

  • Vita: Thomas Lievenbruck
  • Thomas Lievenbruck hat nach seiner Bäckerausbildung mit 21 jahren als einer der Jüngsten seinen Meister gemacht. Seit dem Jahr 2002 führt er mit zwei Verkäuferinnen und einem Gesellen den Familienbetrieb in Köln-Dellbrück, den sein Vater vor 42 Jarhen eröffnet hat, erfolgreich weiter

Starker Zusammenhalt

Fast nebenbei lernte der Kölner alles darüber, wie man Schläuche ausrollt, welche Gefahren  man bei Bränden beachten muss, oder wie Erste Hilfe geleistet wird. Am liebsten erinnert sich der Bäckermeister an die vielen Unternehmungen der Jugendfeuerwehr. Heute sehen Lievenbrucks Einsätze etwas anders aus. Mit 18 Jahren wechselte er zur Freiwilligen Feuerwehr Köln. Seitdem ist er Mitglied der Löschgruppe Strunden. Alle zwei Wochen findet ein sogenannter Übungsdienst statt. Währenddessen trainieren Lievenbruck und die 36 anderen aktiven Mitglieder der Löschgruppe. Im Winter wird vor allem Theorie gebüffelt: Warum brennt ein Feuer, wie breitet es sich aus und wie lässt es sich löschen? Wie schneidet man das Blechkleid von Autos auseinander, ohne dass sie Feuer fangen oder der Airbag losgeht? Wie zerkleinert man nach einem Sturm Bäume? Das Wissen vermittelt häufig ein Mitglied aus der Löschgruppe. „Jeder bringt Know-how aus seinem Beruf mit“, sagt Lievenbruck. Im Sommer wird dagegen  praktisch geübt, damit alle Handgriffe sitzen.

Auf zum Einsatz

Auf wie vielen Einsätzen Lievenbruck jährlich hilft, kann er nicht sagen. Besondere Einsätze bleiben aber im Gedächtnis. Er kann sich etwa noch gut daran erinnern, als an Weihnachten 1995 mehrere Hallen des Kölner Zementanlagenbauers KHD brannten. Oder an das Hochwasser in Köln im gleichen Jahr. Der bisher aufwändigste Einsatz der Löschgruppe Strunden war der nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs im März 2009. Für die Feuerwehr bedeutete das den Ausnahmezustand. „Unsere Gruppe war in der ersten Woche rund um die Uhr im Einsatz“, sagt Lievenbruck. Sobald er nicht im Betrieb gebraucht wurde, stand er in der Schuttgrube. Danach wechselten sich die Kölner Löschgruppen ab. Vier Monate lang waren Lievenbruck und seine Feuerwehrkollegen damit beschäftigt, Schutt und Archivmaterial zu bergen. Alle zwei bis drei Tage war der Bäckermeister vor Ort, was viel Kraft kostete.

Alles für den Nachwuchs

Damit die Freiwillige Feuerwehr auch künftig solche Einsätze fahren kann, sorgt der Bäckermeister für den Nachwuchs. Seit dem Jahr 2007 ist er stellvertretender Löschgruppenführer und sogenannter Jugendwart. Lievenbruck unterrichtet an der Feuerwehrschule Köln. Dort werden junge Feuerwehrmänner, die von der Jugend- zur Freiwilligen oder Berufsfeuerwehr wechseln, für ihr Ehrenamt ausgebildet.

Der Bäckermeister sorgt sich darum, ob er ausreichend Nachwuchs für die Freiwillige Feuerwehr gewinnt. Seitdem es Ganztagsschulen gibt, fehlt den meisten Schülern die Zeit, um zur Jugendfeuerwehr zu gehen. „Wenn sie um vier oder fünf Uhr erst nach Hause kommen, wollen sie Sport oder auch einmal nichts machen“, sagt Lievenbruck. Künftig will er aber auch in Grundschulen für die Feuerwehr werben. „In dem Alter lassen sich Kinder noch für die Feuerwehr begeistern.“