Feuer und Flamme

Zusatzgeschäft Der Betrieb ist nicht alles: Viele Unternehmer frönen in ihrer Freizeit noch anderen Leidenschaften. So wird aus dem Hobby oft sogar ein erfolgreiches Zusatzgeschäft.

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    „Die Planung eines Feuerwerks ist abends einfach eine schöne Abwechslung.“Mario Kohla, Heizungsbauer und Pyrotechniker
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    „Ich habe einfach meine beiden Hobbys zum Beruf gemacht.“Nicole Fuchs, Fotografin und passionierte Zweiradmechanikerin
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    „Das Fernweh ist bei uns beiden immer noch ungebrochen.“Sabine und Lothar Winter, Inhaber der „Holzwerkstatt“ in Emsdetten

Feuer und Flamme

Seinen ersten Profi-Böller zündete Mario Kuhla vor acht Jahren bei der Hochzeit eines Freundes. „Ich hatte dem Brautpaar ein Feuerwerk versprochen“, erinnert sich der 29-Jährige aus dem brandenburgischen Lichterfeld, „und als ich dem Pyrotechniker beim Aufbau der Technik half, meinte der irgendwann: Mach doch auch den Pyrotechniker-Schein!“ Kuhla, damals 21 Jahre alt, frisch gebackener Heizungsbaumeister und soeben in die von seinen Großeltern gegründete Firma „Installation und Heizungsbau Winzer“ eingestiegen, ließ sich nicht lange bitten. Zwei Jahre dauerte es, bis er die für den Lehrgang erforderlichen 26 Einsätze als Helfer bei Großfeuerwerken in der gesamten Bundesrepublik absolviert hatte. Für den dreiwöchigen Lehrgang an der Pyrotechnikerschule in München opferte er seinen Jahresurlaub. Nach bestandenem Examen darf er seit 2004 den Titel „Staatlich geprüfter Pyrotechniker für Großfeuerwerke“ führen.

Trotz der Investition von rund 500 Stunden und fast 10000 Euro blieb es für Kuhla zunächst ein reines Freizeitvergnügen, Freunde zu bestimmten Anlässen mit einem Feuerwerk zu überraschen. „Andere bauen eben eine Modelleisenbahn“, kommentierte er sein nicht alltägliches Hobby. Als immer mehr Anfragen eintrafen, entschloss er sich, 2006 ein Gewerbe anzumelden. Seitdem hat seine Arbeitswoche zumindest im Sommer häufig sieben Tage: „Von Montag bis Freitag bin ich Klempnermeister“, schmunzelt der Brandenburger, dessen Lebensgefährtin seine Begeisterung für Böller und Raketen teilt, „von Freitagabend bis Sonntag Feuerwerker.“

Erfolg dank Leidenschaft

Für Professor Michael Kastner von der Technischen Universität Dortmund kommen Erfolge in zwei ganz unterschiedlichen Bereichen keineswegs überraschend: „Wer mit Leidenschaft arbeitet, empfindet Arbeit als motivierend, ist leistungsfähiger und kann Kunden wie Mitarbeiter leichter begeistern als jemand, der nur seine Pflicht tut“, erklärt der Organisationspsychologe. Wem es gelinge, sein Hobby zum Beruf zu machen, der verbessere deshalb seine Erfolgschancen, „selbst wenn es sich um einen Nebenerwerb handelt“, weiß der Berater und Trainer aus langjähriger Erfahrung. Das Zweitgeschäft wirke fast immer positiv auf das Kerngeschäft, „manchmal wird es sogar zur tragenden Säule“.

Lothar und Sabine Winter in Emsdetten haben ihre gemeinsame Reiseleidenschaft schon vor der Firmengründung entdeckt. Bevor der Tischlermeister 1990 seine „Holzwerkstatt“ in Emsdetten eröffnete, hatte das Ehepaar unter anderem Australien umrundet und den afrikanischen Kontinent von Nord nach Süd durchquert – auf eigene Faust, im Geländewagen.

„Das Fernweh ist ungebrochen“, gesteht der Handwerker, dessen sieben Mitarbeiter zählende Firma sich mit maßgeschneiderten Möbeln und individuellen Raumkonzepten einen exzellenten Ruf erworben hat. Viele Unternehmen, Wohnhäuser und öffentliche Einrichtungen in der Region glänzen mit einer Innenausstattung aus der Familienschreinerei. Der Preis des Erfolgs: „Für große Touren bleibt uns keine Zeit“, räumt Sabine Winter ein. Doch mit ihrem Mann peilt sie ein festes Ziel an: „Mit 60 möchten wir den Betrieb abgeben und wieder auf große Fahrt gehen“, freut sich die 51-Jährige: „Wir planen sogar schon unser Traumauto dafür.“


Start mit Ausnahmegenehmigung

Bei der 36-Jährigen Nicole Fuchs aus dem rheinländischen Langenfeld entflammte die Leidenschaft für edle Zweiräder während ihrer Ausbildung zur Werbe- und Industriefotografin. Dort musste sie nämlich des öfteren Harley-Davidson-Motorräder ins Bild setzen. Nach dem Fahren lernte sie bald auch, die Maschinen zu reparieren und zu tunen. Nach Abschluss ihrer Fotolehre eröffnete sie 1998 ihre Firma U-Station: „eine freie Werkstatt für Harley-Davidson-Maschinen mit angeschlossenem Fotostudio“, wie sie es formuliert. Dafür erkämpfte sie sogar eine Ausnahmegenehmigung der Kammer Düsseldorf .

Mit ausgeklügeltem Werkstattservice, der von der Wartung über Auf- und Umbauten bis zum Lackdesign reicht, lockte sie schnell Kunden aus der gesamten Region. Die individualisierten Motorräder der U-Station errangen Preise auf Ausstellungen. Nebenbei erwarb die Inhaberin den Abschluss als Fotografenmeisterin und schloss 2004 die Ausbildung zur Zweiradmechanikermeisterin ab – als Jahrgangsbeste. Ihr frühes „Umsatteln“ hat Nicole Fuchs nie bereut: „So konnte ich zwei Hobbys zum Beruf machen“, lacht sie. Geld verdiente ihr Unternehmen von Anfang an vor allem mit dem Motorradgeschäft. Doch auch im Fotostudio neben der Werkstatt ist die Inhaberin regelmäßig anzutreffen.

Seine zwei Berufe erlebt auch Mario Kuhla als sich ergänzende Teile eines Ganzen: „Wenn man tagsüber ein Bad gebaut hat, ist die Planung eines Feuerwerks am Abend eine schöne Abwechslung“, findet er. Auch geschäftlich ergänzen sich beide Tätigkeiten: „Durch die Feuerwerke lerne ich Menschen kennen, die ich als Klempner nicht getroffen hätte – und umgekehrt. Daraus ergab sich schon mancher zusätzlicher Auftrag“.

kerstin.meier@handwerk-magazin.de