Interview mit Andrea Hoffmann „Es gibt klare Vorschriften“

Interview mit Andrea Hoffmann

„Es gibt klare Vorschriften“

Andrea Hoffmann ist als Referatsleiterin Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale in Sachsen auch für das Thema Pfandkredit zuständig.

hm: Frau Hoffmann, Pfandleiher haben in Deutschland einen schlechten Ruf, ist der berechtigt?

Hoffmann: Nein. Der Ruf der Pfandleiher hat sich über Jahrzehnte entwickelt. Ich weiß nicht, ob er jemals berechtigt war. Aber heute kann man sagen, dass der Pfandkredit eine Möglichkeit ist, kurzfristig Geld zu bekommen, wenn einem die Bank keines mehr gibt.

hm: Als Verbraucherschützerin würden Sie den Weg zur Pfandleihe also empfehlen?

Hoffmann: Na, so würde ich das nun auch nicht sagen. Aber es ist ein gangbarer Weg. In jedem Fall ist es wesentlich besser als auf dubiose Anzeigen von Geldverleihern zu reagieren. Diese Anbieter bewegen sich immer in einem Graubereich. Pfandleihe ist gesetzlich geregelt.

hm: Aber es gibt auch unseriöse Anbieter?

Hoffmann: Sicher, die gibt es überall. Aber es gibt Kriterien, an denen man diese erkennt. Und ich muss sagen, dass wir so gut wie keine Beschwerden über Pfandleiher bekommen. Das mag zum einen daran liegen, dass man natürlich nicht gerne über ein solches Thema redet, weil das nach wie vor negativ behaftet ist. Aber es hängt sicher auch damit zusammen, dass es klare Vorschriften gibt.

hm: Welche Vorteile hat der Pfandkredit?

Hoffmann: Er geht schnell und unkompliziert. Der Kreditnehmer braucht nur einen Personalausweis vorlegen, und bei größeren Werten muss er beweisen, dass die Sache ihm gehört. Es gibt keine weitere Bonitätsprüfung, man braucht keinen Bürgen, und auch die Schufa wird nicht informiert, was besonders dann wichtig sein kann, wenn noch andere Kredite beantragt werden.

hm: Gibt es Situationen, in denen Sie vom Pfandkredit abraten würden?

Hoffmann: Ja. Wenn abzusehen ist, dass es sich um ein längerfristiges Geldproblem handelt. Pfandleihe eignet sich nur für kurzfristige Kredite. Es muss sichergestellt sein, dass bald wieder Geld aufs Konto kommt.

hm: Was genau heißt, „bald wieder Geld aufs Konto kommt”?

Hoffmann: Besonders Handwerker und Selbständige nutzen Pfandkredite immer wieder, um Liquiditätsschwierigkeiten zu überbrü-cken. Das ist dann so ein Fall. Wenn ich sicher bin, dass mein Gläubiger in ein paar Wochen zahlt, macht es Sinn, den Familienschmuck oder das Privatauto ins Pfandhaus zu bringen. Wenn ich das nicht weiß, muss das Risiko genau abgewogen werden. Wenn nämlich der Kunde den Gegenstand nicht wieder einlöst, kommt es nach sechs Monaten zur Versteigerung. Vom Erlös zieht das Pfandhaus das Darlehen, die Zinsen und die Gebühren ab – den Rest bekommt der Verbraucher.

hm: Wenn es sich nur um einen kurzfristigen finanziellen Engpass handelt, kann man dann zu jedem Leihhaus gehen?

Hoffmann: Wie überall sollte man auch beim Pfandkredit die Konditionen genau prüfen und alternative Angebote einholen. Die Rahmenbedingungen wie Zins und Gebühren sind zwar überall gleich, aber entscheidend ist ja die Summe, die für das Pfand geboten wird. Und Tests haben gezeigt, dass die von Anbieter zu Anbieter durchaus variieren.