Einbruch: Wie sich Handwerker richtig absichern

Handwerksunternehmer werden überfallen und auf Baustellen beklaut. So auch Claudia Polik. Welche Maßnahmen sie ergriffen hat um sich künftig vor hohen Schäden und Verlusten zu schützen.

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    Abschreckung für Kriminelle Nach dem Einbruch in ihre Elektrofirma hat Unternehmerin Claudia Polik in Sicherheitssysteme rund um das Betriebsgelände investiert: Das Unternehmen ist jetzt mit einer Alarmanlage und Videoüberwachung ausgestattet. Gesamtkosten: 6000 Euro.
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    Als Schutz vor Dieben und Einbrechern setzen Handwerker auf verschiedene Sicherheitsmaßnahmen: Tresore für Bargeld, Baucontainer für Material und Werkzeuge sowie Alarmanlagen und Videoüberwachungssysteme für den Betrieb.
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    Videoüberwachung: Per Handy haben Chefs das Betriebsgelände im Blick.
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    „Geklaut wird alles: vom Bohrer bis zum Bagger.“ Bernhard Günther, Abteilungsleiter Transportversicherung bei der Generali in München.
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    „Wir lassen so wenig Material und Werkzeuge auf der Baustelle wie es nur geht.“ Adolf Kugelmann (li.), Maurermeister und Geschäftsführer der ABS Kugelmann GmbH in Augsburg.
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    Über die Hälfte der befragten Handwerksbetriebe waren schon Opfer von Kriminellen.
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    Schaden durch Diebstahl eindämmen: Unternehmer Adolf Kugelmann setzt auf Leasing der Hersteller.
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    Autorin: Cornelia Hefer

So schützen Chefs ihren Betrieb vor Dieben

Es war ein Schock. Als Claudia Polik am 6. November vergangenen Jahres um 7.30 Uhr ihren Elektrobetrieb betrat, war klar, dass die Paul Müller GmbH in Eisingen nachts ungebetenen Besuch hatte. „Ein Fenster war ausgehebelt, Büroschränke und Türen aufgebrochen, die Bürocontainer der Mitarbeiter gewaltsam geöffnet“, berichtet Geschäftsführerin Polik im Rückblick. Gelohnt hat sich der Einbruch für die Diebe nicht: Gerade mal 300 Euro hatten sie aus einer verschlossenen Geldkassette entwendet. Der Elektrobetrieb sah sich durch die Suche der Einbrecher nach Bargeld aber mit einem Sachschaden in Höhe von 9000 Euro konfrontiert. „Die Einbrecher haben nach Meinung der Polizei ausschließlich Bargeld gesucht. Sie haben keine Computer oder Monitore mitgenommen. Ins Lager sind sie gar nicht erst gekommen, weil sie die Brandschutztür nicht aufbrechen konnten“, sagt Unternehmerin Polik. Der Elektrobetrieb habe sogar noch Glück im Unglück gehabt, weil die Einbrecher den Betrieb nicht verwüstet hätten. Die Polizei nahm den Einbruch auf, die Geschäftsinhaltsversicherung, die Claudia Polik beim Münchener Verein abgeschlossen hat, regulierte den Schaden. „Für einen Handwerksbetrieb ist es viel Verwaltungsaufwand, bis der Schaden durch den Einbruch reguliert ist“, so die Geschäftsführerin.

Gerade Unternehmer, die ihren Betrieb wie Claudia Polik in einem Gewerbegebiet betreiben, sollten sich mit Einbruchsicherungssystemen vor Diebstahl und Einbruch absichern. Das schreckt Kriminelle ab und senkt gleichzeitig die Prämien der Betriebsversicherungen für die Firma. Einen schweren Stand haben dagegen Bauhandwerker, die Material und Werkzeuge oft auf unübersichtlichen und schlecht gesicherten Baustellen lagern müssen. Klau am Bau gehört hier schon fast zum Alltag der Gewerke. Dennoch sollten die Betriebe auch an externen Arbeitsstandorten entsprechende Vorsichtsmaßnahmen umsetzen, sonst zahlt der Unternehmer im Ernstfall den Schaden aus der eigenen Kasse.

Alarmanlage und Videoüberwachung zahlen sich aus

Geschäftsführerin Polik hat gleich nach dem Einbruch reagiert und in die Absicherung ihres Elektrobetriebs investiert. Sie ließ eine Alarmanlage und eine Videoüberwachung installieren. Außerdem gibt es jetzt eine Nachtbeleuchtung mit Bewegungsmeldern rund um das Betriebsgelände. Die Alarmanlage ist auf die Handys der Geschäftsführung aufgeschaltet, genau wie die Videoüberwachung. „Meldet die Alarmanlage Bewegungen, können Mitglieder der Geschäftsführung dank der Videoüberwachung gleich live in die Büroräume sehen ob Einbrecher im Betrieb unterwegs sind, oder ob es nur ein Fehlalarm war“, erklärt Claudia Polik. Rote Warnhinweise zeigen vermeintlichen Einbrechern an, dass der Betrieb mit einer Alarmanlage und einer Videoanlage ausgestattet ist.

„Handwerksbetriebe, die zum Beispiel in einem Gewerbegebiet ansässig sind, wo nachts und am Wochenende sehr wenig los ist, empfehlen wir dringend die Installation einer Alarmanlage, einer Videoüberwachungstechnik sowie von Bewegungsmeldern“, rät Thomas Opitz, Leiter der Schadenabteilung beim Münchener Verein. Das reduziere für den Handwerksbetrieb nicht nur das Einbruchrisiko, sondern könne auch die Prämien der Betriebversicherung reduzieren.

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Geschäftsinhaltsversicherung: Betriebsinhalt wird bei Einbruch ersetzt

Wird das Handwerksunternehmen dennoch Opfer eines Einbruchs, zahlt die Geschäftsinhaltsversicherung den Schaden. Sie reguliert Diebstahl und Raub innerhalb eines Gebäudes oder Grundstücks, so wie bei Claudia Polik, sichert den Betrieb gegen Diebstahl auf Transportwegen und kommt auch für Vandalismus in einem Betrieb nach einem Einbruch auf.

Im Ernstfall übernimmt die Versicherung die Kosten für den Ersatz von Waren, Material und Maschinen bei Zerstörung oder Diebstahl, für Aufräum- und Abbruchkosten, sowie zur Wiederherstellung von Geschäftsunterlagen und Schäden an EDV-Anlagen. „Der sogenannte Betriebsinhalt ist dabei grundsätzlich zum Neuwert versichert“, erklärt Versicherungsexperte Opitz. Damit Handwerksunternehmer bei einem Einbruchdiebstahl nicht auf den Kosten sitzen bleiben, muss die Deckungssumme im Versicherungsvertrag dem aktuellen Wert der versicherten Gebäude sowie der Geschäftsinhalte entsprechen. „Wichtig ist daher, dass Handwerksunternehmer regelmäßig mit ihrem Versicherungsberater eine Aktualisierung der Betriebsversicherungen vornehmen. Gerade, wenn sie neue Maschinen kaufen oder in neue Geschäftsräume ziehen“, rät Sachversicherungsexperte Opitz.

Ist der Einbruch dagegen gerade passiert, so wie im Elektrobetrieb von Claudia Polik, ist es notwendig, dass Unternehmer umgehend die Polizei alarmieren. Außerdem muss der Handwerker schnellstmöglich eine sogenannte Stehlgutliste erstellen und den Polizeibeamten übergeben. „Die Polizeiangaben, die Schadenmeldung und die Stehlgutliste reicht der Handwerksunternehmer dann an seine zuständige Versicherung weiter“, empfiehlt Opitz.

Klau am Bau ist fast Alltag

Deutlich schwieriger ist dagegen die Lage von Bauhandwerkern, die viel auf externen Baustellen im Einsatz sind. Maurermeister und Bautechniker Adolf Kugelmann führt einen Baubetrieb mit 23 Mitarbeitern und kennt die Probleme aus eigener Erfahrung. „Der Einbruch in einen Container, in dem Material und Kleingeräte lagern, ist für uns fast schon normal“, sagt Kugelmann. Erst kürzlich hat man einen seiner Baucontainer für Mannschaft und Geräte auf einer Baustelle im Augsbruger Stadtteil Lechhausen aufgebrochen. „Das Viertel ist belebt, die Seitenstraße war gut beleuchtet. Trotzdem wurde Freitagnacht oder am folgenden Wochenende die abgeschlossene Tür aufgehebelt und ein neuwertiges, motorbetriebenes Schneidegerät von Hilti im Wert von 2500 Euro aus dem Container geklaut“, berichtet Kugelmann. Da das Schneidegerät in einem abgesperrten Container von Kugelmann lagerte, übernahm seine Transportversicherung den Schaden und ersetzte den Neuwert des Geräts. „Normalerweise sind Kleingeräte auf Baustellen kaum versicherbar. Die mobilen Maschinen liegen tagsüber mal unbeaufsichtigt herum, und auf größeren Baustellen sind oft Mitarbeiter von mehreren Firmen im Einsatz. Kein Mensch weiß, wer alles dazugehört“, so Kugelmann.

Die Erfahrungen des Bauunternehmers bestätigen auch Versicherungsexperten. „2011 gab es 35000 gemeldete Einbrüche oder Diebstähle auf deutschen Baustellen, das sind etwa 100 am Tag. Geklaut wird alles: Maschinen vom Schlagbohrer bis zum Bagger“, erklärt Bernhard Günther, Abteilungsleiter Transportversicherung bei den Generali Versicherungen. Der Grund liegt für den Versicherungsexperten auf der Hand: „Jede Baustelle stellt ein Sicherheitsproblem dar: Sie sind unübersichtlich, oft nicht abgesperrt, das Gelände nachts und am Wochenende kaum gesichert“, so Günther. Aus Versicherungssicht vorbildlich, versucht Kugelmann Material und Maschinen an den externen Einsatzorten zu schützen. „Wir lassen so wenig Material und Geräte auf den Baustellen, wie es geht. Messgeräte und kleinere Handmaschinen nehmen die Mitarbeiter abends oder übers Wochenende mit nach Hause. Unsere Transporter werden abends auf dem Betriebsgelände oder bei einem zuverlässigen Mitarbeiter zu Hause geparkt“, sagt der Unternehmer.

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Vorbeugen: So schützen Sie Ihren Betrieb vor Diebstahl

Unternehmer sollten aus eigenem Interesse Material und Geräte so sicher wie möglich unterbringen: Erstens beugen sie einem möglichen Zeitausfall wegen fehlendem Arbeitsgerät vor. Zweitens sichern sie sich so ihren Versicherungsschutz im Ernstfall. „Zur Absicherung auf Baustellen gehört auf jeden Fall ein abschließbarer Container, Bauwagen oder ein versperrter Raum. Transporter von Handwerkern sollten unbeaufsichtigt irgendwo in abgelegenen Gegenden abgestellt werden, sondern an belebten Straßen mit einer guten Beleuchtung“, erklärt Generali-Experte Günther.

Größere Maschinen, die auf Baustellen im Einsatz sind, könnten Unternehmer mit einer speziellen Maschinenversicherung gegen Diebstahl versichern. Bei der Transportversicherung, die Wege und Transporte von Handwerksbetrieben absichert, sei es wichtig, einen 24-Stunden-Schutz abzuschließen, rät Günther. Der Inhalt von Baucontainern ist bis zu einer bestimmten Deckung oft über die Geschäftsinhaltspolice abgedeckt.

Bauunternehmer Adolf Kugelmann versucht über alternative Wege seinen Schaden durch Klau am Bau einzudämmen. Größere Maschinen sind entweder über eine spezielle Maschinenpolice versichert. Geleaste Wirtschaftsgüter laufen über die Gesellschaft des jeweiligen Leasing-Gebers.

Auch für die von Dieben begehrten mobilen Handgeräte hat er eine Lösung gefunden: Kugelmann mietet die kleineren Maschinen über den so genannten Flottenservice von Hilti. „Das funktioniert wie Leasing. Die Geräte sind über Hilti versichert und werden vom Hersteller bei Diebstahl ersetzt. Als Bauhandwerker hat man somit kein Risiko mehr und ist auf der sicheren Seite“, freut sich Kugelmann über diesen Service.