Effizient arbeiten in einem gesunden Betriebsklima

Gewerbebau | Nachhaltig gebaute Arbeits- und Büroräume sparen Kosten und sorgen für ein angenehmes Klima. Ein Beispiel dafür ist das Heizen und Kühlen mit Klimadecken aus Ziegel.

Effizient arbeiten in einem gesunden Betriebsklima

Das Betriebsklima bestimmt den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens mit. Das weiß jeder Chef, doch die wenigsten denken dabei an Klima im ursprünglichen Sinn, nämlich an Raumklima. Mitarbeiter, die sich in ihrem Umfeld wohl fühlen, arbeiten wesentlich produktiver und engagierter als unzufriedene. Und zum Wohlfühlen zählt auch ein angenehmes Raumklima. Es fördert die Gesundheit der Mitarbeiter und wirkt sich positiv auf deren Wohlbefinden aus. Oder anders ausgedrückt: Zugige Produktionsstätten oder kalte Füße am Schreibtisch haben zur Folge, dass sich Mitarbeiter in ihrer Motivation gestört fühlen und nicht die erwartete Leistung bringen.

Auf der Suche nach effizienten, umweltverträglichen Heiz- und Kühl-Lösungen für Büro- und Gewerberäume entscheiden sich inzwischen viele Unternehmer für eine Klimadecke, ein System, das im Wohnungsbau längst etabliert ist. Bäckermeister Georg Schmidt aus Heideck „würde nichts anderes mehr machen“. Er betreibt seit drei Jahren in seinem Wohnhaus eine Deckenheizung mit niedriger Vorlauftemperatur und wird beim Umbau seiner Filialen eine Deckenstrahlheizung einbauen lassen. Damit spart er auf Dauer, rechnet der Handwerksunternehmer – trotz der höheren Investitionskosten für eine Klimadecke.

Richard Lehmann lobt ein „wirklich fantastisches Raumklima“ in seinem Biochemischen Laboratorium in Lautrach, verursacht durch eine Klimadecke mit „Klimasan-Profilen“ und Gipskarton-Platten, die er einbauen ließ. Unternehmer Lehmann betreibt die Klimadecke mit einer Wärmepumpe und verwendet dazu Grundwasser.

Wärmestrahlen kommen aus der Decke

Es lohnt sich also, einen genaueren Blick auf die Klimadecke zu werfen, um bei der Planung eines Büro- oder Gewerbegebäudes die bestmögliche Entscheidung treffen zu können. Die Wärme-strahlung aus der Klimadecke funktioniert nach dem Vorbild der Sonne. Langwellige Strahlungsenergie wird von einer warmen Oberfläche ausgesandt. Wenn diese Wärmestrahlung auf die Oberfläche eines Körpers auftrifft und von diesem absorbiert wird, verwandelt sie sich in Wärme. Die Wärmestrahlung in der Klimadecke entsteht durch warmes Wasser, das in Leitungen durch die Decke zirkuliert – ähnlich wie bei einer Fußbodenheizung.

„Strahlungswärme ist die angenehmste Wärme, die es gibt“, erklärt Architekt Michael Dickmann aus Werlte. Durch die direkte Einstrahlung ist die Wand- und Bodentemperatur deutlich höher als bei herkömmlichen Heizsystemen. Das Temperaturgefälle zwischen Decke und Boden beträgt nur maximal zwei Grad Celsius.

Als Favorit unter den Klimadecken gilt die Variante aus Ziegel, denn sie liefert 90 Prozent Strahlungswärme. Als Baustoff speichert Ziegel sehr gut Wärme und gibt sie zeitversetzt um circa zehn Stunden wieder an den Raum ab. So kann zum Beispiel die Sonnenenergie, die mittags über die Fenster aufgenommen wird, am Abend als zusätzliche langwellige Wärmequelle genutzt werden.

Ziegel reguliert Luftfeuchtigkeit

Durch das Abkühlen der Luft entsteht Feuchtigkeit, die von der Raumluft meist schlecht aufgenommen werden kann. Die Kapillardynamik des gebrannten Ziegels gleicht die Luftfeuchtigkeit aus und hält die Raum-Luftfeuchtigkeit in einem optimalen Bereich. Trotz dieser Vorzüge würde Architekt Dickmann eine Klimadecke aus Stahlbeton genauso empfehlen wie eine Decke aus Ziegel. Entscheidend sei der Einsatzzweck. Ein weiterer Vorteil der Klimadecke: Heizkörper entfallen komplett, dadurch ist auch die Nutzfläche im Raum größer.

In unseren Breiten ist das Thema Kühlung eher zu vernachlässigen, doch in Bereichen mit hoher thermischer Belastung kann auch die Kühlfunktion der Klimadecke eine Rolle spielen. Bei der Kühlung erwärmt die warme aufsteigende Luft im Raum das Wasser in den Leitungen der Klimadecke und entzieht dem Raum kontinuierlich Wärme. So entwickelte die Rötzer-Ziegel-Element-Werk GmbH im bayerischen Rötz eine Kühltechnologie für den Einsatz in heißen Ländern mit der Bezeichnung „green ceiling“. Dabei wird dem Raum alle zwei Stunden frische Luft zugeführt, so dass der CO2-Gehalt niedrig bleibt. Zugluft wie bei einer Klimaanlage entsteht nicht.

Experten rechnen vor, dass bei einer Klimadecke die Raumtemperatur um zwei bis drei Grad niedriger sein kann als bei einer herkömmlichen Heizung – bei gleichem Wäremempfinden der Bewohner. Engelbert Horn, Geschäftsführer bei Rötzer-Ziegel, argumentiert deshalb mit folgenden Zahlen: „Ein Grad Raumlufttemperatur entspricht sechs Prozent Energieeinsparung. Bei Verwendung der Ziegel-Klimadecke sind es dann 18 Prozent Energieeinsparung.“

Großes Potenzial bei Gebäudetemperierung

Der Betriebswirt und baubiologische Berater Armin Bühler weist darauf hin, dass gerade die Gebäudetemperierung (Heizung/Kühlung) ein großes Potenzial zum Energiesparen darstellt. Zur Orientierung nennt er ein paar Zahlen: „Bei einem Objekt mit 300 Quadratmeter und einer Wärmepumpe (Sole oder Luft/Wasser) als Heizung betragen die Mehrkosten für die Kühlung kaum mehr als 1000 Euro.“ Splittgeräte, Klimaanlagen oder Kühldecken seien wesentlich teurer in ihrer Investition und im laufenden Betrieb. Zudem machen Klimaanlagen Lärm und wälzen Luft um, was nicht gerade gesundheitsförderlich sei.

Heizen und Kühlen mit einer Klimadecke ist für jeden Raum separat steuerbar. Die Reaktionszeit sei kurz und beträgt je nach System fünf bis zehn Minuten. Da die Vorlauf- und Oberflächen-Temperaturen niedrig sind, behalten die Mitarbeiter einen „kühlen Kopf“ und fühlen sich durch die Wärmestrahlung wohl. Die Behaglichkeit entsteht, weil Boden, Wände und Decken durch die höheren Temperaturen den Mitarbeitern wesentlich weniger Körperwärme entziehen. Zudem arbeiten Deckenstrahlungen praktisch geräuschlos und ohne Zugluft.

Unter einer Ziegel-Klimadecke arbeiten Mitarbeiter annähernd strahlungsfrei, weil elektromagnetische Wellen weitgehend abgeschirmt werden. Der Anteil an verstärkender Bewehrung aus Stahl ist gering.

Ein weiteres Plus: Klimadecken als Heizung sind nicht nur für Neubauten interessant. Nachdem in einem älteren Gebäude das Dach isoliert und die Fenster abgedichtet wurden, können zum Beispiel die „Klimasan-Profile“ direkt an die Sparren oder unter einer Konterlattung befestigt werden. Auch an den Zimmerdecken werden die Profile direkt oder an der Konterlattung befestigt. Dann kommt nur noch die Gipskartonplatte darunter.

Welche Heizung für die Klimadecke?

„Die Heizungsanlage sollte unbedingt mit einem Fachmann besprochen werden“, rät Architekt Michael Dickmann. Geothermie-, Wasser- oder Luftwärmepumpen seien für eine Klimadecke sehr gut geeignet. „Außerdem kann man über den Rücklauf der Heizung das System zur Wärmerückgewinnung nutzen und das Brauchwasser beispielsweise zum Duschen erwärmen“, so Michael Dickmann.

Heizungsbauer Ralf Hiller verwendet bei seinen Kunden hauptsächlich Luft-Wasser-Wärmepumpen und Wasser-Wasser-Wärmepumpen sowie Geothermie. Aber eigentlich eigne sich jede Art der Heizung, die Ersparnis habe man immer, ist Hiller überzeugt.

Ramona Hapke

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de