Duales Studium: Kaderschmiede für Führungskräfte

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An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg werden Abiturienten zu Führungskräften im Handwerk ausgebildet. Seit 25 Jahren steht der Studiengang Handwerk für eine zukunftsweisende Ausbildung.

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    Ein duales Studium verbindet Theorie mit Praxis. Handwerkliche Führungskräfte profitieren davon.
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    So viele duale Studiengänge wurden 2012 in Deutschland angeboten.
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    „Die Qualität der Ausbildung wird garantiert durch erfah­rene Praktiker und engagierte Professoren.“ Werner Rössle, ­erster ehemaliger Leiter des Studiengangs ­Handwerk.

Kaderschmiede für Führungskräfte

Bäckermeister und Diplombetriebswirt – diese Mischung brachte Martin Mahl Erfolg. Der Geschäftsführer des Backhaus Mahl in Stetten am kalten Markt beschäftigt 400 Mitarbeiter in 35 Filialen. „Da sind neben den handwerklichen auch Managementfähigkeiten gefragt“, weiß der Unternehmer. Erworben hat er diese vor über zehn Jahren beim Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Handwerk an der damaligen Berufsakademie Stuttgart.

Seit 25 Jahren bildet diese Kaderschmiede Handwerker wie Martin Mahl aus, die nach dem Studium einen Betrieb gründen oder übernehmen, aber auch zunehmend Führungspositionen in Handwerksbetrieben besetzen. Der Studiengang BWL-Handwerk ist der erste und in seiner Art einzige Studiengang für die Handwerkspraxis. Er wurde auf Initiative dualer Partner aus dem Handwerk und der Handwerkskammer Region Stuttgart an der Berufsakademie Stuttgart gegründet.

Erfahrene Praktiker als Lehrer

Aus der 1988 gegründeten Berufsakademie ist inzwischen die Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart geworden, und der Abschluss Diplom-Betriebswirt heißt heute Bachelor of Arts. Geblieben ist „die Qualität der Ausbildung, garantiert durch erfahrene Praktiker und engagierte Professoren“, so Professor Werner Rössle. Er hat diesen Studiengang erfolgreich aufgebaut und ihn 20 Jahre geleitet.

An der Dualen Hochschule werden in dreijährigen Studiengängen, in denen sich Theorie  und Praxis in dreimonatigen Phasen abwechseln, die Studierenden wissenschafts- und vor allem praxisbezogen ausgebildet. Von besonderem Vorteil für ein späteres Masterstudium ist die seit Juli 2008 erfolgte erfolgreiche Akkreditierung. Dadurch hat die Duale Hochschule Hochschulstatus erhalten und kann international anerkannte akademische Grade verleihen.

Mit und ohne Lehre

Der Studiengang richtet sich an Studieninteressierte mit einer Handwerkslehre (Gesellenprüfung), die nach dem Bachelor-Abschluss die Meisterprüfung ablegen können. Schulabgänger ohne Lehre, die sich auf Führungsaufgaben im Handwerk oder in anderen kleinen und mittelständischen Unternehmen vorbereiten wollen, können ebenfalls in Stuttgart studieren. Grundsätzlich ist für das Studium die Hochschulreife Voraussetzung. Aber auch Bewerber mit Fachhochschulreife oder Berufstätige ohne Abitur können unter bestimmten Voraussetzungen zugelassen werden.

Professor Michael Knittel, der heutige Leiter des Studiengangs Handwerk und Nachfolger von Werner Rössle, betont: „Wir legen besonderer Wert auf die Dienstleistungsorientierung, die heute im modernen Handwerksbetrieb in jeder Branche nicht mehr wegzudenken ist.“ Wichtig ist dabei die Anwendungs- und Handlungsorientierung der Studieninhalte. Das äußert sich nicht nur in branchenorientierten sogenannten Profilfächern wie zum Beispiel Bau  und Ausbau, Food, Automotive sowie ganz neu Prozessmanagement, sondern auch in zwei praxisbezogenen Projektarbeiten und einer wissenschaftlichen Bachelorarbeit, in der der Studierende die Umsetzung seiner wissenschaftlichen Kenntnisse in Praxislösungen zeigen kann. Abgerundet wird das Studienangebot durch Exkursionen, Planspiele, Rhetorikveranstaltungen und Rollenspiele.

Über 100 duale Partner

Über 100 Handwerksbetriebe schicken ihre Studierenden an die Duale Hochschule Baden-Württemberg, sie sind „duale Partner“ der Hochschule und müssen in ihren Betrieben die nötigen Voraussetzungen schaffen, in den Praxisphasen die vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte vermitteln zu können.

Wohin geht die Entwicklung des Studiengangs in den nächsten Jahren? „Die Bachelorausbildung bleibt ein wichtiger Bestandteil zum Erwerb von Führungsqualifikationen in kleineren und mittleren Handwerksbetrieben“, ist Rössle überzeugt. Ein bereits konzipierter und auf die handwerklichen Verhältnisse ausgerichteter Masterstudiengang werde dazu eine sinnvolle Ergänzung werden.

Bundesweit gibt es rund 60 duale Studiengänge, die sich in erster Linie an Handwerker wenden, die Studienfächer sind so vielfältig wie das Handwerk. Doch nur in Stuttgart gibt es den Studiengang Betriebswirtschaftslehre für das Handwerk, aus dem auch in den nächsten Jahren Führungskräfte heranwachsen.