- Ist-Analyse Die fünf häufigsten Probleme bei der Nachfolge

Was bringt viele Unternehmer dazu, bis weit über das eigentliche Rentenalter hinaus ihren Betrieb zu führen? Nadine Schlömer-Laufen, Expertin beim „Institut für Mittelstandsforschung“ (IfM) in Bonn, hat die typischen Problemfelder bei der Übergabe an einen Nachfolger zusammengefasst.

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Die fünf häufigsten Probleme bei der Nachfolge

Problemfeld 1: Verdrängung
Jeder fünfte Unternehmer blendet das Thema Nachfolge einfach für sich aus (siehe Grafik Seite 9), weil allein die Beschäftigung mit der ungeliebten Materie Zukunftsängste aufkommen lässt. Das ist zwar menschlich nachvollziehbar, lässt aber wertvolle Zeit für einen systematischen Übergabeprozess ungenutzt verstreichen.

Problemfeld 2: Die ZeitDie häufige Angst „vor dem Loslassen“ führt oft dazu, dass die Unternehmer den Übergabeprozess viel zu spät einleiten. Zwar ist der Zeitbedarf für Nachfolgeplanung und -abwicklung individuell sehr verschieden, laut Statistik des Bonner IfM wird fast jede zweite Übergabe innerhalb von zwei Jahren abgewickelt, in 13 Prozent der Fälle dauert es jedoch drei Jahre und mehr.

Problemfeld 3: Falscher NachfolgerNicht jedes Kind eines Unternehmers ist automatisch für den Chefsessel geboren. Diese Erkenntnis ist zwar keineswegs neu, wird aber gerade von besonders engagierten „Vollblutunternehmern“ gerne ignoriert. In dem Bemühen, für den Nachwuchs ein passendes Betätigungsfeld zu finden, wird die künftige Unternehmensstrategie nicht an den Markterfordernissen, sondern vor allem an den individuellen Präferenzen des potenziellen Nachfolgers ausgerichtet. Je größer die Differenz zwischen beiden Strategien ist, desto schwerer wird es jedoch, das Unternehmen in der Erfolgsspur zu halten.

Problemfeld 4: Mangelnde Kommunikation
Leistungsfähige und engagierte Mitarbeiter sind für jeden Betrieb ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Wird die Nachfolgeregelung nicht rechtzeitig und ausführlich kommuniziert, entstehen Zukunftsängste und Reibungsverluste. Laut IfM-Analyse verlassen langjährige Leistungsträger nach jeder fünften erfolgten Übergabe den Betrieb, bei nahezu jedem zweiten Unternehmen gestaltet sich der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zu den bisherigen Führungskräften für den Nachfolger schwieriger als erwartet.

Problemfeld 5: Zu wenig Innovation
Wer über viele Jahre hinweg ständig „das Ohr am Markt“ hatte, um den Kunden die gewünschten Verbesserungen und Innovationen zu bieten, hat oft nicht mehr die Kraft und Energie für notwendige Veränderungen. Je nachdem, wann die unternehmerische Dynamik nachlässt, können so auch bes-tens eingeführte Unternehmen ihre vormals exzellente Marktposition verlieren. Mit der Folge, dass die Attraktivität und damit auch der Unternehmenswert deutlich fallen und sich das Unternehmen am Markt nur noch schlecht verkaufen lässt.