Die diplomatische Reformerin

Heidi Kluth ist das neue Gesicht an der Spitze der Unternehmerfrauen. handwerk magazin hat sie in ihrem Betrieb im Süden von Hamburg besucht und mit ihr über Ziele und Grenzen des Ehrenamtes gesprochen.

Die diplomatische Reformerin

Die Mitstreiterinnen beschreiben sie als direkt im Gespräch und pragmatisch in der Umsetzung ihrer Ziele. Heidi Kluth, die neugewählte Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk, bringt ihre Anliegen gerne auf den Punkt. Ein gemeinsamer Konsens ist ihr aber wichtig. Dazu gehört auch Kompromissbereitschaft, so die 55-Jährige. „Mit vier Kindern und als Mitgeschäftsführerin eines Betriebs mit zwölf Mitarbeitern kann man nicht immer seinen Willen durchsetzen“, sagt die Unternehmerin.

Vor drei Jahren hat Kluth bereits als Bundesvorsitzende kandidiert, verlor aber mit zwei Stimmen gegen ihre Vorgängerin, Ursula Jachnik. „Das Thema war dann für mich erledigt“, meint sie im Rückblick. 2009 sollte sie sich erneut zur Wahl stellen. Leicht ist ihr die Entscheidung nicht gefallen, noch einmal anzutreten. Auch die Familie und der Betrieb spielten dabei eine Rolle. „Mein Mann steht positiv zum Ehrenamt. Er fand das gut“, erklärt sie im Gespräch. Schwieriger sei die Diskussion mit ihrem Sohn Oliver gewesen, der im elterlichen Betrieb mitarbeitet und seine Mutter, die als Betriebswirtin des Handwerks den kaufmännischen Bereich leitet, lieber im Unternehmen sieht, wo das Geld verdient wird.

Mehr Konsens erreichen

Auf der Jahrestagung in Soltau ist sie dann doch als Kandidatin angetreten. Die Frauen haben sie einstimmig gewählt. „Aber zu meinen Bedingungen – Landesvorsitzende der Unternehmerfrauen in Niedersachsen werde ich bleiben“

Im Bundesverband dürfte der Spaßfaktor geringer ausfallen:Hier stehen Diskussionen und Überzeugungsarbeit auf der Agenda. Auch wenn sie das so nicht sagt, zwischen den Zeilen hört man raus, dass dort viel Arbeit wartet.

Erste Priorität hat für Heidi Kluth in den nächsten drei Jahren vor allem die regionale Mitgliederwerbung, die Ansprache von jungen Frauen im Handwerk – in erster Linie in den Städten, wo die Unternehmerfrauen traditionell nicht so stark vertreten sind. Auch Information und Beratung gerade der Jüngeren zu Themen wie Absicherung und Altersvorsorge stehen auf ihrer Agenda.

Außerdem will sie die Landesverbände von einer besseren Zusammenarbeit überzeugen. „Es gibt noch zu wenig Austausch über geplante Aktionen und zuwenig regional übergreifende Zusammenarbeit“, formuliert sie zwar vorsichtig, aber eben doch geradeheraus.

Bei den Landesverbänden sind auch die Unternehmerfrauen in Baden-Württemberg gemeint, die sich vor sieben Jahren aus dem Bundesverband verabschiedet haben. Die Unternehmenfrauen im Süden möchte Heidi Kluth wieder im Bundesverband sehen – und sie sei auf einem guten Weg. „Ich habe den Kontakt zu den Baden-Württembergern immer gehalten. Es gab keine Funkstille und es gibt immer einen Weg zurück“, formuliert sie als Angebot an den stärksten Regionalverband mit rund 2000 Mitgliedern.

Eine klare Position finden

Das andere Vorhaben, das Heidi Kluth voranbringen möchte, ist eine klare Positionierung der Unternehmerfrauen in der Handwerksorganisation. Getragen werden soll diese Richtungsentscheidung von den Landesverbänden, der Basis. „Wir müssen uns gemeinsam entscheiden, welche Rolle wir in der Organisation spielen wollen.“

Das ist nicht einfach. Kluth weiß das. Denn damit stellt sie Traditionen und Befindlichkeiten in den Betrieben und der Organisation in Frage. Die Unternehmerfrauen im Handwerk werden von einigen Vertretern der Organisation immer noch als schmückendes Beiwerk wahrgenommen und nicht als gleichberechtigte Partnerinnen, die in der Unternehmensführung sitzen und mitentscheiden. Heidi Kluth will hier nicht gegen Windmühlen kämpfen. Sie ist realistisch, was das Machbare und die Grenzen eines neuen Verständnisses der Frauen im Handwerk angeht:„Wir müssen mit unserem Umfeld leben. Verändern können wir Standpunkte nur mit den Männern in den Betrieben und in der Handwerksorganisation – nicht gegen sie.“

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de