Die besten Transporter für das Handwerk

Nutzfahrzeugpreis | 13 Handwerker testen zwei Tage lang acht Transporter. Das Ergebnis ist eine einmalige Praxisbewertung und ein Ratgeber für die Hersteller.

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    Das Team: 13 Handwerksunternehmer aus den unterschiedlichsten Branchen testeten zwei Tage acht leichte Transporter bis drei Tonnen Gesamtgewicht auf ihre Handwerkstauglichkeit.
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    dfp 2011
    © handwerk magazin
    Jubiläum: Zum zehnten Mal führten handwerk magazin und die Deutsche Handwerks Zeitung den Nutzfahrzeugpreis durch.
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    Harald Schomburg
    © VW
    „Wir sind stolz darauf, den Deutschen Nutzfahrzeugpreis gewonnen zu haben.“Harald Schomburg, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei Volkswagen Nutzfahrzeuge.
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    © Andreas Bröckel
    Beim Fahrtest über eine ausgewählte Route quer durch das Allgäu machte der Mercedes Vito eine sehr gute Figur. Am meisten beeindruckte die Tester die Agilität und der Fahrkomfort des Transporters aus Stuttgart.
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    Jens Stollberg
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    „Der VW T5 ist am besten verarbeitet, auch das Äußere ist stimmig.“Jens Stollberg, Elektro Stollberg, Erfurt.
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    Wolfgang Schott
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    Unternehmer Wolfgang Schott prüft penibel, wieviel Ladung möglich und ob sie gut zu sichern ist.
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    Josef Eibl
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    „Der Mercedes Vito hat richtig viel Platz, im Laderaum und auf dem Fahrersitz.“Josef Eibl, Schreinerei Eibl, Aham-Loizenkirchen.
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    Robert Klauer
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    Tester Robert Klauer prüft, ob er im Motorraum des VW T5 noch selbst etwas reparieren könnte.
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    Georg Göttinger
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    „Der Fiat Scudo lässt sich leicht rangieren, man hat eine gute Rundumsicht.“Georg Göttinger, Elektro Göttinger, Kirchhaslach.
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    © Axel Griesch
    Autor: Reinhold Mulatz

Die besten Transporter für das Handwerk

Der enge Durchstieg zwischen Fahrer und Beifahrerseite war wohl schuld, dass der Mercedes Vito nicht den ersten Rang belegte. Am Ende war es ein knappes Rennen zwischen dem ersten und dem zweiten Platz: Sieger wurde der Volkswagen Transporter T5, vor Mercedes Vito, auf dem dritten Rang landete der Fiat Scudo.

Zwei Tage testeten 13 Handwerksunternehmer beim „Deutschen Nutzfahrzeugpreis 2010/2011“ acht Fahrzeuge, dieses Mal in der Kategorie leichte Transporter bis drei Tonnen Gesamtgewicht. Zum zehnten Mal führte Holzmann Medien, der Verlag, in dem handwerk magazin und die Deutsche Handwerks Zeitung erscheinen, am Verlagsstandort in Bad Wörishofen den Wettbewerb durch. Es ist ein lupenreiner Praxistest, denn die Handwerker, alle Leser von handwerk magazin und der Deutschen Handwerks Zeitung, nehmen in einer Stand- und einer Fahrprüfung die Fahrzeuge genau unter die Lupe. Zusätzlich fließt eine Wirtschaftlichkeitsberechnung der Dekra in das Ergebnis ein.

„Für die Automobilhersteller sind das wichtige Hinweise“, resümierte handwerk-magazin-Verleger Alexander Holzmann, deshalb messe die Industrie dem Deutschen Nutzfahrzeugpreis auch großen Wert zu. „Hier haben Handwerker die einmalige Chance, auf die zukünftige Gestaltung von Nutzfahrzeugen Einfluss zu nehmen“, so Holzmann. Ziel des Wettbewerbs ist es, den Herstellern nützliche Anregungen und Tipps für praxisnahe Entwicklungen zu liefern.

Acht am Start

An den beiden Testtagen auf dem Firmengelände von Holzmann Medien standen acht Transporter bereit: Citroën Jumpy, Fiat Scudo, Ford Transit, Mercedes Vito, Opel Vivaro, Peugeot Partner, To-yota Hiace, VW Transporter T5. Abgesagt hatten Renault und Nissan. Die leichten Transporter sind die „Brot- und Butterautos“ des Handwerks, sie haben den größten Marktanteil in diesem Wirtschaftsbereich. 86 Prozent der Betriebe besitzen Fahrzeuge in der Gewichtsklasse bis 3,5 Tonnen, besagt eine Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

Penible Standwertung

Der erste Tag begann für die Handwerker mit schweißtreibender Arbeit. „An das Reserverad beim Mercedes Vito kommt man ganz schlecht ran“, bemängelte Franz Neumer, Metallbauer aus Ludwigshafen, als er sich bei der Standbewertung unter das Auto legte. Hier prüften die Tester bei allen Fahrzeugen Fahrerkabine, Laderaum, aber auch Design und Wartungsfreundlichkeit. Dabei zeigte sich schnell, worauf es den Handwerkern bei den Fahrzeugen ankommt. So lobte Josef Eibl, Schreiner aus dem bayerischen Aham-Loizenkirchen, die Beinfreiheit beim Ford Transit: „Auch bei den Ablagemöglichkeiten ist der Transit spitze“, fand Unternehmer Eibl. Den Durchstieg zwischen Fahrer- und Beifahrerseite, im Handwerks-alltag häufig nötig, fand Eibl im Mercedes viel zu eng, weit besser sei da der VW T5.

Nachdem alle Tester die Transporter akribisch untersucht und ihre Noten in die Bewertungsbögen eingetragen hatten, stand das erste Teilergebnis des Nutzfahrzeugpreises, die Standwertung, fest: Platz eins für den VW T5, dicht gefolgt von Mercedes Vito und dem Ford Transit.

Dass am Ende die beiden deutschen Premiumhersteller die Nase vorne hatten, wunderte die Handwerkstester nicht. „Ein Firmenfahrzeug ist immer auch ein Statussymbol für den Betrieb“, findet Schreinermeister Eibl. Und da sei für viele seiner Kollegen der Kaufpreis nicht so wichtig wie das Markenimage. Elektrounternehmer Jens Stollberg aus Erfurt sieht das ähnlich. „VW hat einen guten Ruf, das spielt beim Kauf eines neuen Wagens für den Fuhrpark schon mit.“

Dass die Handwerker sich mit dem Ruf einer Marke aber nicht begnügten, zeigte sich gleich am er-ten Testtag bei der Standprüfung: Da wurden Laderäume exakt vermessen, Schiebetüren penibel untersucht und die Rundumsicht kontrolliert. In den Bewertungsbögen war dann auch manche Kritik zu lesen. Schlecht zugängliche Ölmessstäbe wurden genauso moniert wie zu schmale Sitze oder unsaubere Verarbeitung. Auch ein „ist sein Geld nicht wert“ fand sich mitunter in der Endabrechnung der Tester.

Damit die Handwerker die beste Vergleichsmöglichkeit hatten, legte die Jury genau fest, welchen Fahrzeugtyp mit welcher Motorisierung und welcher Ausstattung die Hersteller für den Test anliefern sollten. „Verlangt waren Kastenwagen mit Lkw-Zulassung und einem Dieselmotor mit mindestens 74 und höchstens 88 kW“, fasst Jurymitglied Robert Domina die Kategorien zusammen.


Entscheidung auf der Straße

Als es am zweiten Testtag auf die Piste ging, konzentrierten sich die Handwerker auf Straßenlage, Motorisierung, Schaltung, Fahrgeräusche und Sitzposition. „Der Pedalabstand ist beim Toyota Hiace viel zu eng“, befand Schreinermeister Michael Harter aus Schiltach gleich nach der ersten Probefahrt. Jeder Tester fuhr mit jedem Transporter über einen Kurs mit Autobahn, Landstraße und Ortsverkehr und gab anschließend sein Votum ab. „Der zieht am Berg richtig gut durch“, zeigte sich zum Beispiel Malermeister Georg Pelzer aus Birgden bei Aachen vom Fiat Scudo überrascht, kritisierte aber den lauten Motor. Und Fliesenleger Wolfgang Schott aus Mücke in Hessen lobte die Zweier-Sitzbank beim Opel Vivaro: „Da kann ich auch mal drei Mann auf die Baustelle schicken.“ Eine zu hakelige Schaltung monierte Elektrounternehmer Jens Stollberg beim Volkswagen, und Schreinermeister Eibl befand die Straßenlage des Citroën als „zu schwammig“.

Nach dem Fahrtest ergab sich ein anderes Bild. Die Jury errechnete aus den Bewertungen den Mercedes Vito als Sieger, vor Volkswagen T5 und Opel Vivaro.

Überraschung am Schluss

Die Entscheidung brachte die Wirtschaftlichkeitsberechnung. Denn für das Gesamtergebnis ging die Standbewertung mit 55 Prozent ein, die Fahrbeurteilung mit 25 Prozent und die Wirtschaftlichkeitsberechnung mit 20 Prozent. Diese wurde von der Dekra für jedes Fahrzeug ausgerechnet, auf der Grundlage von Kaufpreis, Verbrauch, Betriebskosten (Versicherung, Steuer) sowie Reparaturkosten.

Nach mehrmaligem Nachrechnen präsentierte die Jury das Endergebnis: Platz eins für den Volkswagen Transporter T5, Platz zwei für den Mercedes Vito und Platz drei für den Fiat Scudo.

Dass die Wirtschaftlichkeitsberechnung noch für Überraschungen sorgte, zeigte der dritte Platz des Fiat Scudo. Er konnte seine durchschnittlichen Bewertungen bei Stand und Fahren durch seine günstigen Kosten kompensieren. Bei der Wirtschaftlichkeit schlägt der Kaufpreis mit fast 90 Prozent in der Gewichtung zu Buche, gefolgt vom Verbrauch mit fast zehn Prozent.

Vier Prozent lagen am Ende zwischen dem Zweiten Mercedes Vito und dem Ersten T5. Der Vito entschied zwar die Fahrwertung für sich, musste sich aber in der Standwertung und vor allem in der Wirtschaftlichkeit dem T5 geschlagen geben. Denn der Mercedes ist teurer und hat einen höheren Verbrauch. Allerdings wird der beim Nutzfahrzeugpreis getestete Vito im Herbst durch ein komplett neues Modell ersetzt. handwerk magazin wird den neuen Vito in einer der nächsten Ausgaben vorstellen.

Harald Schomburg, Vorstand für Vertrieb und Marketing von Volkswagen Nutzfahrzeuge, freute sich über den Erfolg des T5. „Was zwei Jahre vorher beim Deutschen Nutzfahrzeugpreis dem Volkswagen Caddy gelang, schaffte nun in der Kategorie bis drei Tonnen auch sein größerer Bruder“, so Schomburg. Das Urteil dieser sehr wichtigen Nutzergruppe zeige, dass der neue Transporter T5 die hohen spezifischen Anforderungen dieser professionellen Anwender noch optimaler erfülle, so der VW-Vorstand.

Finale auf der IAA

Die Preisverleihung des Deutschen Nutzfahrzeugpreises findet am 24. September 2010 auf der IAA-Nutzfahrzeuge, der größten Messe für diesen Bereich, in Hannover statt. Dort werden die Vertreter der Fahrzeugbauer dann auch genügend Gelegenheit haben, sich genau zu erkundigen, was den Handwerkern bei Transportern wichtig ist. Denn alle Tester sind bei der Preisverleihung in Hannover mit dabei und werden den Vorständen von VW, Mercedes und Fiat gerne erzählen, was ein Transporter im harten täglichen Einsatz alles leisten muss, um das Prädikat „handwerkstauglich“ zu bekommen.

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de

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Eine Tabelle mit den Daten der Testfahrzeuge und ein Video von den Testtagen finden Sie im Internet. Hier können Sie auch Ihre Erfahrungen mit den Transportern schildern.
handwerk-magazin.de/nutzfahrzeugpreis

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