Deutschlands beste Senkrechtstarter im Handwerk

Hamburg, 22. September 2012. Mit Möbeln, Wärmepumpen und Frisuren, vor allem aber mit cleveren Geschäftsmodellen haben es drei vorbildliche Unternehmen aufs Siegertreppchen geschafft. Am Samstag wurden sie auf dem Bundeskongress der Handwerksjunioren in Hamburg zu den „Top Gründern im Handwerk“ gekürt. Insgesamt 42 weibliche und 58 männliche Handwerker hatten an dem bundesweiten Wettbewerb teilgenommen. Ehrengast Peter Maffay, dessen Stiftung durch die Aktion „Deutsches Handwerk hilft“ gefördert wird, würdigte die Tatkraft und Innovationsfreude der Unternehmer. Ihre Erfolgsgeschichten zeigen, welche Chancen eine Existenzgründung im Handwerk bietet.

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    Sieger und Laudatoren
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    Die Sieger bei der Preisverleihung, zusammen mit Peter Maffey

„Die drei Top Gründer verkörpern die faszinierenden Marktchancen im Handwerk“, sagt Holger Externbrink, Chefredakteur von ´handwerk magazin´ und Mit-Initiator des Wettbewerbs. „Mit ungewöhnlichen Konzepten, Leidenschaft und unerschütterlichem Glauben an sich sind sie echte Vorbilder und machen anderen Mut zur Unternehmensgründung.“ 

Ausgelobt wurde der 12. Top Gründer Wettbewerb von ´handwerk magazin´ mit seinen Partnern Signal Iduna Gruppe und Adolf Würth GmbH & Co. KG sowie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks unter der Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums.

In der Jury engagierten sich Frank Berting (Junioren des Handwerks), Franz Falk (Handwerkskammer Region Stuttgart), Dieter Münch(Adolf Würth GmbH & Co. KG), Dr. Rainer Neumann (Zentralverband des Deutschen Handwerks), Dirk Schnittger (SIGNAL IDUNA Gruppe) und Holger Externbrink.

Teilgenommen haben 100 Selbständige aus 25 Gewerken, die ihren persönlichen Weg zum Erfolg präsentierten. Stark vertreten waren Friseure, Elektrotechniker, Bäcker/Konditoren, Schreiner und Zimmerer – gefolgt von den Gewerken Heizung/Sanitär, Metallbau, Maler, Modedesign/Schneiderei, Maurer/Betonbau und Kfz-Technik. Auch Meister der Glasbläserei, Hausmeisterei, Raumgestaltung und des Vergolderhandwerks nahmen teil. Die Altersverteilung weist 29 Bewerber bis 30 Jahre auf, 42 im Alter von 31-40, 28 Teilnehmer sind 41-50 Jahre alt und einer 59.

Die Sieger

„Nur der Bessere kann sich behaupten“ – seinen Wahlspruch hat der 40-jährige Oliver Nick aus Leonberg in seinem Wärmepumpen-Unternehmen überzeugend wahrgemacht und gewann den ersten Platz, dotiert mit 10.000 Euro. Den Weg in die Selbständigkeit hat der Schwabe systematisch geplant. Nach der Lehre als Elektroinstallateur studierte er „Elektrische Energietechnik“ und „Versorgungs- und Umwelttechnik“. Im Verlauf der Diplomarbeit erfand er ein Regelsystem zur Leistungssteigerung von Wärmepumpen und meldete es zum Patent an. „Ich habe mich schon als Student mit Entrepreneurship befasst und auf die Selbständigkeit vorbereitet“, beschreibt der Schwabe seinen Werdegang. 2008 gründete er sein Spezialunternehmen für die Installation von Wärmepumpen. Dafür ist Wissen aus drei Handwerksberufen nötig: Elektro-, Heizungs- und Kältetechnik. Nicks Unternehmen vereint alle drei Gewerke – mit klaren Kosten- und Effizienzvorteilen gegenüber der Konkurrenz. „Der Jungunternehmer kann mit Recht stolz sein auf die Betriebsentwicklung“, so Laudator Norbert Heckmann von der Adolf Würth GmbH & Co KG. Sein Lohn: Die Auftragsbücher sind voll.

„Wir sind designverrückt, mit Spaß an der Gestaltung und Freude an unserem Handwerk“, bekennen Julia Danckworth (Tischlermeisterin und Meisterdesignerin) und Kompagnon Ike Formen (Tischler und Möbeldesigner). Sie konnten sich über den zweiten Platz mit 5.000 Euro Prämie freuen. Ihr Aachener Unternehmen „handwert möbeldesign“ entwirft und baut außergewöhnliche Möbel und entwickelt individuelle Raumkonzepte. Ideenreiches Handwerk, das stets gemeinsam mit dem Kunden umgesetzt wird. Nicht nur die Kreativität der 35- und 33-jährigen Jungunternehmer überzeugte die Jury, sondern auch die gute Vorbereitung der Existenzgründung. „Frau Danckworth hat gezielt Erfahrung im Ausland erworben, ließ sich intensiv beraten und setzte die Tipps der Profis um“, würdigte Dirk Schnittger (Signal Iduna Gruppe) die unternehmerische Leistung. Anerkennenswert sei auch das hohe Engagement für die Ausbildung von Jugendlichen.

Als dritter Sieger im Rennen um die vorbildlichsten Handwerksgründer konnte Friseurmeister Klaus-Peter Sprenger, 41, einen Scheck über 2.000 Euro entgegennehmen. „Den eigenen Salon zu führen, war schon immer mein Ziel“ sagt der Chef von „Hair Sprenger“. Nach der Lehre im elterlichen Betrieb ging er mit 16 auf ein renommiertes Friseur-Internat. Mit 20 war er jüngster Ausbilder in Deutschland. Wichtige Erfahrungen, um im hart umkämpften Markt zu bestehen, sammelte er als Trainer und Dozent im In- und Ausland. Sprengers Überzeugung wuchs, dass er auch als Billiganbieter mit einer ausgefeilten Strategie hervorragende Chancen hätte. Er übernahm ein Lizenzkonzept und eröffnete in Neukirchen-Vluyn in drei Jahren drei Läden, davon einen hoch- und einen niedrigpreisigen in der gleichen Straße. „Möglich ist diese ungewöhnliche Kombination aus Premium- und Billigsalon nur durch seine klare Zwei-Marken-Strategie“, betonte Ministerialdirigent Schönleiter vom Bundeswirtschaftsministerium. Preiswürdig fand die Jury zudem die hohen Investitionen in die Weiterbildung der 20 Mitarbeiter und das ideenreiche Marketing mit Fotoshootings, Schmink- und Stylingseminaren oder Charity-Aktionen.

Kontakt in der Redaktion: Holger Externbrink, Telefon 089-89 82 61-10,

E-Mail: holger.externbrink@handwerk-magazin.de

Bild 1: von links nach rechts: Norbert Heckmann, Adolf Würth GmbH& Co.KG; Klaus-Peter Sprenger; Dirk Schnittger, Signal Iduna; Peter Maffay; Oliver Nick; Ike Formen; Julia Danckworth; Ulrich Schönleiter, bmwi

Bild 2: Klaus-Peter Sprenger, Peter Maffay, Oliver Nick, Ike Formen, Julia Danckworth