Interview „Der Einsatz neuer Technologien wird an Bedeutung zunehmen“

Interview

„Der Einsatz neuer Technologien wird an Bedeutung zunehmen“

hm: Seit 20 Jahren prämiert der Baden-Württembergische Handwerkstag als
Mitveranstalter des Prof.-Adalbert-Seifriz-Preises herausragende Beispiele für gelungenen Technologietransfer. Warum widmen Sie gerade diesem Thema so viel Aufmerksamkeit?

Dr. Richter: Die große Zahl und vielfältige Struktur der Handwerksbetriebe ist ein ideales Saatfeld für Produktinnovationen, für neue Dienstleistungskonzepte oder ganz schlicht für viel Kreativität. Ein Teil des Saatgutes liegt in unseren Hochschulen bei den Forschungseinrichtungen. Der Seifriz-Preis dient dem Finden dieses Saatgutes. Er bringt Meister und Professoren an einen Tisch und ist damit Pate zahlreicher Erfolgsgeschichten.

hm: Sind denn neue Technologien tatsächlich für viele Handwerksbetriebe wichtig? Schließlich gibt es zahlreiche Branchen, in denen sich die Unternehmer eher durch Dienstleistungsqualität oder Kundenorientierung auszeichnen können als durch den Einsatz neuer Produktionsverfahren oder innovativer Werkstoffe.

Dr. Richter: Die technologische Entwicklung fordert, wenn auch in unterschiedlicher Stärke, alle unsere Betriebe heraus. Das gilt für die produzierenden Handwerke genauso wie für die Dienstleister. Denn wenn sich unser Marktumfeld ändert, müssen wir uns auch im Handwerk fragen, wie wir darauf reagieren. Und hier liegt sehr häufig die Antwort darin, die unterschiedlichen Aspekte neuer Technologie kreativ und individuell auf den Kunden zugeschnitten neu zu nutzen. Das ist bereits Technologietransfer.

hm: Haben die ausgezeichneten Unternehmen Ihrer Meinung nach einen Vorbildcharakter für andere Unternehmen in der eigenen oder anderen Branchen?

Dr. Richter: Auf jeden Fall. Diese Beispiele zeigen, dass die Kooperation zwischen Handwerksbetrieb und Hochschuleinrichtung machbar ist. Sie funktioniert. Solche Beispiele sagen mehr aus als Leitfäden. Hier liegt der Stellenwert des Seifriz-Preises – und hier liegt auch die Bedeutung der Mitträgerschaft dieses Preises durch das handwerk magazin.

hm: Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Einsatz neuer Technologien im Handwerk entwickeln?

Dr. Richter: Der Einsatz neuer Technologien wird an Bedeutung zunehmen. Zum einen werden wir durch die zuliefernde Industrie, aber auch durch die Integration der Handwerke in komplexe gewerkeübergreifende Problemlösungen dazu gezwungen. Hier geht es längst nicht mehr ohne den Einsatz von IT, von neuen Werkstoffen oder neuen Organisationskonzepten. Überall dort, wo es in den Handwerksbetrieben gelingt, neue Technologien rasch und individuell zu integrieren, schaffen wir auch einen Sicherheitsabstand hin zur Schattenwirtschaft.

hm: Werden Sie den Prof.-Adalbert-Seifriz-Preis auch weiterhin unterstützen?

Dr. Richter: Selbstverständlich – würden wir dies nicht tun, würden wir das falsche Zeichen setzen. Das Handwerk hat immer neue Technologien adaptiert. Deshalb liegt im Technologietransfer auch weiterhin die Zukunft des Handwerks.